Groß, größer, Phablet - Smartphones auf Wachstumskurs

Berlin (dpa/tmn) · Passt das Smartphone nicht mehr in die Hosentasche, handelt es sich wohl um ein sogenanntes Phablet. Die neue Geräteklasse mit dem Kunstwort-Namen aus Smartphone und Tablet will zwei Geräte in einem sein, hat aber auch ihre Schwächen.

 Smartphone plus Tablets ergibt ein Phablet. Foto: Bodo Marks

Smartphone plus Tablets ergibt ein Phablet. Foto: Bodo Marks

Manchmal nennt man sie Phablets, manchmal auch Smartlets. Gemeint ist aber immer eine neue Geräteklasse irgendwo zwischen Smartphone und Tablet. Damit versuchen viele Hersteller aus zwei Geräten eins zu machen. Die Displaygröße eines Phablets liegt zwischen 4,5 und 7 Zoll, also genau den Diagonalen, die große Smartphones und kleine Tablets eingrenzen.

Der wesentliche Unterschied zwischen Tablet und Phablet besteht in der Telefonfunktion, die dem Tablet fehlt. Allerdings muss man beim Telefonieren mit dem Phablet Kompromisse machen: Form und ein höheres Gewicht erschweren Gespräche ohne Headset im Wortsinne.

„Es ist nicht jedermanns Sache, sich ein Schneidebrett ans Ohr zu halten“, sagt Lisa Brack vom Computermagazin „Chip“.

Vor einem Phablet-Kauf sollte der Nutzer sein Telefonierverhalten überprüfen und überlegen, wo er sein Smartphone normalerweise verstaut, rät Bernd Theiss von der Telekommunikationszeitschrift „Connect“. „Wie viel und wie lange telefoniert er, und wie bequem ist eventuell die Nutzung eines Headsets?“ Und: „Kann der Nutzer sein Phablet in eine seiner üblichen Taschen stecken?“ Ein Gerät um die 4,5 Zoll habe noch alle Chancen, in eine Hosentasche zu passen. Bei 5 Zoll und mehr könne es dagegen schwierig werden.

Trotzdem wachsen gerade Oberklasse-Smartphones beständig über 4,5 Zoll hinaus und heben damit Phablets langsam aber sicher aus der Nische. Jüngste Beispiele sind etwa die die 5-Zöller Samsung Galaxy S4, Sony Xperia Z, HTC Butterfly oder Huawei Ascend D2 (für Juli angekündigt). „Viele Nutzer wollen inzwischen Displaygrößen von fünf Zoll ? und können sie auch handlen“, stellt Brack fest.

Derzeit können Nutzer praktisch nur aus dem überbordenden Angebot an Android-Geräten wählen. Phablets von Apple gibt es gar nicht und solche mit Windows Phone sind rar gesät. Einzig Nokias Lumia 920 und 925 (beide 4,5 Zoll), Samsungs Ativ S (4,8 Zoll) und - trotz geringer Auflösung - das Titan (4,7 Zoll) gehen als kleine Phablets durch.

Bei den Androiden markieren zahlreiche 4,7-Zoll-Geräte den Phablet-Einstieg, etwa das Optimus 4X HD oder das Google Nexus 4 von LG, das HTC One oder das Motorola Razr HD. Zweifelsohne um waschechte Phablets handelt es sich beim Huawei Ascend Mate mit 6,1 Zoll oder dem Samsung Galaxy Mega 6.3 mit 6,3 Zoll (für Juni angekündigt). Das 7 Zoll große Fonepad von Asus dagegen ist eher ein 7-Zoll-Tablet mit Telefonierfunktion, das man sich tatsächlich ans Ohr halten kann.

Bei der Akkulaufzeit nehmen sich Phablet und Smartphone nicht viel. Der höhere Stromverbrauch durch das größere Display wird meist durch den ebenfalls größeren Akku aufgewogen. „Der Nutzer sollte darauf achten, dass der Akku mindestens 3000 mAh liefert“, rät Brack. Das gilt zumindest für Displaygrößen mit einer 5 oder 6 vor dem Komma.

