Grün und giftig

TRIER. Es grünt so grün in den künstlichen Paradiesen, die Thomas Egelkamp in der Europäischen Kunstakademie in Trier präsentiert.

 Der Künstler Thomas Egelkamp setzt auf grüne Farbe. Foto: Eva-Maria Reuther

Der Künstler Thomas Egelkamp setzt auf grüne Farbe. Foto: Eva-Maria Reuther

Schwerelos wie Astronauten schweben Embryonen in ihren durchsichtigen Fruchtblasen durch den nachtschwarzen Bildraum. Unter grün erleuchteten Glasplatten und in ebensolchen Pflanzkästen scheint neues Leben zu keimen. Hinten am Ende des Raums blaut als gespiegelter Lichtstrom die Nacht. Gegen den traumverlorenen nächtlichen Fluss wächst das phosphorisierende, nach außen drängende Grün der Wandtafel gegenüber. Eine Art kosmisches Treibhaus hat Thomas Egelkamp derzeit in der Kunsthalle der Akademie eingerichtet. Die raumfüllende Installation macht richtig Sinn nur als Ganzes. Erst durch ihren spannungsreichen Wechsel aus Schwarz und Grün, aus gemalten Flächen und zierlichen Einzelobjekten und nicht zuletzt durch ihre Lichteffekte, die Künstlichkeit und Laboratmosphäre erzeugen, wird sie wirklich eindrucksvoll. Bei den gemalten "Grünflächen" und "Pflanzkästen" hätte man sich das Licht sogar noch etwas prägnanter gewünscht. Egelkamp erzählt auf zwei Ebenen. Zum einen erzählt er die alte Geschichte von der Relativität der Wahrnehmung, sprich von der Wirklichkeit, die nur Erscheinung ist. Auch für den Bonner Künstler heißt das: erst das Licht macht die Dinge und Farben zu dem, als dass sie der Betrachter wahrnimmt. "Mit dem Einfluss und der Wirkung des Lichtes habe ich mich vom Beginn meiner künstlerischen Arbeit beschäftigt", bestätigt der Dozent der Trierer Akademie. Was Egelkamp auch seit jeher beschäftigt, ist die Frage nach dem rechten Bild. Seine Vieldeutigkeit führt er in Trier mittels grüner Glasplatten, Licht und Spiegeln vor. Egelkamp schafft künstliches "Paradies"

Egelkamps zweite Erzählebene ist philosophischer Natur. Es ist die Geschichte vom Menschen, der seine Unschuld verloren hat. Sein Bewusstsein, seine Fähigkeit, sich eine eigene Welt zu gestalten, hat ihn mit jener Natur entzweit, deren Teil er ist und auf die er letztlich angewiesen bleibt. Egelkamps grünes künstliches "Paradies" verheißt denn auch Leben wie Verderben. Sein Grün hat einen giftigen "Touch". Nach dem Motto "Ich weiß zuwenig und zuviel von dieser Welt" treiben seine Embryonen durch das Schwarz zwischen Urvertauen und Todesahnung. Zugegeben: man mag Egelkamps Bildfindung für eine Spur zu elegant halten. Aber auf der anderen Seite verstärkt gerade diese glatte Eleganz auch den Eindruck vom Natur-Design menschlichen Fortschritt Strebens. Öffnungszeiten: bis 7. Mai, Di -So 11-17 Uhr, Aachener Straße 63, 54294 Trier.

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