Gespielen des Windes

SCHWEICH. Wenn Rockmaus, Olifant, Teekanne oder Amphore am Himmel schweben, dann sind die phantasievollen Sonderformen der Heißluftballone von "Schroeder fire balloons" im Einsatz. Die Schweicher Firma hat seit 1986 rund 1220 Ballons samt komplettem Zubehör gebaut.

Die begeisterten Ballonfahrer Hans Kordel, Theo Schröder senior und Friedhelm Schroeder junior machten 1984 aus ihrer Leidenschaft einen Beruf und gründeten das Unternehmen Schroeder fire balloons. Die Firma entwickelt und fertigt mit 30 Mitarbeitern alles aus einer Hand: Ballonhüllen, Ballonkörbe, Brenner, Gebläse, Edelstahlgasflaschen und Spezial-Transportanhänger. Friedhelm Schroeder, einer der drei Geschäftsführer, sagt: "Unser primärer Markt ist Deutschland, und hier haben wir einen Marktanteil von 40 Prozent." Preise bis zu 40 000 Euro

Heißluftballone werden in Schweich mit Bedacht auf Qualität, Sicherheit und Perfektion in Handarbeit hergestellt - und das hat seinen Preis. Ein mittlerer Heißluftballon für vier bis fünf Insassen mit allem Zubehör kostet zwischen 30 000 und 40 000 Euro. Das Prunkstück von Schroeder fire balloons ist ein Ballon mit 8500 Kubikmetern Volumen und den beeindruckenden Maßen von 30 Metern Höhe, 26 Metern Durchmesser und einer Oberfläche von 2130 Quadratmetern. Ballons sind attraktive Werbeträger, und mehr als 500 Unternehmen haben bei Schroeder fire balloons Heißluftballons und Kaltluftdisplays (fest verankerte Ballons) gekauft. "Ballons sind die besten Werbeträger, saubere Transportmittel und immer ein Hingucker", sagt Schroeder. Die Hausdesigner erstellen mit eigens entwickelten Computerprogrammen die exakten Vorlagen für die charakteristischen Schroeder-Ballons oder urigen Sonderformen wie Früchte, Autos, Häuser, Tiere oder andere originelle Objekte. Werner Wäschenbach ist wie Friedhelm Schroeder selbst Ballonfahrer und für die lufttechnischen Prüfungen in der Firma zuständig. Er erklärt: "Die Ballons mit allem Zubehör müssen jedes Jahr nach genau vorgegebenen Richtlinien geprüft werden. Wir sind der Tüv für Heißluftballons." In der riesigen Aufrüsthalle werden neue und zu prüfende Ballons liegend angeblasen und von den Prüfern von Schroeder fire balloons von innen und außen bis ins kleinste Detail geprüft. Das Herz der Produktion ist die große Nähhalle, überfüllt mit langen bunten Stoffbahnen. Die von Schroeder fire balloons selbst entwickelten Nylonstoffe mit Spezialbeschichtung haben eine minimale Luftdurchlässigkeit und eine weit über dem Durchschnitt liegende Lebensdauer. Etwa ein Dutzend Näherinnen schneiden dort die 24 Stoffbahnen für die bis über 2000 Quadratmeter großen Ballonhüllen und nähen diese mit extrem haltbaren Doppelkappnähten zusammen. Christel Frechen sitzt umgeben von unendlich langen Stoffbahnen an der Nähmaschine. Sie ist seit mehr als 20 Jahren bei der Firma und erinnert sich: "Der erste Ballon wurde noch in einem Kellerraum von etwa 20 Quadratmetern gefertigt." Lächelnd erklärt sie ihren Spitznamen "Erdferkel": "Wir fahren mit den Spezialanhängern zu den Landeplätzen der Ballonteams." Torsten Münch sitzt vor einem riesigen Drahtgerüst und flechtet sorgfältig die langen Peddigrohrruten in das Gestell. In der Halle entstehen die Ballonkörbe der Heißluftballons, die zugleich auch als Airbags bei der Landung dienen. Der gelernte Korbmacher arbeitet seit 16 Jahren in der Firma, und etwas verlegen verrät er: "Ich habe einen eigenen Heißluftballon und bin Mitglied der Deutschen Heißluftballon-Nationalmannschaft. Ein Dauerkunde bei Schroeder fire balloons und Ballonfahrer seit mehr als 40 Jahren ist "Jojo" Maes, Archäologieprofessor an der Universität Metz. Verschmitzt lächend sagt er: "Ich bin in rund vier Jahrzehnten mehr als eine halbe Million Ballonkilometer gefahren." Eine Hoffnung hat Friedhelm Schroeder beim Abschied dann noch: "Vielleicht wird bei einigen Lesern der Wunsch nach einem Spaziergang aus der Vogelperspektive geweckt." Und ab in die Lüfte geht es mit dem Wahlspruch "Glück ab, gut Land": Glück beim Abheben, und gute Landung. Und wo gelandet wird, bestimmt der Wind.

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