Das größere Display ist ein klarer Vorteil des Phablets. „Das ist in der Bedienung angenehmer“, erklärt Hannes Czerulla von der Zeitschrift „c't“. „Der Nutzer kommt beim Surfen in vielen Fällen ohne Zoomen aus.“ Größere Displays sind auch vorteilhaft beim Bearbeiten von Dokumenten oder beim Ansehen von Videos. Allerdings darf die Auflösung nicht zu gering sein, warnt der Experte. Mindestens HD-Auflösung (1280 mal 720 Pixel) ist beim Phablet Pflicht, vor allem, wenn man viel auf dem Display liest.

Mit ihrem drucksensitiven Eingabestift bieten die Samsung-Phablets Galaxy Note (5,3 Zoll) und Note 2 (5,5 Zoll) eine Besonderheit. „Die Erkennung der Handschrift funktioniert damit sehr gut“, sagt Czerulla. Auch zeichnen sei mit dem Stift einfacher als per Hand. Stifte gibt es als Zubehör zwar auch für andere Geräte, bei denen die Handschrift- und Stifterkennung aber meist nicht ins Betriebssystem integriert und damit weniger komfortabel ist.

Als Alternative zu einem Phablet kann der Nutzer auf ein normales Smartphone in Kombination mit einem kleinen 7- oder 8-Zoll-Tablet zurückgreifen. Vorteil dieser Lösung: Das Smartphone passt weiter in die Hosentasche und ist immer dabei. Das größere Tablet nimmt man nur mit, wenn man es braucht oder ohnehin eine Tasche dabei hat.

Aber kosten zwei Einzelgeräte nicht viel mehr? Phablets um 5 Zoll gibt es schon für unter 250 Euro - und damit günstiger als manches Smartphone. „Allerdings gibt es auch in der Kombination von günstigem Smartphone und Tablet Geräte, die zusammen bei rund 550 Euro liegen - und damit unter einem hochpreisigen Phablet“, sagt Czerulla.

 Mit 4,5 Zoll zählt Nokias Lumia 925 zu den kleinen Phablets. Foto: Nokia

Mit 4,5 Zoll zählt Nokias Lumia 925 zu den kleinen Phablets. Foto: Nokia

 Samsungs 5,5 Zoll großes Galaxy Note 2 ist für die Stifteingabe optimiert. Foto: Samsung

Samsungs 5,5 Zoll großes Galaxy Note 2 ist für die Stifteingabe optimiert. Foto: Samsung

 Riesentelefon oder kleines Tablet? Das sieben Zoll große Fonepad von Asus kann man sich auch zum Telefonieren ans Ohr halten. Fotos: Asus Foto:

Riesentelefon oder kleines Tablet? Das sieben Zoll große Fonepad von Asus kann man sich auch zum Telefonieren ans Ohr halten. Fotos: Asus Foto:

 Das 8,4 Millimeter dünne Motorola Razr HD bietet ein 4,7 Zoll großes Display. Foto: Motorola

Das 8,4 Millimeter dünne Motorola Razr HD bietet ein 4,7 Zoll großes Display. Foto: Motorola

 Mit 6,1 Zoll Displaydiagonale tastet sich das Huawei Ascend Mate langsam in Tablet-Gefilde vor. Foto: Huawei

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 Googles Nexus 4 weist ein 4,7-Zoll-Display auf und wird von LG produziert. Foto: Google

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 Sonys Fünf-Zöller Xperia Z soll auch ein längeres Bad im Wasser nichts anhaben können. Foto: Sony

Sonys Fünf-Zöller Xperia Z soll auch ein längeres Bad im Wasser nichts anhaben können. Foto: Sony

Letztlich ist die Entscheidung für die eine oder andere Option reine Geschmackssache. „Phablets sind immer eine Kompromisslösung, sie können nichts perfekt“, schränkt Hannes Czerulla ein. Dieser Meinung ist auch Bernd Theiss. „Die meisten Leute sind wohl mit zwei Geräten besser bedient“, glaubt er. „Das Smartphone braucht man ständig, ein Tablet nur ab und zu.“

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