Er nimmt kein Blatt vor den Mund

TRIER. Mitte der 70er-Jahre packte Thomas Schmitt das Jazz-Fieber, und es hat ihn seitdem nie wieder losgelassen. Zwei Jahrzehnte lang war der eingefleischte Trierer im Jazz-Club Trier tätig, heute leitet er die Geschicke des Jazzclub EuroCore.

1947 wurde Thomas Schmitt in Trier geboren. Bis heute ist er ein echter Trierer Jung' geblieben. Kein Wunder also, dass er sich für die Kultur in seiner Stadt so einsetzt. Die Begeisterung für die schönen Künste wurde ihm bereits in die Wiege gelegt: "Meine Familie war kulturell sehr interessiert." Das entscheidende Erlebnis, das in ihm die Begeisterung für den Jazz entfachte, war jedoch die Begegnung mit dem Saxophonisten Joe Schwarz Mitte der 70er-Jahre, der für Schmitt damals eine "schillernde und bunte Persönlichkeit" war. Seitdem ist Jazz für ihn viel mehr als eine Musikrichtung unter vielen: "Jazzmusik, das ist für mich Kreativität, Freiheit und Emotion", schwärmt er. Besonderen Respekt zollt er dabei Musikern, die nicht auf der Stelle treten, sondern sich weiterentwickeln, sich immer und immer wieder Neues und Spannendes einfallen lassen. "Wenn die Musik dann noch auf hohem Niveau gemacht wird und der Musiker trotzdem ein einfacher und netter Mensch ist, dann ist Jazz für mich perfekt." Bei der Frage nach seinem Lieblingsmusiker hält Thomas Schmitt einen Moment inne, um dann mit leuchtenden Augen fortzufahren: "Miles Davis ist einfach große Klasse." In seinem Arbeitszimmer hängen Fotos der Jazzlegende, die ihn bei seinem letzten großen Konzert in Wiltz/Luxemburg zeigen. "Ich bin stolz, dass ich damals dabei war, und mir läuft immer noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich an dieses beeindruckendes Erlebnis denke." Thomas Schmitt ist gewöhnlich kein Mann der leisen Töne. Am Stellenwert, den Jazzmusik in Trier hat, übt er harsche Kritik: "Ob Jazz eine Plattform in Trier hat? Definitiv Nein! Eine Plattform hat die Musik, die nicht wehtut, die vielleicht die eigenen Kumpels spielen, die nichts kostet und die so ein ‚Party-Feeling' rüberbringt." Jazz sei das alles nicht: "Jazz ist anstrengend, und man muss gut zuhören können." Um den Stellenwert des Jazz in Trier zu steigern, engagiert sich Schmitt seit mehr als 20 Jahren für seine Passion. Zunächst war er Vorsitzender des "Jazz-Club Trier". Seit fünf Jahren leitet er nun, unter anderem mit Ehefrau Brigitte, den "Jazzclub EuroCore". Auf die Frage, was er für den Jazz in Trier getan habe, antwortet er zögerlich: "Am Anfang gab es hier in Trier Null Jazz. Das hat sich mittlerweile geändert. Daran haben viele Leute ihren Anteil, auch ich." Dann sagt er etwas, was für einen Jazzfreund mit so viel Leidenschaft und so vielen Visionen doch überraschend klingt. "Um ehrlich zu sein, ich habe schon oft daran gedacht, aufzuhören. Es gab viele Dinge, die mich enttäuscht haben, aber natürlich auch viele schöne Momente. Manchmal fragt man sich aber doch, warum man das alles macht", gesteht er. Neben seinem kulturellen Engagement hat sich Thomas Schmitt jahrzehntelang der Politik gewidmet und war für die SPD lange Zeit Mitglied im Stadtrat Trier. 1998 zog er einen Schlussstrich unter seine kommunalpolitischen Aktivität, um "den steigenden Anforderungen des ehrenamtlichen Engagements in der Kultur gerecht werden zu können." Dafür wird er künftig noch mehr Zeit haben, denn als Lehrer für Sport, Geschichte und Geographie an der Cusanus-Hauptschule am Wolfsberg befindet er sich gerade im Übergang zur Altersteilzeit.Kein Tag vergeht ohne Lesen

Wenn es die Zeit zulässt, entspannt er sich beim Schwimmen, der Bildenden Kunst oder beim Lesen. Schmitt: "Es vergeht kein Tag ohne Lesen. Vor allem schmökere ich sehr gerne in Büchern mit historischen Themen." Eines wird im Gespräch mit Thomas Schmitt deutlich und bleibt lange im Gedächtnis haften: Er ist ein Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und der keine Angst hat, seine Meinung zu sagen. Den Eindruck bestätigt er: "Ich sage meine Meinung und meine Wahrheit. Es kann passieren, dass ich dann manchmal damit anecke, ohne es zu wollen."

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