TV-Serie Welterbe Trier Eine Perle der frühesten Gotik in Deutschland
Der Grundriss von Liebfrauen entspricht dem einer zwölfblättrigen Rose. Dazu wurden – wie hier zu sehen – jeweils zwei Kapellen in die Eckwinkel der Kreuzform des Gebäudes gebaut. Damit wird die Kirche zur „Rosa mystica“ (geheimnisvolle Rose), seit dem Mittelalter einer der sinnbildlichen Begriffe für Maria. Foto: David Kunz
Aus dieser Perspektive wirkt es, als wären Dom und Liebfrauenkirche eine bauliche Einheit. Tatsächlich sind sie durch den rückwärtigen Kreuzgang sowie das sogenannte Paradies miteinander verbunden. Foto: David Kunz
Zwar reicht der Figurenschmuck von Liebfrauen in seiner Anzahl bei weitem nicht an die französischen Kathedralen des 13. Jahrhunderts heran. Das Portal und die restliche Westfassade können sich dennoch sehen lassen. Foto: David Kunz
Die meisten der Figuren haben eine Odyssee hinter sich, manche sind bloße Kopien, andere sind im Laufe der Zeit verschwunden oder zerstört worden. Bemerkenswert sind jedoch insbesondere die beiden äußeren: Ganz links ist Ecclesia dargestellt, also die christliche Kirche. Ausdruck und Haltung der Figur sollen die Stärke, Dominanz und Anmut der Kirche verdeutlichen. Ganz rechts hingegen befindet sich die personifizierte Synagoge, also das Judentum. Ihr geradezu kümmerlicher Anblick soll den Niedergang des „Alten“ und den Sieg des „Neuen“ über Ersteres vor Augen führen – ein authentisches Beispiel für die Sicht auf das Judentum im Hochmittelalter. Foto: David Kunz
Der Kreuzgang bietet auch auf Liebfrauen einen eindrucksvollen und andernorts gar nicht möglichen Blick, vor allem auf den Chor der Kirche. Hier wird auch die Tatsache deutlich, dass es sich bei Liebfrauen um einen frühgotischen Bau handelt, denn die sonst üblicherweise sehr hohen Fenster fehlen hier noch. Foto: David Kunz
Die Tatsache, dass es sich bei Liebfrauen um den eher seltenen Typus des Zentralbaus handelt, spiegelt sich in dem nach allen Seiten hin offenen Innenraum wider, der dem Betrachter einen allumfassenden Gesamteindruck des Gebäudes ermöglicht. Foto: David Kunz
Auch der Kreuzgang wurde von französischen Baumeistern angefangen, aber von trierischen vollendet. Wohl aus diesem Grund finden sich hier ausschließlich Rosen und Rundbögen, für die das Fensterjoch im rechten Bildteil beispielhaft steht. Das linke hingegen gehört zur Weihbischofskapelle, die etwa 200 Jahre später errichtet wurde und daher natürlicherweise Spitzbögen aufweist. Dabei wird die Bauweise der älteren Fenster im Kreuzgang übernommen, bloß werden die runden Stellen spitz – selbst die Rosenblätter. Foto: David Kunz
Das Gewölbe von Liebfrauen ist im Verhältnis zur Größe der Kirche sehr hoch, was typisch für die Epoche der Gotik ist: Der Himmel sollte „zur Erde geholt“ werden, so dass den Kirchgängern das himmlische Jerusalem nahegebracht werden konnte. Im Vergleich zu vielen französischen Kathedralen der Gotik ist Liebfrauens Gewölbehöhe allerdings dennoch höchstens durchschnittlich. Foto: David Kunz
Die durch die Buntglasfenster hervorgerufenen Lichteffekte führen regelmäßig zu den hier zu sehenden, geradezu mystisch anmutenden Farbenspielen auf den Wänden und Säulen der Liebfrauenkirche. Foto: David Kunz
