Gefeiert nach dem Bauchplatscher: Wiese als Wrestler

München (dpa) · Tim Wiese schien Spaß zu haben. Erstmals ist der einstige Fußballer in einem Wrestling-Match angetreten, in München gelang ihm eine guter Auftritt. An Outfit und Aktionen muss er wohl noch feilen, will er es in dem Metier schaffen. Dass all das nur Show ist, stört ihn nicht.

Tim Wiese hätte sich bei seinem Debüt als Wrestler auch blamieren können. Dann aber wurde der Mann, der früher knallrosa Torwartleibchen trug und als Nationalspieler einem Verein wie 1899 Hoffenheim nicht mehr gut genug war, tatsächlich gefeiert.

Von Tausenden Fans. Mit Sprechchören. In München. „So etwas habe ich im Fußball noch nicht erlebt“, räumte der 34-Jährige ein. 1377 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Spiel hat Wiese seiner Karriere ein ungewöhnliches Kapitel hinzugefügt. Und das soll es nicht gewesen sein im Showbusiness. „The Machine ist bereit. Kann kommen, wer will. Ich brauche Männer, keine Kinder“, tönte er.

Wiese zu belächeln, ist einfach. Das ist dem Mann aus Bergisch Gladbach schon öfter widerfahren in seiner Laufbahn in Kaiserslautern, Bremen und Hoffenheim: Zu viel Gel im Haar, zu viele Muskeln, zu auffallender Lamborghini. Die Wrestling-Welt aber wimmelt vor skurrilen Typen, in der Branche geht es ums Auffallen und Unterhalten. „Wenn ich etwas anfange, dann gebe ich alles, meinen Ehrgeiz und Schweiß“, sagte der Ex-Kicker, der als „The Machine“ sein Ring-Debüt gegeben hatte.

Die Fans honorierten das in der zu drei Vierteln gefüllten Münchner Olympiahalle. Schon vor dem Kampf Wieses skandierten sie immer wieder seinen Namen, während des Auftritts im Rahmen eines Tag-Team-Matches feuerten sie den Neuling mit „Wiese! Wiese!“-Rufe an. Abgesehen von ein paar mehr oder weniger bekannten VIP-Gästen, die nur wegen Wiese kamen, schienen das übrigens erfahrene Wrestling-Anhänger zu sein. Zumindest erwies sich das Publikum bei Athleten namens The New Day - drei Kämpfer mit leuchtenden Einhörnern auf der Stirn und Posaune - sowie Big Cass oder Golden Truth äußerst text- und gestensicher.

An die spektakulären Flugmanöver mancher Wrestler etwa vom dritten Ringseil herunter kam Wiese freilich noch nicht heran. Allerdings hatte die Vorstellung in der etwas langweiligen Aufmachung mit Jeans, Turnschuhen und weißem Unterhemd mit der goldenen Aufschrift „The Machine“ Unterhaltungswert. Wiese trat an der Seite der erfahrenen Wrestler Cesaro und Sheamus an und gewann ein Sechs-Mann-Match gegen drei Gegner, die sich The Shining Stars and Bo Dallas nannten.

Nachdem der Neuling ein paarmal über die Matte geschoben und einmal vom Ring in den Graben geschubst worden war, durfte er selbst zweimal einen Gegner hochheben und niederschleudern. Selbst den sogenannten Finishing Move gestattete die World Wrestling Entertainment (WWE), die die Showveranstaltungen seit Jahrzehnten erfolgreich inszeniert und durchorchestriert, dem Newcomer: Wiese sprang dafür in die Luft und landete auf dem am Boden liegenden Gegner. In der Szene heißt das Manöver Splash und erinnert an einen Bauchplatscher im Schwimmbad.

Nach getaner Arbeit ließ sich Wiese mit Deutschland-Fahne im Ring feiern, im Publikum applaudierten seine früheren Fußballer-Kollegen Per Mertesacker und Thorsten Frings sowie Bayern Münchens Verteidiger Rafinha. Selbst Werder Bremen gratulierte dem einstigen Torhüter am Freitag. „Herzlichen Glückwunsch zum ersten Wrestling-Sieg, Tim Wiese! Du hast ihn zerstört“, twitterte der Bundesligist.

Auf sein Äußeres legt der 35-Jährige seit jeher Wert und könnte daher perfekt passen in ein Metier, in dem es nur um den Schein geht. „Alles ist Show, Fußball ist auch Show“, so sieht Wiese das. Nur dass er auf dem grünen Rasen nie einen Gegner im Schwitzkasten halten oder mit ausgestrecktem Arm zu Boden rammen durfte. Im Wrestling-Ring wurde er dafür sogar gefeiert. Es schien Tim Wiese sehr zu gefallen.

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