Einem Brauch auf der Spur

Altrich · Lucky will in diesem Jahr auch mitgehen, wenn die Rappelkinder am Freitag und Samstag vor Ostern durchs Dorf ziehen. Dazu will er in diesem Jahr eine eigene Rappel haben. Franz Traut aus Altrich hat ihm versprochen, ihm eine zu bauen. Lucky darf dabei sogar zusehen.

 Diese Teile braucht man, wenn man eine Rappel bauen will. Wenn Franz Traut sie zusammengesetzt hat, ist Luckys Rappel fertig. TV-Foto: Christina Bents

Diese Teile braucht man, wenn man eine Rappel bauen will. Wenn Franz Traut sie zusammengesetzt hat, ist Luckys Rappel fertig. TV-Foto: Christina Bents

Altrich. Mächtig laut ist es im Keller von Franz Traut aus Altrich (Kreis Bernkastel-Wittlich), wenn er mit einer selbst gebauten Rappel einmal so richtig loslegt. Da muss Lucky sich die Ohren zuhalten! Aber laut müssen die Rappeln, die ein bisschen wie ein Nistkasten für Vögel mit Kurbel aussehen, schon sein. Denn sonst hören die Leute sie nicht. Und dann wissen sie nicht, dass jetzt Mittagszeit ist oder dass sie in die Kirche kommen sollen. Und warum die Rappeln? An Karfreitag und Karsamstag ersetzen sie in katholischen Gemeinden die Glocken (siehe Extra).
Franz Traut war früher Wagner. Er hat Anhänger, Handwagen und landwirtschaftliche Geräte aus Holz gebaut. Auch heute hat er noch gern mit Holz zu tun. Deshalb baut er jetzt als Rentner Rappeln. Lucky will sich gerne eine aussuchen. Sie soll nicht zu groß sein, weil er selbst ja auch nicht so groß ist. Schließlich muss er damit durch den ganzen Ort laufen. Und sie soll gut klingen und hübsch aussehen.
Der Rentner kann Rappeln in sechs verschiedenen Größen bauen, die kleinsten sind 27 Zentimeter groß. Die sind schon für sehr kleine Kinder geeignet. Und es gibt welche, die 50 Zentimeter groß sind.
Damit können auch Erwachsene Krach machen. Denn in manchen Orten, wie beispielsweise in Piesport an der Mosel, gehen sogar erwachsene Männer rappeln. Franz Traut: "Mit den Jahren hat sich das schon geändert. Früher sind meistens erst Kommunionkinder rappeln gegangen, und heute gehen Kinder mit vier Jahren mit."
Um die Rappeln zu bauen, benutzt Franz Traut Holz, das schon seit zwei Jahren in seinem Schuppen trocknet. "Meistens nehme ich Buchen- oder Eichenholz, weil das einen sehr schönen Klang hat", erklärt er Lucky. Dann sägt er die Bretter für den Außenkasten mit der Kreissäge auf die passende Länge, je nachdem, wie groß die Rappel werden sollen.
Am Ende noch ein Band dran


Die Bretter sind zwischen neun und zwölf Millimeter dick. Das ist ungefähr so dick wie ein Frühstücksbrettchen. Für das Innenleben braucht er eine Rolle mit Stiften, Federbrettchen, die dann von der Walze gedreht werden, und die Kurbel, damit man das Ganze drehen kann. In seiner Werkstatt hat er eine Drehbank, für die runden Teile, verschiedene Hobel und Feilen. Am Schluss wird alles zusammengesetzt und verleimt. Es kommen noch Nägel hinein.
Dann schleift Franz Traut die Kanten ab, damit Lucky sich nicht wehtut.
Damit die Rappeln auch schön aussehen, werden sie noch mit Leinöl eingerieben. Das ist ein Öl, das goldgelb aussieht. Nun noch ein Band zum Umhängen dran, und fertig! Jetzt kann Lucky seine Rappel mit nach Hause nehmen und sich darauf freuen, dass er mit seiner eigenen Rappel losziehen kann.
Rappeln

Extra

In katholischen Orten verstummen am Donnerstag vor Ostern in den Kirchen die Glocken, um an den Tod Jesus zu erinnern. Andere sagen: Die Glocken fliegen dann nach Rom. Erst in der Osternacht läuten sie wieder. Die Glocken werden in der Zwischenzeit durch Rappeln ersetzt. In manchen Orten sagt man auch Klappern oder Kläppern. chb

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