Endlich am rechten Platz

KONZ. Eine standhafte Erbin, ein aktiver Trierer Rechtsanwalt und ein aufmerksamer Museumsdirektor machten es möglich, und eine Portion Glück war auch dabei. Jetzt hat eine wertvolle Spielzeugsammlung einen Platz im Freilichtmuseum Roscheiderhof gefunden. Im kommenden Jahr ist sie zu besichtigen.

Noch stehen in einem Magazinraum des Freilichtmuseums Roscheiderhof eine Reihe von Pappkartons. Unauffällig, aber inhaltsreich. Sie bergen eine wertvolle Spielzeugsammlung. Rund 4000 Spielfiguren hatte die weit gereiste Textilgestalterin und Fachhochschul-Professorin Barbara Schu in aller Welt gesammelt und im Jahr 1989 der Stadt Köln vermacht - mit der Auflage, die Schenkung vollständig auszustellen. "Es handelt sich um Spielzeuge, die als Produkte der Volkskunst angesehen werden müssen", schrieb Dieter Pesch, Direktor des Freilichtmuseums Kommern, in einem Gutachten von 1989. Und weiter: "Vor allem aus dem Erzgebirge ist hier eine umfangreiche Kollektion von seltenen Holzspielzeugen zusammengestellt worden, wie sie sich in dieser Fülle und Qualität weder in Privatsammlungen noch in Museen außerhalb des Erzgebirges antreffen lässt." Geschätzter Wert damals: 450 000 bis 600 000 DM. Heute, 16 Jahre später, dürfte er weitaus höher liegen. Das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum nahm die Sammlung an und druckte sogar einen 100 Seiten starken Katalog mit zahlreichen Farb-Abbildungen. Die attraktive Angelegenheit hatte nur einen Fehler: Im Gegensatz zur Testaments-Verfügung stellte das Museum nur einen Teil der Sammlung aus. Klammheimlich, aber nicht heimlich genug. Durch einen Zufall kam die Region ins Spiel

Anneliese Jährling, die Erbin der Stifterin, die in Köln eine Galerie betreibt und sich in Museumsdingen auskennt, bemerkte den Schwindel, forderte die vollständige Präsentation der Sammlung und schaltete ihren Neffen als Interessenvertreter ein. Damit kam, eher zufällig, die Region Trier ins Spiel. Der Neffe war nämlich kein anderer als der Trierer Anwalt Gilbert Haufs-Brusberg. Der gab den Forderungen juristischen Nachdruck, drohte eine Klage an, als sich in Köln nichts rührte und nahm im Herbst 2004 Kontakt auf zum Museum Roscheiderhof. "Er hatte gesehen, dass unsere Zinnfiguren-Ausstellung ja recht ordentlich ist", sagt Museumsdirektor Ulrich Haas. In Köln suchte die Museumsleitung ihr Heil in Hinhaltetaktik und problematischen Kompromissangeboten. Vergeblich. Um einen peinlichen Prozess mit der Erbin zu vermeiden - inzwischen war eine Klage anhängig -, beschloss der Rat der Domstadt vor wenigen Wochen, die Sammlung freizugeben. Mittlerweile hatte sich auch das Rautenstrauch-Joest-Museum daran erinnert, dass es weder ein Spielzeug- noch ein volkskundliches, sondern ein ethnologisches Museum sei, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" Museumskreise zitiert. Dass also die Sammlung, die man vor 16 Jahren dankend annahm, gar nicht ins Konzept passte. Jetzt sind einige tausend Spielfiguren in Konz-Roscheid angekommen. "Es ist ein Glücksgefühl, so etwas wirklich Einmaliges zu besitzen", sagt Ulrich Haas. Nun steht erst einmal harte Arbeit an. Ein ehemaliger Magazinraum muss hergerichtet werden für die Ausstellung. Die Figuren sind komplett zu inventarisieren. Und dann geht es an die Präsentation. Dabei will das Museum die Exponate in einen historisch-volkskundlichen Zusammenhang stellen. "Die meisten dieser Figuren stammen ja aus wirtschaftlichen Notstandsgebieten", sagt Ulrich Haas. Aus Gegenden also, in denen die Menschen mangels anderer Beschäftigungsmöglichkeiten solche Figuren in Heimarbeit herstellten. Dabei wurden "tolle Techniken" entwickelt. Haas: "Ich bewundere die ungeheure Geisteskraft, mit der sich Menschen mit ganz geringen Mitteln über Wasser halten konnten." Wenn alles gut geht, soll die Schau im August 2006 eröffnet werden. Die Kosten liegen bei 100 000 Euro. Einen Teil davon hat die Sparkasse Trier abgedeckt. Weitere Spender sind willkommen.

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