Hauptsache in der Combo

TRIER. (ruf) Die "Jazz & Rock School Trier" zieht Bilanz: Nach einem Jahr zählt die Schule 60 Schülerinnen und Schüler, die in insgesamt 15 Combos gemeinsam musizieren. Beim Sommerfest vor dem Eingang der Tuchfabrik stellte sich eine Auswahl dem Publikum vor und wurde mit großem Applaus für ihre Leistung belohnt.

 Früh übt sich: Aktive der Schule beim Auftritt vor der Tufa.Foto: Oliver Ruf

Früh übt sich: Aktive der Schule beim Auftritt vor der Tufa.Foto: Oliver Ruf

Vor der Kulisse der bunten Tufa-Fassade wechseln die Bands im Zehn-Minuten-Takt. Mal gibt das Saxophon den Ton an, dann sind es fünf junge Stimmen und ein anderes Mal E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Viele der Nachwuchsmusiker, die diese Instrumente spielen, stehen erstmalig auf einer Bühne, die sich dank des strahlenden Sonnenscheins nicht im großen Saal, sondern unter freiem Himmel vor dem Eingang der Tuchfabrik befindet. Eine Auswahl aus 15 Formationen tritt hier auf, und die jungen Musiker zeigen, was sie in einem Jahr Musik-Unterricht gelernt haben. Beim Sommerfest der "Jazz & Rock School Trier" kann jeder Schüler Live-Erfahrung sammeln. Das ist dem Engagement des Trierer Jazz-Clubs zu verdanken, der das Projekt initiierte. Vor zwei Jahren stellten die Profi-Musiker bei den regelmäßig stattfindenden Jazz-Workshops fest, dass viele Teilnehmer nicht optimal vorbereitet waren, dass ihnen eine fundierte Ausbildung fehlte. In Trier und Umgebung schien es einen Bedarf nach Jazz-, Rock- und Pop-Unterricht zu geben. Tatsächlich fehlte in der Musikschule auch eine Populärmusikabteilung. Nach Absprache mit Roman Schleimer, der damals das städtische Kulturbüro leitete, stießen die Trierer Jazzer auch im Kulturdezernat auf offene Ohren. Sowohl der frühere Kulturdezernent Jürgen Grabbe als auch sein Nachfolger Ulrich Holkenbrink unterstützten die Idee. Eine Arbeitsgemeinschaft suchte ein Konzept, das sowohl pädagogisch sinnvoll als auch finanziell tragbar ist und entschied sich für eine Mischung aus Instrumentalunterricht und Combo-Spiel. "Vielleicht gibt es diese Verbindung sonst nirgendwo in Deutschland", sagt der Jazz-Club-Vorsitzende Stefan Reinholz. "Unsere Besonderheit ist, dass wir auf jeden Fall Combos bilden müssen. Jeder ist gezwungen, in einer Formation zu spielen." Nach drei wöchentlichen Einzelunterrichtsstunden ist deshalb jede vierte Stunde eine Doppelstunde, in der durchschnittlich vier Schülerinnen und Schüler das Gruppenspiel üben. "Musik kann ja nur gemeinsam sinnvoll gemacht werden. Wenn man nur zu Hause mühsam trainiert, verliert doch jeder irgendwann die Lust", sagt Stefan Reinholz, der Saxophon unterrichtet. Die Dozenten stammen überwiegend aus der Trierer Jazz-Szene und sind - wie Daisy Becker, Edgar Weidert oder Ben Heit - gestandene Musiker. Die Schule kommt immer noch ohne Chef aus und funktioniert "basisdemokratisch". Lediglich Ben Heit kümmert sich um die Koordination. Ein Jahr nach ihrer Gründung zählt die Schule 60 Jungen und Mädchen, Männer und Frauen. Zwischen sechs und 45 Jahren sind die Jazz- und Rock-Neulinge alt. Das Angebot der Schule beinhaltet alle gängigen Instrumente. Einer der Kurse, die in den Räumlichkeiten der Grundschule Reichertsberg laufen, beschäftigt sich sogar mit Musikproduktion am Computer. Vier Mal im Jahr ersetzt außerdem ein Doppelstunden-Workshop den Instrumentalunterricht. Dann geht es um ein bestimmtes Thema, mit dem sich acht bis zehn Leute auseinandersetzen. "Wir sind ständig dabei, die Schule zu verbessern", sagt Reinholz. "Wir feilen am Konzept." Als eigenständige Abteilung der städtischen Musikschule untersteht die "Jazz & Rock School" offiziell der Volkshochschule. Deren Leiter Rudolf Hahn unterstützt das Projekt tatkräftig. "Ich finde die gesamte Idee faszinierend und bin stolz, dass es uns gemeinsam gelungen ist, eine solche Abteilung ins Leben zu rufen", lobt Hahn. "Das ist der Beweis, dass es in einer kommunalen Einrichtung der Stadt möglich ist, musikalische Freiräume zu entwickeln." Das Publikum belohnt an diesem Sonntagnachmittag die akustische Bilanz der Jazz-Rock-Schule: Von Anfang an gibt es großen Applaus nach jedem Auftritt. Ob schüchterne Trompetenklänge oder versiertes Pianospiel - jeder wird für seine Leistung belohnt. Manchmal knien die Dozenten bei ihren Schützlingen, achten auf Takt und Rhythmus oder greifen selbst zu den Instrumenten, um die Gruppe komplett zu machen. Sie spielen Jazz-Standards, bekannte Rock-Lieder wie "Smoke on the Water" und programmatische Stücke. Eine Nummer trägt zum Beispiel den Titel "Starters". Kontakt: Telefon 06588/ 987898 und Fax 06588/910511 bei Ben Heit. Im Internet unter www.jarotrier.de

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