Giftige Köder gefressen: Fünf Hunde sterben in Trier - Tierliebhaber machen auf Facebook mobil

Trier-Ruwer · Weil er offenbar einen Gift-Köder gefressen hatte, musste Labrador Goldi eingeschläfert werden. Hundebesitzer Benedikt Kündgen geht von vorsätzlicher Tierquälerei aus. So wie in weiteren vier Fällen in den vergangenen Jahren in Ruwer. Er hat Anzeige erstattet, die Kripo ermittelt.

Die Leine hängt seit einer Woche unbenutzt am Haken, Labrador Goldis Fressnapf bleibt leer. Der zwölf Jahre alte Familienhund ist tot. "Sie kam als Welpe zu uns", sagt Benedikt Kündgen. "Wenn ich traurig war, war sie immer für mich da. Das Haus war nie leer. Jetzt ist es umso leerer, und vertraute Geräusche sind einfach nicht mehr da", sagt Hannah Kündgen (22) traurig. Denn vor einer Woche musste Goldi eingeschläfert werden. Das Tier hatte vermutlich einen mit Schneckengift vermischten Fleischköder gefressen und sich nicht mehr davon erholt. Was genau war passiert? Nach dem Gassigehen an Weiberdonnerstag war der Hund laut Kündgen unheimlich schlapp und erbrach sich. Der Tierarzt stellte eine Vergiftung fest. Erst schien es, dass Goldi sich erholen würde, doch das Gift hatte das Rückenmark zu stark angegriffen. Die Folge: "Zum Schluss hatte sie nur noch fünf Prozent an roten Blutkörperchen, die dort gebildet werden", sagt Kündgen. Unmittelbar nach dem verhängnisvollen Spaziergang hatte sich Familie Kündgen auf die Suche nach der möglichen Ursache der Vergiftung gemacht. Mit Erfolg: In einer Hecke in der Straße Auf Sprung fand Hannah eine Schale mit Schneckenkorn vermischter Fleischstücken. Bei den Kündgens schrillten sofort die Alarmglocken: Goldis Fall ist nämlich nicht der erste in Ruwer: Insgesamt vier Hunde sind seit 2003 an vergiftetem Futter gestorben, einer hat die Giftfalle überlebt. Das Brisante: Alle betroffenen Hundebesitzer gingen mit ihren Tieren durch die Straße Auf Sprung. Nicht ausmalen möchten sich die Kündgens, wenn Kinder die Schale entdeckt hätten. Jedes Kind denke bei den blauen Körnern sofort an Süßigkeiten wie Liebesperlen. "Wir haben Anzeige erstattet und einen Anwalt eingeschaltet, denn die Hunde wurden gezielt vergiftet", behauptet Kündgen. Er ist wie viele weitere Tierliebhaber entsetzt, "dass Menschen zu so etwas fähig sind". Auf der Internet-Plattform Facebook wird seit Tagen heftig um die vergifteten Hunde in Ruwer diskutiert. Eine Nutzerin schreibt: "Mir treibt es vor Wut gerade Tränen in die Augen." Ein anderer veröffentlicht, was viele sich wünschen: "Hoffentlich hat dieser Schrecken bald ein Ende." Die Gruppe "Schneckengift in Trier-Ruwer" hat inzwischen 900 Mitglieder. Ein Foto von Goldi hängt im Hotel Karlsmühle, das Familie Kündgen betreibt. An dem Bild prangt ein Trauerflor. Auch viele Gäste, die Goldi kannten, vermissen den kinderlieben Vierbeiner, der am liebsten auf dem Teppich am Empfang thronte. Polizeihauptkommissar Heinrich Wagner von der Polizeiinspektion Schweich rät, beim Ausführen der Hunde in Ruwer ganz besonders vorsichtig zu sein: "Hundebesitzer sollten ihr Tier am besten so unter Aufsicht halten, dass es nichts Fremdes aufnehmen kann." Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Hinweise von Zeugen nimmt die Polizeiinspektion Schweich unter Telefon 06502/9157-0 entgegen.

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