FUSSBALL-REGIONALLIGA SÜD: "Manche haben keine Hemmschwelle"

TRIER. Großes Medienecho: Eintracht Trier geht offensiv damit um, dass ein Spieler zur Manipulation von Spielen angeworben werden sollte. Laut Staatsanwaltschaft kann sich der Wettskandal noch ausweiten.

Wenn ein Fußball-Verein aus der dritten Liga ein großes Medien-Echo findet, ist das normalerweise gut. Dass es Eintracht Trier aber gestern viel öfter in die überregionale Presse schaffte, freut den Vorstand nicht sonderlich. Schließlich fiel der Vereinsname im Zusammenhang mit dem Schlagwort "Wettskandal": Ein Eintracht-Spieler hatte sich in einem Trierer Restaurant mit einem Verdächtigen getroffen, dessen Manipulations-Avancen aber wohl zurückgewiesen. Der DFB wurde informiert, der namentlich nicht genannte Spieler vom Vereinsanwalt befragt. Die Aussagen werden an den DFB weitergeleitet.Während der Verein zumindest einige Einzelheiten verraten hat, blocken DFB und Staatsanwaltschaft ab. So gaben sich sowohl DFB-Pressechef Harald Stenger ("kein Kommentar") als auch Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel von der Staatsanwaltschaft Frankfurt gegenüber dem Trierischen Volksfreund wortkarg. Bechtel und Stenger bestätigen keine Namen - weder die von Vereinen noch von Spielern. Bisher hat sich die Anzahl der Festgenommenen laut Bechtel aber nicht erhöht. Möglich, dass sich das noch ändern wird. "Nach einigen Durchsuchungen können wir nicht ausschließen, dass sich der Fall ausweitet", sagt Bechtel.

Am Montag der vergangenen Woche waren vier Männer festgenommen worden, am Tag darauf erging Haftbefehl gegen sie. Ob einer von ihnen auch den Trierer Spieler angesprochen hat, ist dabei unklar - möglich wäre es. Nach Angaben von Eintracht-Vorstandsmitglied Alfons Jochem hatte das Treffen in Trier nicht wie berichtet am Montag, 6. März, sondern bereits am Sonntag, 5. März, stattgefunden.

Nach Angaben von Eintracht-Trainer Eugen Hach belastet die Wett-Affäre die Mannschaft in keiner Weise. Hach ist sogar ein bisschen "stolz" auf den Spieler: "Mir gefällt nicht, dass jemand versucht hat, einen unserer Spieler anzusprechen. Aber es imponiert mir, wie wir mit der Situation umgegangen sind. Der Spieler hat uns schnell informiert. Wir sind gleich nach vorne geprescht. Das ist ganz im Sinne des Fair-Plays." Dass sich der Spieler erst fünf Tage nach dem Anwerbeversuch dem Verein anvertraut hat, ist für Hach kein Problem. "Unser Spieler hat Mut bewiesen. Er weiß ja auch nicht, wer hinter diesen Leuten steckt. Dann sagt man was Falsches, und hat am nächsten Tag vielleicht einen Hammer auf dem Kopf. Es gibt Menschen, die haben da keine Hemmschwelle."

Für Vorstandsmitglied Alfons Jochem ist die Tatsache, dass die Wett-Drahtzieher mehrere ihnen kaum oder nicht bekannte Spieler von verschiedenen Vereinen angesprochen haben, ein Indiz dafür, dass da womöglich "Dilettanten am Werk" waren. Neben einem Trierer Spieler wurden zumindest auch Kicker aus Eschborn, Bayreuth, Erfurt, Stutgart (Kickers) und Siegen angesprochen.

Heute spielt die Eintracht im Viertelfinale des Rheinlandpokals um 19 Uhr beim Oberligisten Mayen. Hach: "Jeder ist voll konzentriert. Wir müssen weiterkommen, alles andere zählt nicht." Koch und Nagorny werden wohl verletzungsbedingt nicht mit dabei sein.

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