Ex-Ring-Chef im Visier des Staatsanwalts: Justiz prüft Kauf eines Offroad-Parks

Der Fantasiepreis für einen alten Lavasteinbruch in der Eifel könnte für den gefeuerten Ring-Manager Walter Kafitz noch ein Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall für sich entdeckt.

Nürburgring. (us) Wird das umstrittene Nürburgring-Management um den geschassten Geschäftsführer Walter Kafitz und seinen Finanzchef Hans-Jürgen Lippelt jetzt auch ein Fall für den Staatsanwalt? Der Ankauf eines Off-road-Parks zu einem völlig überzogenen Preis wird jetzt von Amts wegen vom Leitenden Oberstaatsanwalt Horst Hund geprüft. Dabei kommt Untreue in Betracht. Bereits der Rechnungshof hat den Fall angeprangert, der für das "System Kafitz" und die mangelnde Kontrolle am Nürburgring exemplarisch ist.

Experten: Ertragswert der Anlage gleich null



Für den Offroad-Park in Drees, unweit des Rings und des Lindner-Ferienparks gelegen, hat die Nürburgring GmbH satte 980 000 Euro gezahlt, obwohl die Anlage noch keine 100 000 Euro wert war und nach Expertenmeinung einen "Ertragswert von Null" hatte. Der Hauptanteilnehmer, ein Bad Emser Unternehmer, spricht von einem Angebot des Ring-Finanzchefs Lippelt, "bei dem ich nicht Nein sagen konnte". Er erhielt für seine 77-prozentige Beteiligung an dem Betrieb 900 000 Euro, ein Partner für seine 13 Prozent Anteil noch weitere 80 000. Der frühere Geschäftsführer (10 Prozent) bekam neben einem Euro einen Auflösungsvertrag.

Die drei haben sicher aufgeatmet: Denn sie hatten mit dem Geschäft, Fahrspaß und Abenteuer in einem alten Steinbruch anzubieten, vom ersten Tag an nur Miese gemacht: Seit 2005 liefen etwa 1,4 Millionen Euro Verluste auf, so der Rechnungshof.

Aber diese Wahrheit wurde dem Aufsichtsrat offenbar verschwiegen. Allein durch den Eigentümerwechsel und die Marke Nürburgring sollten plötzlich Umsatzsprünge möglich sein - um 73 Prozent im Jahr 2009 und um 55 Prozent im Jahr 2010!

Der Landesrechnungshof fällte ein vernichtendes Urteil. Schließlich hatte er schon 2006 laut gewarnt, dass Planzahlen am Ring "oft zu optimistisch waren". Die Beamten gehen auch bei diesem Off-road-Objekt fest davon aus. Einer meint: "Wer bei Geschäften mit Kafitz nicht Millionär wurde, musste sich schon dumm anstellen."

Vernichtendes Urteil des Rechnungshofes



Interessant: Die Landesregierung hatte zunächst eine Kafitz-Version nach Speyer durchgereicht. Danach war der Ankauf des Camps "wirtschaftlicher" als so ein Geschäftsfeld selbst aufzubauen. Als der Prüfbericht erschien, erhielt Kafitz aber für das umstrittene Geschäft eine zweite fristlose Kündigung.

Walter Kafitz selbst ist dazu nicht zu befragen. Er hat in Abu Dhabi einen neuen Job - im Management für die Formel-1-Rennstrecke "Yas Marina Circuit". Den Kontakt stellte ein alter Bekannter her, der regelmäßig von Ring-Aufträgen profitierte: der Stararchitekt Hermann Tilke.

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