Forum des Trierischen Volksfreunds mit den sechs Wittlicher Bürgermeister-Kandidaten

Wittlich · An die 400 Besucher quetschten sich beim Bürgermeister-Forum des TV in das Wittlicher Jugendheim St. Bernhard. Sie erlebten einen informativen und heiteren Abend mit den sechs Kandidaten.

Das hatte keiner erwartet. Die mehr als 200 Stühle im Jugendheim reichten bei der Diskussionsveranstaltung des TV mit den sechs Kandidaten für die Wittlicher Bürgermeisterwahl bei Weitem nicht aus. An die 200 Besucher verfolgten die Veranstaltung stehend oder - wie die Landrätin - auf dem Boden sitzend.

Doch nicht nur im Saal, auch auf dem Podium war die Menge ein Problem. Um bei sechs Kandidaten das Risiko einer Mammutveranstaltung zu verhindern, waren kurze Antworten gefragt.

Die Moderatoren des TV, die Redakteure Sonja Sünnen und Harald Jansen, mussten den ein oder anderen Redner gelegentlich ausbremsen. Dennoch war die Stimmung während der Veranstaltung, die durch spielerische Elemente aufgelockert wurde, gelöst, stellenweise äußerst heiter.

Die Fragen an die Kandidaten lagen ganz in der Hand der Bürger. Zunächst sollte sich jeder Bewerber zwei von sechs Leser-Fragen zum Beantworten auswählen. Begehrtestes Thema war die umstrittene Kreisellösung am Zentralen Omnibusbahnhof (Zob). Die Einzelbewerber Gerhard Nadolny und Thomas Müller sowie der Kandidat von SPD und Grünen, Achim Nehrenberg äußerten sich kritisch zu dieser Lösung. Sie plädierten eher für eine Verlegung des Zob. Die Verlegung lehnte Joachim Rodenkirch, Bewerber von CDU und FDP, als zu teuer ab. Er verwies darauf, dass der Stadtrat den Kreisel beschlossen habe.

Bei der zweitbeliebtesten Frage, nämlich ob sie die Ortsbeiräte zum Geldeinsparen abschaffen wollten, herrschte Einigkeit. Diese wichtigen demokratischen Organe sollten erhalten bleiben, antworteten sinngemäß die Einzelbewerber Stephan Henkel, Karl-Michael Geisbüsch und Nadolny.

Eine Stunde lang bekam das Publikum die Gelegenheit, die Kandidaten zu löchern. Die Themen reichten von Denkmalschutz und Jugendkriminalität über den umstrittenen Ausbau des Pleiner Wegs bis hin zu Leerständen in der Innenstadt. Die Antworten fielen mal mehr, mal weniger kundig aus. Handlungsbedarf für die Innenstadt in Form von Sanierungskonzepten sahen alle bis auf Geisbüsch und Rodenkirch. Die beiden sprachen sich dafür aus, die geplanten Maßnahmen wie den Durchbruch bei der Altneugasse abzuwarten.

Seine Kompetenz zeigte das Wittlicher Publikum nicht nur beim Fragen. Beim Quiz, bei dem die fünf Stadtteile nach der Einwohnerzahl geordnet werden sollten, diktierte ein großer, einstimmiger Chor Redakteur Jansen die Antworten richtig in die Feder. Die Kandidaten schafften das nicht alle.

Sie mussten zum Forumsabschluss ihre TV-Schlagzeile für den Tag nach der Bürgermeisterwahl kreieren.

Die an einen alten Wittlicher Werbeslogan erinnernde Überschrift "Henkel macht's, drum Wittlich hat's" war eins der Ergebnisse, das erheiterte.

Die besten Sprüche: "Ich nehme drei Bücher von Karl May mit auf die einsame Insel: Das wilde Kurdistan, ( ) und die Gesamtausgabe von Winnetou. Dann lege ich mit den Büchern in die Hängematte und trinke einen Margarita. Es gibt nichts Schöneres." Kandidat Stephan Henkel auf die Leser-Frage: Welche drei Bücher würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?

"Ich wünsche mir, dass Stephan Henkel nicht Bürgermeister wird, damit er uns als Kandidat weiter erheitern kann." Kandidat Karl-Michael Geisbüsch über Kandidat Stephan Henkel.

"Ich habe auch schon mal versucht, einen Leerstand zu füllen und zwar mit einem Fachgeschäft für Buddhas." Kandidat Stephan Henkel auf die Frage aus dem Publikum nach einem Konzept für Leerstände in der Innenstadt. Der Kommentar von TV-Redakteur Harald Jansen: "Wer kann das schon von sich behaupten?"

"Die Kernstadt sieht so mickrig aus. Der Marktplatz mit diesem Türmchen! Der Dell Antonio-Brunnen wurde hin- und hergeschoben, er stand nie auf dem Marktplatz. ... Touristen finden den Weg in die Innenstadt nicht. Ich finde das ganz traurig, was aus Wittlich geworden ist." Eine Frau aus dem Publikum, die nach vielen Jahren in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist.

"Das Wunder von Wittlich: Geisbüsch siegt im ersten Wahldurchgang." Schlagzeilenvorschlag von Kandidat Karl-Michael Geisbüsch für den TV am Tag nach der Wahl.

Meinung

Spaß an der Stadtpolitik

Politik kann Spaß machen. Diesen Eindruck konnte man beim Wittlicher TV-Forum zur Bürgermeisterwahl gewinnen. Da stellten sich sechs motivierte Kandidaten zwei Stunden lang vor, gingen fair miteinander um und brachten den ein oder anderen Gag. Auch wenn die Antworten nicht immer sehr fundiert waren, auf den Mund gefallen war keiner von ihnen. Rund 400 Zuhörer, darunter einige jüngere Menschen, verfolgten das Geschehen trotz Stuhlmangel und teils schlechtem Raumklima. Aus ihren Reihen kamen jede Menge Fragen, die vielfach von Sachkenntnis zeugten. Von Politikverdrossenheit keine Spur. Hoffentlich kann der neue Bürgermeister - wer immer es sein wird - diese Menschen auch in Zukunft zur Mitarbeit motivieren. Durch die Bank haben die Kandidaten betont, wie wichtig ihnen Austausch und Beteiligung der Bürger ist. m.maier@volksfreund.de

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