Gelbe Zukunft und geflohener Chef

Morbach/Thalfang · Nach einem Zwischenstopp am Flughafen Hahn entern die Chinesen am Dicken Donnerstag das Morbacher Rathaus. Offenbar peilen sie jetzt die Mark Thalfang an. Dort hat der Rathaus-Chef für den Rest der Session das Weite gesucht.

 Ganz ohne Gegenwehr: Ein Schlüssel für jeden Karnevalsverein hat der dritte Thalfanger Beigeordnete, Georg Klein, (linkes Bild) an die Karnevalisten überreicht. Der Morbacher Rathaus-Chef Andreas Hacketal (rechts) hat sich mit einem Samurai-Schwert kurz gewehrt, doch dann der Übermacht der Möhnen ergeben. TV-Fotos (2): Herbert Thormeyer (1)/Christoph Strouvelle

Ganz ohne Gegenwehr: Ein Schlüssel für jeden Karnevalsverein hat der dritte Thalfanger Beigeordnete, Georg Klein, (linkes Bild) an die Karnevalisten überreicht. Der Morbacher Rathaus-Chef Andreas Hacketal (rechts) hat sich mit einem Samurai-Schwert kurz gewehrt, doch dann der Übermacht der Möhnen ergeben. TV-Fotos (2): Herbert Thormeyer (1)/Christoph Strouvelle

Foto: HERBERT THORMEYER (m_huns )
Gelbe Zukunft und geflohener Chef
Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"
 Erst erobern sie den Flughafen Hahn und dann das Morbacher Rathaus: die Chinesen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Erst erobern sie den Flughafen Hahn und dann das Morbacher Rathaus: die Chinesen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach/Thalfang Das Morbacher Rathaus ist in Möhnenhand. Am Donnerstag um 11.11 Uhr sind die Möhnen erschienen, nach wenigen Minuten musste Bürgermeister Andreas Hackethal den Schlüssel hergeben. Doch schien der Widerstand des Morbacher Bürgermeisters nur halbherzig.
Zwar beschwor er als Samurai mit Schwert seine Bediensteten, geschlossen aufzutreten. Aber nachdem die Möhnen das Schwert gegen Hackethal gewandt hatten und in den Sitzungssaal eingezogen waren, ernannte er sie kurzerhand zu "Ehrenbürgern für einen Tag". Das war auch neu für die dienstältesten Möhnen, Gitta Decker, Gretel Kölzer und Melda Müller. Die drei waren beim ersten Rathaussturm der Möhnen 1972 bereits dabei gewesen, sagten sie, als Ottmar Scholl als Bürgermeister noch die Schlüsselgewalt übers Rathaus besessen hatte. "Es macht uns heute noch so viel Spaß wie früher."
Über die Wolken haben sich sowohl die Mitarbeiterinnen des Rathauses als auch die Möhnen begeben.
In ihrer farbenfrohen Verkleidung als Chinesinnen haben die Bediensteten zu den Klängen des Klassikers von Reinhard Mey die Vorgänge um den Flughafen Hahn auf die Schippe genommen, der die "gelbe Zukunft" im Hunsrück bildet.
Die Morbacher Möhnen empfahlen zur gleichen Melodie, den Kreisel am Archäologiepark zur Sprungschanze umbauen zu lassen, damit die Fahrer keine Unfälle mehr riskieren, sondern einfach darüber hinwegspringen können. Und nochmals widmeten sich die Mitarbeiter des Rathauses dem Flughafen Hahn und den auf "der Mauer auf der Lauer" liegenden Chinesen: "Als nächstes sind die Märker dran, die sich sonst keiner leisten kann."
Doch der Chef im Rathaus in Thalfang, Marc Hüllenkremer, hatte sich gestern sicherheitshalber schon aus dem Staub gemacht. Der Vertreter des Vertreters des Vertreters, der dritte Beigeordnete Georg Klein, musste sein Kleidungsstück opfern. "Den behalt' ich mir als Trophäe", triumphiert Prinzessin Nastasja I. aus Heidenburg, kaum nachdem sie die Schere weggelegt hat. Und im Handumdrehen war Klein um einen halben Schlips kürzer. Gleich drei Schlüssel musste der Vertreter der Thalfanger Obrigkeit überreichen. Die Berja Wackessen aus Berglicht, die Helschder Scheierpoarzler aus Hilscheid und die Hädeborjer Flappessen aus Heidenburg bekamen ihr Machtsymbol mit für den Rest der Session. Von Gegenwehr war nichts zu spüren. Klein begrüßte die rund 50 Narren, indem er erklärte: "Ich bin nur der Adjutant, denn Chef Hüllenkremer ist auf Brautschau." Gemeint sind die potenziellen Bräute Morbach und Hermeskeil, von denen eine in der Kommunalreform unter die Haube kommen soll. "Wer wohl das Rennen macht, und sich am End' ins Fäustchen lacht?", fragte Klein in Reimform. Hermann Barten, normalerweise für die Finanzen zuständig, schwingt eine Büttenrede. Das bisschen Haushalt, in Anlehnung an den Schlager von Johanna von Koczian ein Klacks? Nein, denn die Beherrschung dieses Aufgabenfeldes stellt sich als Herkulesaufgabe mit allerlei Unfällen heraus. Prinzessin Nastasja I. und ihr Prinz Tobias I. geben die Losung aus: "Lasst uns trinken und schön winken." Die Heidenburgerin ist jetzt die First Lady von Thalfang. Doch regieren im Rathaus? Fehlanzeige!
"Wir haben jede Menge Außentermine, Kappensitzungen, Umzüge, wir müssen unters närrische Volk", heißt die anstrengende Devise bis Aschermittwoch. Vielleicht traut sich dann Chef Marc ja danach wieder ins Rathaus, ob mit oder ohne Braut.

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