Fenster sind ein weiteres zentrales Element der Gotik, denn durch die Auflösung der Wandflächen waren viel mehr und meistens auch viel höhere Fenster möglich als zuvor. Das für viele Kirchen heute noch typische Buntglas geht ebenfalls im Wesentlichen auf diese Zeit zurück. Liebfrauens originale Fenster sind schon vor langem verschwunden, spätere immer wieder zerstört worden. Nach dem letzten Krieg wurden die hier zu sehenden Fenster als Versöhnungszeichen vom französischen Glasmaler Jacques Le Chevallier geschaffen. Bei Sonnenschein tauchen ihre Farben den ganzen Kirchenraum in warmes Licht. Foto: David Kunz
Unweit des Eingangsportals der Liebfrauenkirche findet sich ein in den Boden eingelassener Stern, der den wohl einzigen Punkt markiert, von dem aus alle zwölf Apostelsäulen gleichzeitig zu sehen sind. Foto: David Kunz
Der Kirchenraum wird getragen von zwölf Säulen, die für die zwölf Apostel Jesu stehen. Auf dieser hier ist Judas abgebildet, zu dessen Füßen zwei für die Trierer Stadtgeschichte wichtige Personen knien: Links Clas von Zerf, zeitweise Bürgermeister Triers, aber wohl auch einer der größten Betrüger, Lügner, Säufer und Diebe, welche die Stadt jemals gesehen hat. Um den im Metzer Exil gestorbenen Clas trotzdem in Trier bestatten zu können, erklärte sich seine rechts abgebildete Ehefrau Adelheid von Besselich dazu bereit, die 1507 erfolgte Aufstockung des Gangolfturms zu bezahlen, was zu dem im letzten Artikel erwähnten Türmestreit mit dem Erzbischof führte.Foto: David Kunz
Kreuzwege sind in katholischen Kirchen nicht nur nichts Besonderes, sondern sie sind auch ein Muss. Aussehen können sie aber alle ganz verschieden, und es wäre sicherlich nicht falsch zu behaupten, dass die Kreuzwegstationen in der Liebfrauenkirche zu den schönsten überhaupt gehören. Foto: David Kunz
Verbunden werden Dom und Liebfrauenkirche durch einen Gang, der als Paradies bezeichnet wird. Zwischenzeitlich war er auf der Domseite vermauert und wurde als Sakristei von Liebfrauen genutzt, doch heute ist er wieder begehbar. Das Tympanon, also das Bogenfeld über dem Portal mit seinen fünf nach außen hin größer werdenden Archivolten erinnert stark an das Eingangsportal von Liebfrauen. Foto: David Kunz
Im Gang des Paradieses findet sich diese Pietà, also eine Darstellung Mariens, die den Leichnam Jesu im Schoß hält und ihn betrauert. Das Kunstwerk wurde aus dem 1944 verbrannten Dachstuhl der Liebfrauenkirche geschaffen und verleiht der Szene damit eine zusätzliche Bedeutung. Foto: David Kunz
Dargestellt ist hier eine Marienkrönungsszene, die es in dieser Form wohl nirgends sonst auf der Welt gibt, denn die Muttergottes steht aufrecht, anstatt zu sitzen. Das Blätterwerk entlang der bogigen Archivolten ist von herausragender Qualität und steht beispielhaft für das Können gotischer Bildhauer und Steinmetze. Foto: David Kunz
Diese Ansicht zeigt es noch einmal ganz klar: Sämtliche Fenster und auch andere Elemente wie der Dreiecksgiebel mit der Kreuzigungsgruppe weisen Spitzbögen auf, nur der Turm nicht. Damit ist Liebfrauen ebenso ein Sonderfall wie der Dom, dessen (wohlgemerkt viel später gebauter) spitzbogiger Südwestturm die ansonsten rein rundbogig-romanische Westfassade ein wenig aufbricht. Foto: David Kunz
Klammert man den alles beherrschenden Dom mit seinem erhöhten Südwestturm einmal aus, wird deutlich, dass die Liebfrauenkirche auch für sich allein genommen bereits etwas Besonderes ist und ohne den Dom zweifellos einer der ganz zentralen Anlaufpunkte innerhalb der Trierer Altstadt wäre. Foto: David Kunz