Einkaufen zum Beruf gemacht

TRIER. Der letzte Lebensmittelkiosk im Dorf hat seine Türen geschlossen – aber die Fahrt in die Stadt zum Einkaufen muss nicht sein: Ex-Zivilidienstleistende haben einen Einkaufs-Lieferservice namens "Altisi" für die Region Saarburg gegründet.

Rasch noch die beiden flachen Transportkisten in die Einkaufswagen gelegt, dann betreten Alexander Becker und Simon Hoffmann auch schon den Supermarkt. In einer Hand die Einkaufsliste, gehen die beiden jungen Männer auf Shoppingtour - der übliche Samstagseinkauf in Saarburg, könnte man meinen. Äpfel, Tomaten, Margarine und Backpulver stehen unter anderem auf der Liste, "wir brauchen noch Yoghurt", sagt Becker, und schon ist er in einem der Regalgänge verschwunden. Etwa eine Viertelstunde später stehen beide an der Kasse, auch Grapefruits sind hinzugekommen. Dann noch eine Kiste mit Sprudel sowie in der benachbarten Metzgerei etwas Fleisch eingekauft - das Einzige, was jetzt noch aussteht, ist die Übergabe der Lebensmittel.Auch junge Leute als Zielgruppe

Becker und Hoffmann kaufen für andere ein. Die beiden 22-Jährigen aus Irsch und Saarburg haben den "Altisi Einkaufs-Lieferservice Gbr" gegründet, das "ti" in der Mitte steht für Mitgründer Timo Rahlmeyer, der aus beruflichen Gründen wieder aussteigen musste. "Die Oase in der Servicewüste Deutschland" steht selbstbewusst in großen Buchstaben auf der Internet-Homepage der Firma, die sich auf den Raum Saarburg konzentriert. Die Idee ist den Studenten im Zivildienst (Rettungsdienst, Krankenhaus) entstanden, nach der ersten Testphase mit Freunden und Verwandten im Sommer vergangenen Jahres wurde Altisi im Dezember 2004 offiziell aus der Taufe gehoben. Man verstehe sich als "Angebot für die Region", erklärt Becker. Er verweist auf ältere Menschen in der Region, insbesondere sie seien davon betroffen, dass es in Orten wie Irschbei Saarburg oder Tawern kaum noch Lebensmittelläden gebe. Ihre Dienstleistung richte sich jedoch auch an Berufstätige und Familien. Sie alle bräuchten "einen preisgünstigen Lieferservice für Lebensmittel und Verbrauchsgüter sowie Getränke". Erste Kunden hat man bereits, an diesem Samstagvormittag sind Becker und Hoffmann für eine ältere Dame aus Irsch unterwegs. Die Firmengründer setzen auf den persönlichen Kontakt, auf Wunsch holen sie beispielsweise den ausgefüllten Bestellzettel auch direkt an der Haustür des Kunden ab. Bestellt werden kann bis zu jedem Freitag, zudem per Fax, Telefon oder Internet. Ausgeliefert wird im Laufe des Samstags. Beworben wird das Konzept mit Flyern und einem großen Werbeplakat in einem Saarburger Schaufenster. Die Jungunternehmer offerieren kostenlosen Ersteinkauf und Treuepunkte, sie werden zudem von verschiedenen Einzelhändlern unterstützt. Becker und Hoffmann setzen jedoch vor allem auf die Mund-zu-Mund-Propaganda, die persönliche Empfehlung. Dass noch mehr Potenzial im Konzept steckt, haben die beiden schon auf ihrer Firmen-Webseite angekündigt: Geplante "24-Stunden-Kits" sollen aus einer Versorgungsnotlage heraushelfen, angeliefert werden Pakete mit Bier, Cola, Würstchen und Brötchen ("Grill") oder nur Bier und Cola mit Kartoffelchips ("Party"). Zielgruppe sind junge Leute. Die Idee müsse gründlich umgesetzt werde, sagt Hoffmann, auch um die 24-Stunden-Verfügbarkeit zu garantieren. Dass die Idee das Zeug zum Renner hat, ist Becker sicher: "Das wird sehnsüchtig erwartet."

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