Experte: Skandale ändern Einkaufsverhalten nur kurz

Nürnberg (dpa) · Nach Lebensmittelskandalen ändern viele Verbraucher ihr Einkaufsverhalten. Allerdings nur vorübergehend, wie Wolfgang Adlwarth vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK sagt.

Herr Adlwarth, Pferdefleisch in der Lasagne, falsche Bio-Eier: Überdenken Verbraucher nach solchen Skandalen ihr Verhalten?

Adlwarth: „Es wird sicherlich so sein, dass sie entsprechend reagieren und weniger von diesen Produkten einkaufen werden. Tiefkühlprodukte oder Hackfleischprodukte werden zunächst bestimmt darunter leiden - auch Angebote, die mit Pferdefleisch überhaupt nichts zu tun haben. Denn der Verbraucher ist jetzt erstmal vorsichtig. Auch Bio-Eier werden zunächst einen Dämpfer bekommen, weil die Verbraucher sagen: "Geahnt habe ich es doch immer schon, dass da ab und an Schindluder getrieben wird."“

Wie lange wird das geänderte Einkaufsverhalten andauern?

Adlwarth: „Wir wissen von früheren Skandalen, dass das Verhalten in aller Regel doch wieder relativ schnell zum Normalzustand zurückpegelt, wenn das ganze Medienecho nachlässt.“

Gerade die Bio-Branche ist extrem auf Glaubwürdigkeit angewiesen. Welche Folgen hat der Fund von fälschlich als Bio deklarierten Eiern?

Adlwarth: „Bei falschen Bio-Eiern kann es natürlich bedeuten, dass der Verbraucher generell verallgemeinernd auf Bio zurückschließt und sagt: "Da sind bestimmt noch mehr schwarze Schafe drunter." Aber bei Bio habe ich es mit bewussten Konsumenten zu tun, die werden das schon differenziert betrachten und grundsätzlich weiter zu Bio stehen. Es gibt aber auch die Trittbrettfahrer, die das als willkommenes Alibi nehmen, um die höheren Preise für Bio nicht mehr zahlen zu müssen.“

Tritt durch die Häufung der Skandale eine gewisse Resignation bei den Konsumenten ein?

Adlwarth: „Resignation in dem Sinne nicht, aber es gibt natürlich eine breite Verunsicherung. Wenn solche Dinge immer wieder auftauchen, signalisiert das den Verbrauchern, dass die Strukturen Betrug nicht verhindern. Es gibt natürlich auch einen guten Teil der Verbraucherschaft, der das recht nihilistisch sieht und sagt, "ich kann das sowieso nicht ändern". Das sind tendenziell auch eher diejenigen, die sehr auf den Preis achten.“

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