EU-Kommission präsentiert strengere Regeln für Bioprodukte

Brüssel (dpa) · Wo „Bio“ drauf steht, soll in Europa künftig wieder „Bio“ drin sein. Die EU-Kommission will die Regeln verschärfen. Pestizidverseuchte Tomaten und falsch deklariertes Olivenöl - in der Biobranche hatten sich die Skandale gehäuft.

Die EU-Kommission will Bioprodukte zuverlässiger machen und besser kontrollieren. Schärfere Auflagen und eine strengere Kontrolle sollen dafür sorgen, dass Bioprodukte tatsächlich „bio“ sind. Eine entsprechende Reform der europäischen Öko-Verordnung stellte nun der EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos in Brüssel vor. Das Vorhaben benötigt noch die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten. Die Ökobranche fürchtet bereits, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen könnten.

So will die EU-Kommission die erlaubten Ausnahmen - etwa den Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut - stark verringern. Auch die Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide oder gentechnisch veränderte Produkte sollen strenger werden. Einheitliche Standards sollen Landwirten mehr Klarheit verschaffen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Lebensmittelskandale, bei denen Waren zwar als „Bio“ deklariert waren, aber tatsächlich beispielsweise mit Pestiziden belastet waren oder gar nicht aus Ökoproduktion stammten.

Im Bio-Sektor hatten sich zuletzt die Betrugsfälle gehäuft, was dem Ruf der gesamten Branche schadet. Verbraucherschützer fordern, dass Kunden sich auf Biowaren verlassen können müssen, weil diese deutlich teurer sind als konventionelle Produkte. Der Europäische Rechnungshof hatte jüngst mangelhafte Kontrollen in der Biobranche kritisiert.

Beim Kauf von Bio-Waren sollten sich Verbraucher bewusst sein, dass das EU-Bio-Logo und das deutsche Bio-Siegel nur den gesetzlichen Mindeststandard garantieren. Das ist die Meinung von TV-Koch Mike Süsser.

Der Kauf eines Bio-Produkts muss nicht immer eine gute Wahl sein. Manchmal sei es besser, beim Bauern seines Vertrauens zu kaufen als irgendeine Bio-Ware, rät Mike Süsser. Der Bio-Gedanke sei zwar gut, aber seine Umsetzung oft schlecht, kritisiert er.

Das EU-Logo erkennen Verbraucher an einem stilisierten Blatt aus zwölf weißen Sternen auf grünem Grund. Viele Produkte führen gleichzeitig auch das deutsche Bio-Siegel, ein weiß-grünes Sechseck mit der Aufschrift „Bio“.

„Wenn ich meine, mein Schwein sei bio, weil es 90 Zentimeter mehr Platz in Länge und Breite des Käfigs hat und die Futtermischung ein bisschen abgewandelt und damit EU-konform ist, dann muss ich leider sagen, das ist nicht bio“, sagte Süsser. „Bio“ bedeute für ihn eine artgerechte Tierhaltung mit Auslauf auf der Wiese.

Sinnvoll sei es, herauszubekommen, wo die Produkte herkommen. Das gelte auch für vermeintlich in der Region erzeugte Ware, denn die könne von weither stammen. „Ich würde jedem Menschen grundsätzlich raten: Schau dir an, was du in der Nachbarschaft hast, schau dir den Bauern an, schau dir das Schwein an, das da herumläuft“, sagte Süsser. Er empfiehlt, wenn möglich, Eier und Milch beim Bauern in der Nähe zu holen. „Es gibt viele tolle konventionelle Bauern, die sich unglaublich viel Mühe geben, und ich glaube, danach sollte man Ausschau halten.“

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