"Fett macht fett" war mal - heute wird den Kohlenhydraten der Kampf gegen Übergewicht angesagt

Die neuen Wunderdiäten kommen aus Amerika und heißen low-carb, Glyx-Diät, South Beach Diät oder Atkins. Diäten bei denen kaum Kohlenhydrate aufgenommen werden sollen und Fett und Eiweiße nahe zu freigegeben sind. Brot gehört in diesen Diäten zu den Dickmachern, genau wie Kartoffeln, Nudeln, Reis und sogar Obst und Gemüse.

Chemischer Grundbaustein der Kohlenhydrate ist Glukose - ein Zuckermolekül, auch Einfachzucker genannt. Glukose liefert Energie für Gehirn und Muskulatur. Nimmt der Mensch allerdings zuviel Glukose (mehr als 500 Gramm pro Tag) auf, wird die Glukose in der Leber zu Fett umgewandelt und in den Fettdepots gespeichert.

Mit diesn low-carb Diäten wird der klassischen Lebensmittelpyramide der Boden entzogen und den Empfehlungen der modernen Ernährungswissenschaft widersprochen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, dass Getreideprodukte, Obst und Gemüse ca. 50% der aufgenommenen Energie und somit den Hauptanteil unserer täglichen Nahrung ausmachen sollten. Unabhängig davon, ob eine Gewichtsreduktion zu erreichen ist oder nicht, verbergen sich hinter low-carb einige gesundheitliche Risiken. Auf Dauer führt low-carb zu einem Mangel an Nährstoffen und Vitaminen, außerdem belasten die bei der Verdauung entstehenden Stoffwechselprodukte bei hohem Fett- und Eiweißverzehr die Niere.

Professor Hamm von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg warnt in seinem Buch "Die SLOW CARB-Diät" auch vor Magen- und Darmproblemen wie Sodbrennen und Verstopfungen, die durch die geringe Aufnahme von ballaststoffreichen Kohlenhydraten entstehen können.

Was ist der glykämische Index?

Einige der oben genannten Diäten schwören auf den glykämischen Index (auch GLYX genannt) als effektives Mittel zur Gewichtsreduktion. Definition: Der Glykämische Index gibt in Bezug zur blutzuckersteigernden Wirkung von Glukose die blutzuckersteigernde Wirkung des betreffenden kohlenhydratreichen Lebensmittels an. Referenzwert ist der Blutzuckeranstieg nach der Aufnahme von 50 Gram Glukose, dieser wird mit dem Wert 100 gleichgesetzt. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel, die einen schnellen Blutzuckeranstieg bewirken, haben einen hohen glykämischen Index (über 70); sie sind schnell resorbierbar: z. B. Süßigkeiten und Baguette. Lebensmittel mit einem niedrigen GLYX (unter 51) sind z. B. grob geschrotetes Vollkornbrot und Gemüse. Einen mittleren GLYX haben z. B. Fertigmüslis und Schokolade.

Der Körper reagiert auf den Anstieg des Blutzuckerspiegels mit Insulinausschüttung. Insulin sorgt für den Kohlenhydrat-Transport in die Zellen, hemmt aber parallel die Fettverbrennung. Da die schnell verfügbaren Kohlenhydrate innerhalb weniger Minuten im Blut sind, senkt das viele Insulin den Blutzuckerspiegel so stark, dass dem Gehirn "Hunger" signalisiert wird.

Das GLYX Prinzip empfiehlt Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index (kleiner als 55) wie Obst und Vollkornprodukte. Sie enthalten langsam verfügbare Kohlenhydrate, die den Blutzucker nur mäßig ansteigen lassen. So kommt es nicht so schnell zum Hungergefühl.

Mit den richtigen Kohlenhydraten abnehmen!

Eine Ernährungsumstellung ist zur dauerhaften Gewichtsreduktion unvermeidlich. Diäten sind auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt. Die meisten Menschen kehren nach einer Diät wieder zu ihren alten Ernährungsgewohnheiten zurück. Die Kilos und der Frust stellen sich meist kurz nach der Diät wieder ein. Professor Hamm vertritt die Ansicht, dass man mit den richtigen Kohlenhydraten dauerhaft abnehmen kann. Weiter erklärt er, dass sich durch die Aufnahme von weniger Fett und mehr Kohlenhydraten eine geringere Kalorienzahl und ein höheres Nahrungsvolumen ergeben. Das heißt, Sie dürfen mehr essen, und nehmen dabei ohne Hunger ab.
Katrin Kleinesper - e-Balance.de Ernährungsexpertin