Erst goldener Wurf, dann Party in Trier

Es war das "supergeilste Jahr meiner Karriere" wie sie selbst sagt. Beenden wird Deutschlands Sportlerin des Jahres dieses Jahr, das zugleich ihr erfolgreichstes und letztes als Leistungssportlerin ist, in Trier. Beim Silvesterlauf wird Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius (37) als Starterin eines Kinderlaufs fungieren.

Trier. (red) "Das wird sicher eine tolle Atmosphäre in der Trierer Innenstadt werden. Ich freue mich schon darauf, zumal durch die Teilnahme von Haile Gebrselassie ja für volles Haus an der Strecke gesorgt sein wird", sagt Nerius, die bei der Leichtathletik-WM in Berlin zum "goldenen Wurf" ausgeholt hatte.

Es war eine hollywoodreife Inszenierung in der deutschen Hauptstadt vor "ihrem" Publikum. Die WM sollte ihr letzter großer Wettbewerb sein und den wollte sie mit Gold veredeln. Und bereits der erste Versuch geriet zum "goldenen" Wurf, denn an die Weite von 67,30 Meter kamen weder die tschechische Olympiasiegerin Barbora Spotakova noch die russische Weltjahresbeste Maria Abakumova heran. 16 Jahre nach ihrer ersten Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart hatte Steffi Nerius damit den Traum vom Gold verwirklicht. Am 20. Dezember triumphiert sie ein zweites Mal bei der Proklamation zur Sportlerin des Jahres vor Schwimm-Weltmeisterin Britta Steffen und Ski-Champion Maria Riesch.

Verständlich war ihr Jubel nach ihrem letzten großen Wettkampf. "So hatte ich mir immer das Ende meiner Karriere vorgestellt. Es war eine traumhafte Saison, ich war motiviert wie nie und schaffte Bestleitungen im Training und im Kraftraum. Ich blieb das ganze Jahr über gesund und fühlte mich in Berlin topfit." Natürlich wollten sie danach Freunde und auch Sponsoren zur Fortsetzung ihrer Karriere überreden, aber die Ausnahmeathletin von Bayer Leverkusen blieb standhaft. "Wenn's am schönsten ist, sollte man aufhören. Auch die Signale in meinem Körper sagen mir, das ist genau der richtige Moment, um mit dem Leistungssport Schluss zu machen."

Richtig durchgestartet ist Steffi Nerius erst im Alter von 30 Jahren. Danach wurde sie immer besser, holte Silber bei der EM 2002 und bei den Olympischen Spielen 2004, wurde Dritte bei den Weltmeisterschaften 2003, 2005 und 2007. Ihre Bestleistung erzielte sie im Alter von 36 Jahren. Da schleuderte sie den 600 Gramm schweren und 2,30 m langen Speer auf die Weite von 68,34 Meter. Grund für diese späte Fitness: Gemeinsam mit Trainer Helge Zöllkau stimmte sie die Trainingsplanung optimal ab und lernte auch ihren Körper besser einzuschätzen als in den Jahren zuvor.

Nun, nach dem Ende ihrer Karriere, wird die Weltmeisterin ihr Wissen selbst weitergeben. Als Diplom-Sportlehrerin erhielt sie nämlich in Leverkusen eine Anstellung als Vollzeitkraft und trainiert dort nun auch hauptberuflich behinderte Sportler. Mit ihrem bisherigen Coach Helge Zöllkau teilt sie ein Büro, und das Duo tauscht sich ausgiebig aus. "Es ist toll, dass ich künftig für alle Werfer im Behindertensport in Deutschland verantwortlich bin. Da habe ich einen eigenen Etat, trage Verantwortung und kann mich an den Fortschritten der Sportler erfreuen." Steffi Nerius ist mit sich im Reinen und hat mit dem Leistungssport zum idealen Zeitpunkt Schluss gemacht. Ihr Credo: "Ich vermisse nichts und es war alles perfekt, so wie es gelaufen ist."

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