Endzeit-Stimmung in der Post-Filiale

Seit rund 20 Jahren ist die Deutsche Post damit beschäftigt, ihre Briefsparte umzukrempeln. Post-Filialen werden geschlossen, neue Schalter öffnen in Supermärkten und Tante-Emma-Läden. Nun kündigte das Unternehmen an, auch die letzten eigenen Filialen endgültig dicht zu machen. Betroffen ist auch Bernkastel-Kues.

Bernkastel-Kues. Regelmäßig berichtete der TV in der Vergangenheit über Schließungen bei der Deutschen Post. Gleich reihenweise stellte das börsenorientierte Unternehmen in seinen selbst betriebenen Filialen den Betrieb ein, beispielsweise in Traben-Trarbach und in Kröv. Sogar eine "Streichliste" machte einst die Runde, und immer hagelte es massive Kritik - betroffene Politiker, die Gewerkschaften und Teile der Bevölkerung gingen stets auf die Barrikaden, organisierten Unterschriftenlisten und kämpften für "ihre" Post-Filialen. Nun steht das nächste Gefecht an - und es wird wahrscheinlich das letzte sein. Der Postkonzern hat angekündigt, bis 2011 alle verbliebenen eigenen Filialen endgültig zu schließen.

Die meisten Menschen in der Region sind davon längst nicht mehr betroffen und können beim Thema getrost auf Durchzug schalten. Denn entlang der Mosel zwischen Trier und Koblenz betreibt die Post nur noch eine einzige Filiale in Eigenregie: die in Bernkastel-Kues. Streng genommen ist die Filiale in der Doktorstadt sogar die einzige an der Mosel überhaupt. In Trier und Koblenz nämlich befinden sich lediglich sogenannte "Postbank Finanzcenter". Die gehören offiziell zur Deutschen Postbank, die wiederum an die Deutsche Bank verkauft wurde. Die Post hat also künftig nicht mehr das Sagen über die Finanzcenter, in denen neben Bankgeschäften bisher auch sämtliche Brief- und Paket-Dienste angeboten werden.

Die Filiale Bernkastel-Kues stand bereits 2004 auf besagter "Streichliste" (Titel: "Schließungspotenzial Postfilialen"). Damals gelang es, das Ende noch einmal hinauszuzögern. Bald aber dürften die Lichter im Kueser Viertheil endgültig ausgehen. "Die Mitarbeiter verlieren dann ihren Arbeitsplatz in Bernkastel-Kues, nicht aber ihren Job im Konzern", erklärt Post-Sprecher Heinz-Jürgen Thomeczek. Das heißt: Die sechs betroffenen Mitarbeiter arbeiten künftig woanders, beispielsweise in Trier.

Der endgültige Schließungs-Termin für die Kueser Filiale steht allerdings noch nicht fest. Stadtbürgermeister Wolfgang Port soll drei Monate im Voraus schriftlich informiert werden. Für die Stadt ist dann zu erwarten, dass neben der bereits bestehenden kleinen Partner-Filiale (Wuppertalstraße) bald eine weitere große Filiale im Einzelhandel geschaffen wird. Solche "Partner-Shops" entstehen häufig in Supermärkten oder Schreibwarenläden.

Der Gemeindebund und die Gewerkschaften kritisierten die Pläne der Post. Der Konzern gebe mit dem Schritt praktisch sein Vertriebsnetz auf und verabschiede sich komplett aus der stationären Filialversorgung. Befürchtet wird außerdem, dass umgewandelte Filialen später einfach aufgegeben werden, wenn sie unrentabel sind.

Dem widerspricht der Postkonzern. Durch den Schritt entfielen hohe Miet- und Personalkosten. Partner erhielten außerdem zusätzliche Kunden für ihr eigenes Geschäft, und die Kunden selbst profitierten durch längere Öffnungszeiten. Postdienste werden bundesweit an derzeit 14 000 Standorten angeboten. Davon sind 850 "Postbank Finanzcenter", deren Leistungsspektrum sowohl Finanzprodukte als auch Postdienste umfasst. Lediglich noch 475 Standorte, darunter auch die Filiale in Bernkastel-Kues, gehören unmittelbar zur Deutschen Post. Die übrigen deutschen Post-Stationen werden bereits heute von Partnern und Einzelhändlern geführt.Extra Nur in Bernkastel-Kues gibt es an der Mittelmosel noch eine Post-eigene Filiale, in der alle Post- und Postbank-Dienste (ohne Finanzberatung) angeboten werden. Filialen im Einzelhandel befinden sich in Bernkastel-Kues, Enkirch, Erden, Kröv, Lieser, Neumagen-Dhron, Piesport, Pünderich, Traben-Trarbach, Trittenheim, Zell und Zeltingen-Rachtig. Weitere Filialen gibt es in Osann-Monzel, Longkamp, Bausendorf und Kinderbeuern. "Verkaufspunkte für Brief- und Paketmarken" sind in Brauneberg und Ürzig eingerichtet. (tol)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort