Freudenburg/Hermeskeil/Mertesdorf Guter Standort, schlechter Standort?

Freudenburg/Hermeskeil/Mertesdorf · Drei Kulturschaffende aus dem Landkreis Trier-Saarburg berichten über Herausforderungen ihrer Arbeit

 Die Reihe Hermeskeiler Kultur (er)leben ist der Nachfolger des bekannten Kulturherbstes.

Die Reihe Hermeskeiler Kultur (er)leben ist der Nachfolger des bekannten Kulturherbstes.

Foto: Volksfreund/unterschiedlich

Ducsaal in Freudenburg

Manfred Weber (64) betreibt den Ducsaal in Freudenburg seit 36 Jahren. Für den Innenarchitekten ist er nur das zweite Standbein – die Idee zum Club kam von der Liebe zur Livemusik. „Da spielte damals auch jede Menge Enthusiasmus mit rein.“

Was unterscheidet die Arbeit eines Kulturschaffenden auf dem Land von der in einer Stadt? „Hier gibt es keine Millionen Einwohner, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen“, sagt Weber. Dafür habe der Ducsaal ein Einzugsgebiet von 150 Kilometern. Es kämen mehr Besucher aus dem Saarland denn aus Rheinland-Pfalz, obwohl der Ducsaal dort weitaus weniger in den Medien präsent sei. Auch das Wetter habe großen Einfluss auf die Besucherzahlen. Das sei in Städten nicht anders, sagt Weber. „500 Bands würden hier umsonst spielen, aber die lasse ich nicht rein, weil die Qualität nicht reicht.“ Und das sieht er auch als das Erfolgsgeheimnis. „Der Schlüssel sind die Musikauswahl und das entsprechende Fachpublikum“.

Im Ducsaal gibt es viel Blues und Blues-Rock, außerdem immer mal wieder ausgewählte Tribute-Bands – das sind Formationen aus dem Bereich der Pop- oder Rockmusik, deren Ziel es ist, Musikstücke einer bekannten Band möglichst originalgetreu wiederzugeben.

Die Konkurrenz unter Veranstaltern sei in den letzten Jahren immer größer geworden, sagt Weber, denn „inzwischen hat jede Kommune ihr eigenes Kultur-Programm, in das viel Geld gesteckt wird“. Zuschüsse oder öffentliche Träger gibt es für Weber nicht. Gleichwohl in Hermeskeil für die Reihe „Kultur erleben“.

Hermeskeiler Kultur (er)leben

„Ich bin kein Mann für eine Nacht“, schmettert der Sänger der Osburger Band Kölsche Jung den Hermeskeilern entgegen. Viele fröhliche Karnevalshits folgen, und man könnte meinen, die Menge rastet aus bei dieser Stimmungsband. Leider lassen sich nur 15 Besucher zum Konzert locken, erinnert sich Willi Auler, erster Beigeordneter vom Verein Hermeskeiler Kultur (er)leben. Am Ende sitzen alle Musiker und Gäste an einem Tisch und singen fröhlich, „bis dem Gitarristen bei seinem wilden Spiel die Gitarrensaiten gerissen sind“, sagt Willi Auler. Er erinnert sich gerne zurück an den Abend, auch wenn es kein kommerzieller Erfolg war.

„Man muss sich sehr gut überlegen, wen man einlädt“, sagt Auler. Denn auf dem Land spiele der Bekanntheitsgrad teils eine größere Rolle als in der Stadt, und das Publikum sei sehr preissensibel. Newcomer hätten es also in Hermeskeil etwas schwerer, wie die Episode der Kölsche Jung zeigt.

Auler berichtet begeistert von den Veranstaltungen mit Kabarettistin Birgit Süß im Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus oder den Weibsbildern, die mit fast 800 Besuchern die Hochwaldhalle fast bis zum Rand füllten. Es laufe mal so und mal so.

Die Veranstaltungen der Initiative Kultur (er)leben werden von der Stadt gegenfinanziert. „Gewinne erwirtschaften wir nicht“, sagt Auler. Jährlich fördere die Stadt Kultur (er)leben mit einem kleinen fünfstelligen Betrag.

Wie sieht es mit Zukunftswünschen aus? Auler freut sich besonders auf die Erstaufführung von Matthias Leo Webels neuem Musical „Serpentina“ im April. Seit Anfang des Jahres sind die Proben für das abendfüllende Werk im Gange. Die Mitwirkenden stammen aus Hermeskeil und der umliegenden Region – von Wittlich über Trier und Konz bis ins Saarland nach Losheim. „Mit den vielen regionalen Beteiligten wird die Halle sicher wieder voll“, sagt Auler.

Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf ab 20 Euro in Hermeskeil bei Buchhandlung Lorenzen, Schreibwaren Theis, Uhren Haag, im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199–996 sowie auf www.ticket.volksfreund.de

Karlsmühle Mertesdorf

Seit 18 Jahren gibt es in der Mertesdorfer Karlsmühle jeden Mittwoch Livemusik. Die Idee dahinter: „Anstatt mittwochs zu proben, sollten die Musiker aus dem Raum Trier hier eine Möglichkeit haben, live zu spielen und sich auszuprobieren“, sagt Beny Kündgen, Seniorchef der Karlsmühle. Die Messlatte, um eine Auftrittsmöglichkeit zu erhalten, war von Anfang an gering: „Halbwegs gescheit spielen“, erklärt der Gastronom.

Der Anspruch sei seitdem nicht gewachsen, allerdings die Zahl der Bewerbungen. Bis Februar 2019 ist das Programm deshalb auch schon ausgebucht. Von Profis bis Hobbymusikern. Bisher spielten dort etwa schon Soul and More aus Wittlich, Ralph Brauner und Tom Wittrock, seines Zeichens Gitarrenbauer des bekannten Bluesmusikers Joe Bonamassa.

Das Geheimnis seien aber nicht Stars, sondern die Regelmäßigkeit der Veranstaltungen. „Ich fahr’ einfach mal hin und guck mal“, so läuft es bei vielen, glaubt man Kündgen.

Ist es besonders schwer, so eine große Kulturreihe auf dem Land zu etablieren? „Wenn du so etwas machst, sind zwei Jahre rote Zahlen verbrieft“, erklärt Kündgen. Drei Jahre habe es gedauert, bis die Reihe gefestigt gewesen sei.

Heute bewertet er: „Es gibt keinen schlechten Standort.“ Es käme darauf an zu wissen, was das Publikum wünscht. Rund 900 Konzerte gab es seit 2000. Übrigens nicht mit fetten Gagen für die Bands. Hört man sich bei Musikern um, schwärmen die eher vom Essen und dem Ambiente.

 Die Band Mytallica spielt am 25. November 2017 im Freudenburger Ducsaal. Die Gäste grüßen mit der sogenannten Pommes-Gabel in die Kamera. 

Die Band Mytallica spielt am 25. November 2017 im Freudenburger Ducsaal. Die Gäste grüßen mit der sogenannten Pommes-Gabel in die Kamera. 

Foto: Volksfreund/unterschiedlich

Noch Wünsche offen? Kündgen: „Es soll genau so weitergehen.“

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