Grafiken Ausstellung im Stadtarchiv Trier: Politische Karikaturen zu Vormärz und Revolution 1848
Deutschland und die Region Trier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Nach dem Ende der französischen Revolutionskriege und Sturz Napoleons wollen die Monarchen Europas soweit möglich ihre Macht zementieren. Es herrscht Zensur, liberale und demokratische Ideen werden unterdrückt. Doch es gärt in der Gesellschaft. Immer wieder äußern sich die Verfechter von Demokratie und eines geeinten Nationalstaats - denn Deutschland ist nach 1815 weiterhin eine Ansammlung mehrerer Fürstentümer. Auf dem Hambacher Schloss im heutigen Rheinland-Pfalz (Foto) feiern Demokraten 1832 ein großes Volksfest.
1848 ist es soweit, überall in Deutschland bricht eine Revolution aus. Die zeitgenössische Darstellung zeigt die erste Sitzung der ersten deutschen Nationalversammlung, die von ihrem Präsidenten Heinrich von Gagern am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche eröffnet wurde.
Für das Stadtarchiv Trier ist die 1848er-Revolution Anlass, in einer aktuellen Ausstellung auf die Jahre der Zensur (“Vormärz“) und der demokratischen Aufbruchphase 1848/1849 einzugehen. Gezeigt wird eine Auswahl an Karikaturen aus dem Bestand „Politische Grafik“ des Stadtarchivs. Diese umfasst über 200 Blätter aus dem Zeitraum 1820 bis 1850.
Zu sehen sind aber auch Listen verbotener Bücher, mit denen die Behörden die Verbreitung liberaler Ideen behindern wollten.
Die Zeit der Unterdrückung (“Vormärz“) endet Anfang 1848: In Frankreich wird nach einem Aufstand die Republik ausgerufen. Die Revolution schwappt nach Deutschland über, kurz werden im März 1848 selbst in konservativen Bastionen Presse- und Versammlungsfreiheit eingeführt. Bald darauf folgen Wahlen für eine gesamtdeutsche Nationalversammlung. Auch in Preußen, zu dem damals Trier gehörte, soll sich ein Parlament bilden. Der Trierer Liberale Viktor Valdenaire wird als Abgeordneter gewählt - doch dessen zeitweilige Verhaftung löst eine Debatte im neuen Berliner Abgeordnetenhaus über die Immunität von Parlamentariern aus. Im Bild: Eine damalige Zeitung aus Trier verkündet die Aufhebung der Zensur - zu sehen in der Ausstellung des Stadtarchivs.
Die Karikatur war im restaurativen polizeistaatlichen Überwachungssystem, das seit dem Wiener Kongress 1815 von Fürst Clemens Wenzel von Metternich in den deutschen Ländern herrschte, zum probaten Kommunikationsmittel geworden, um verklausuliert Missstände anzuprangern und Kritik zu üben, teilt das Stadtarchiv zur Ausstellung mit. Durch den Einsatz von Tiermotiven versuchten die Zeichner und Verleger, die Inhalte zu verharmlosen und so zunächst vor allem die strenge Zensur zu umgehen. Doch die Karikaturisten setzten ihre Arbeit auch nach Ausbruch der Revolution fort - und nahmen etwa die Debatten der Parlamentäre in der Frankfurter Nationalversammlung satirisch aufs Korn.
Kritik wurde auch an einzelnen Abgeordneten geübt - wie auf dieser Karikatur, die einen schlesischen Abgeordneten zeigt, der nach Angaben der Stadtarchivs für seine „langweiligen, wenig gehaltvollen Reden nach der Geschäftsordnung“ bekannt war: Er sitzt als aufgeputzter Vogel personifiziert auf dem äußeren Rand der Rednerkanzel und „Singt wenig – spricht viel – und lebt von Diäten“, wie auf dem Untertitel des Blattes zu lesen ist.
Der für Trier am 10. Mai 1848 in die deutsche Nationalversammlung entsandte Abgeordnete Ludwig Simon (1819 – 1872) war ebenfalls Gegenstand karikaturistischer Blätter (auf der Zeichnung in der Mitte dargestellt). Er genoss jedoch als Redner und politischer Vordenker höchstes Ansehen.
Doch auch er konnte den Niedergang der Revolution nicht aufhalten: 1849 löste sich die Nationalversammlung auf, der demokratische Aufbruch war gescheitert.