Elektrofachleute mit öligen Händen

Früher schraubten junge Männer mit ölverschmierten Händen selbst an ihren Autos herum. Heute geht das nicht ohne Computerkenntnisse. Kfz-Mechatroniker verbringen deshalb mehr Zeit am PC als unter der Motorhaube.

 Lehrlinge überprüfen eine Autobatterie mit einem Diagnosetester am PC-Bildschirm. Foto: dpa

Lehrlinge überprüfen eine Autobatterie mit einem Diagnosetester am PC-Bildschirm. Foto: dpa

Bonn/Wolfsburg. Bei jungen Männern steht die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker hoch im Kurs. "Ein Auto zu haben und selbst daran rumschrauben zu können, das hat schon was", sagt Birgit Behrens, Leiterin der Abteilung Berufsbildung beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. "In den Autos steckt ganz viel moderne Technik, und dadurch ist das ein ganz moderner Ausbildungsberuf." 68 000 Azubis gab es 2008 laut dem Statistischen Bundesamt. Den Kfz-Mechatroniker gibt es erst seit 2003. Bis dahin gab es noch den Kfz-Mechaniker, und die Azubis lernten fräsen, drehen und feilen - Aufgaben, die am modernen Auto kein Mensch mehr braucht.

Stattdessen werden an den Autos heute Software-Updates vorgenommen, Diagnosegeräte ausgewertet und Herstellerinformationen aus dem Internet heruntergeladen. "Deutlich mehr als die Hälfte der Arbeit spielt sich am Computer ab", sagt Behrens. "Ölige Hände kriegt man ab und zu zwar immer noch, aber mit denen muss man dann an den PC."

Die Herstellerangaben aus dem Internet sind Grundlage für jede Arbeit am Auto. Genau an diesem Punkt fangen für viele Azubis aber schon die Probleme an, hat Thomas Dick-Freppon beobachtet. Er lehrt Fahrzeugtechnik an einer Berufsschule in Limburg. "Man muss in kurzer Zeit unglaublich viele Informationen sichten und entscheiden, was davon wichtig ist und was nicht."

Bei der Reparatur sind trotz aller Elektronik wieder die klassischen Fähigkeiten als Mechaniker gefragt. "Die Technik nimmt einem die Arbeit nicht ab. Man muss schon wissen, wie der Motor oder die Antriebswelle funktionieren", erklärt Behrens.

Autos müssen heute aber längst nicht mehr nur ordentlich fahren: Das Autoradio ist zum Soundsystem geworden, das Navi sorgt für die Orientierung, die Freisprecheinrichtung für komfortables Telefonieren. Hochkomplexe Systeme wie ABS, ESP und Airbags machen das Fahren sicherer. Dadurch stecken immer mehr Platinen und Computer in Fahrzeugen, über die Kfz-Mechatroniker den Überblick behalten müssen.

Vorbei ist auch die Zeit, als der Mechaniker einfach wortlos an einem Auto herumschrauben konnte. "Der Kontakt zum Kunden spielt eine große Rolle. Viele Kunden wissen, welche Technik in ihrem Fahrzeug ist und wollen dann auch verstehen, was der Mechatroniker da an ihrem Wagen macht", sagt Behrens. "Es ist auf jeden Fall ein Dienstleistungsberuf", findet auch Berufsschullehrer Dick-Freppon. "Das bedeutet auch: Wenn ein Auto bis Feierabend nicht fertig ist, muss man mal ein bisschen länger arbeiten."

Die dreieinhalbjährige Ausbildung ist recht anspruchsvoll: "Einen sehr guten Hauptschulabschluss sollte man schon haben", sagt Behrens.

Auf einen Blick

Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker ist ein dreieinhalbjährige duale Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule. Im dritten Ausbildungsjahr müssen sich die Azubis für eine Vertiefung in einem von vier Schwerpunkten entscheiden: Personenkraftwagentechnik, Motorradtechnik, Nutzfahrzeugtechnik oder Fahrzeugkommunikationstechnik. die Ausbildungsvergütung liegt zwischen 412 und 627 Euro pro Monat im ersten Lehrjahr und 561 bis 782 Euro im vierten. Weiter Infos im Internet unter www.kfzgewerbe.de oder www.vde.com sowie www.vda.de

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