Glanzvoll auch ohne echtes Gold

BERLIN/TRIER. Die Landesausstellung "Konstantin der Große" soll 2007 die große Zugnummer für den Trierer Fremdenverkehr werden. Die Veranstalter rechnen mit mindestens 240 000 Besuchern. Eine Sonderbriefmarke oder Gold-Gedenkmünze für den Römerkaiser, wie sie Bundesfinanz-Staatssekretär Karl Diller (65) 2004 ins Gespräch gebracht hatte, wird es nicht geben. "Die Konkurrenz war zu stark", bedauert der SPD-Politiker.

Eckart Köhne, der Geschäftsführer der Konstantin-Ausstellungs-Gesellschaft, bekam glänzende Augen, als Karl Diller am Rheinland-Pfalz-Stand auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) erschien. Köhne überreichte ihm gleich eine "goldene" Konstantin-Schokomünze: "Die würde ich gerne in harte Währung umtauschen", scherzte der 39-Jährige. "Ein netter Scherz", fand auch Diller, aber die Realität fällt - aus Trierer Sicht - weniger spaßig aus. Eine goldene Euro-Gedenkmünze wird es ebenso wenig geben wie eine Sondermarke. Mit keinem seiner beiden Vorschläge habe er sich durchsetzen können, erklärte der Parlamentarische Finanz-Staatssekretär nun beim Besuch des Konstantin-Teams auf der ITB.Internet-Auftritt frisch freigeschaltet

51 Sondermarken veröffentlicht das dafür zuständige Bundesfinanzministerium 2007; die Motive hat "aus rund 400 konkurrierenden Vorschlägen" (Diller) der Programmbeirat ausgewählt. Während aus Rheinland-Pfalz das Jubiläum "175. Jahrestag Hambacher Fest" und als alljährlicher Unesco-Weltkulturerbe-Beitrag der römische Grenzwall Limes als Marken-Motive zu Ehren kommen werden, habe der Beirat "Konstantin durchfallen lassen - sehr zu meinem Leidwesen". Ebenfalls "großes Gedränge" habe es um die Aufnahme ins Welterbestätten-Goldmünzenprogramm gegeben. Auch da gehen Konstantin und seine erste Kaiserresidenz leer aus. Statt dessen wird 2007 Weimar vergoldet. Aus der Traum von der wirkungsvollen Gratis-Publicity für das Trierer Groß-Event, das vom 2. Juni bis 4. November 2007 im Landesmuseum, im Bischöflichen Museum und im Städtischen Museum Simeonstift über die Bühne geht.

Köhne trug die Neuigkeiten aus dem Finanzministerium mit Fassung. Schließlich unterstützt Berlin (auf Initiative Dillers) das Konstantin-Projekt mit 1,5 Millionen Euro - nahezu ein Viertel des Ausstellungs-Etats von 6,6 Millionen Euro (der TV berichtete). Köhne: "Das ist Geld, das dem Land, dem Bistum und der Stadt zugute kommt. Damit dokumentiert der Bund seine Wertschätzung."

Den ITB-Auftritt des Konstantin-Teams am Rheinland-Pfalz-Stand wertet Köhne als "großen Erfolg. Wir haben im Vorfeld gezielt Busreise-Veranstalter angemailt, und viele von ihnen haben die Gelegenheit genutzt, uns in Berlin zu treffen. Wir haben zudem ganz neue Kontakte geknüpft und verzeichnen durchweg positive Resonanz."

Die in Goldfolie verpackten Konstantin-Schokomünzen gingen als Gratis-Souvenir weg wie warme Semmeln (in Trierer Geschäften kosten die begehrten Stücke einen Euro). Als wirkungsvollere "Appetithäppchen" dürften sich jedoch die Informationsmaterialien erweisen, die sich ebenfalls großer Nachfrage erfreuten: Druckfrisch auf der ITB präsentiert wurden ein Flyer mit einem Konstantin-Gewinnspiel (Hauptgewinn: eine Rom-Reise) und eine achtseitige Angebotsbroschüre für Busunternehmen und Gruppenreisen-Veranstalter.

Auch online zieht Konstantin, der neben Karl Marx einflussreichste Trierer Weltveränderer, seine Kreise. Der Mainzer Kultur-Staatssekretär und GmbH-Aufsichtsratschef Roland Härtel (61) schaltete bei seinem ITB-Besuch den neu gestalteten Internetauftritt frei. Unter www.konstantin-ausstellung.de und www.konstantinausstellung.de erscheinen alle wichtigen Infos zu den Standorten, Führungen, Eintrittspreisen, Veranstaltungen und zum museumspädagogischen Programm. Die Seite "Aktuelles" informiert über neue Entwicklungen rund um die Ausstellung; zudem hält auf Bestellung ein Newsletter auf dem laufenden.

Konstantin-Wein ab heute im Verkauf

Daneben bietet das Online-Angebot (in deutscher, englischer und französischer und in Kürze auch in niederländischer Sprache) einen Pädagogik-Service. Über einen geschützten Zugang lassen sich Lehrmaterialien für den Unterricht herunterladen. Noch in Arbeit ist ein Angebot, das Touristiker bei der Organisation ihrer Reise nach Trier unterstützt. "Ein besonderes Bonbon wird unsere Kinderseite sein", kündigt Pressesprecherin Mirjam Flender (28) an. "Für die kleinen Museumsfreunde gestalten wir diese Extraseite, auf der man basteln, malen und raten kann."

Robert Garcia (50), Chefkoordinator von "Luxemburg und Großregion - Kulturhauptstadt Europas 2007" zeigte sich angetan vom ITB-Auftritt der Trierer: "Er macht deutlich, dass die Konstantin-Ausstellung eines der größten Highlights in unserem gemeinsamen Kulturhauptstadt-Jahr wird und zeigt auch, dass das keine Sache nur für Geschichts- und Archäologiefans ist, sondern durchaus ein breites Publikum anspricht." Eckart Köhne rechnet mit 240 000 Besuchern, hofft aber auf mehr: Für die "gut mit uns vergleichbaren" Ausstellungen "Reich der Karolinger" (1999 in Paderborn) und "Otto der Große" (2001 in Magdeburg) wurden jeweils rund 300 000 Tickets abgesetzt.

Für den 2. Juni planen die Trierer Ausstellungsmacher eine öffentliche Info-Veranstaltung. Dann beginnt der Countdown für die genau ein Jahr später startende Konstantin-Schau.

Das Warten auf den Konstantin-Wein ist indes vorbei: Der offizielle Rebensaft zur Ausstellung (2004er Riesling Spätlese trocken von der Konstantinhöhe Neumagen-Dhron) ist ab heute bei der Tourist-Information Trier, der Dom-Information und der Galeria Kaufhof erhältlich.

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