Heiratswillige sagen häufiger „yes“ als „ja“

Speicher · Die Stationierung von US-Amerikanern in der Eifel macht sich auch auf dem Standesamt in Speicher bemerkbar: Unter den 136 Menschen, die sich dort im vergangenen Jahr getraut haben, waren allein 83 amerikanischer Herkunft.

(uhe) Dass der Präsident des Oberlandesgerichts Koblenz ein Wörtchen mitzureden hat, wenn zwei Verliebte den Bund des Lebens eingehen wollen, ist eher die Ausnahme. Es sei denn, die Heiratswilligen leben und trauen sich in der Verbandsgemeinde Speicher. Dort nämlich ist das Oberlandesgericht bei mehr als der Hälfte der Eheschließungen beteiligt. Das liegt daran, dass das Standesamt in Speicher besonders stark von den auf der Airbase Spangdahlem stationierten US-Amerikanern frequentiert wird.

2011 insgesamt 68 Paare getraut

So wurden in der VG Speicher 2011 insgesamt 68 Paare getraut, von denen allein in 37 Fällen jeweils beide Partner Amerikaner waren. In weiteren neun Fällen war das Ehebündnis ein deutsch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt. Das heißt: 83 der 136 im vergangenen Jahr getrauten Menschen waren Amerikaner (61 Prozent), von den 22 in diesem Jahr bereits Getrauten waren es sogar 15 (68 Prozent). Und das, obwohl der Anteil der Amerikaner in der Verbandsgemeinde bei "lediglich" 42 Prozent liegt (6000 von 14?000 Einwohnern).

Ehefähigkeitszeugnis erforderlich

Der Präsident des Koblenzer Oberlandesgerichts wiederum kommt deshalb bei jeder Hochzeit mit amerikanischer Beteiligung ins Spiel, weil Ausländer, die in Deutschland heiraten wollen, zunächst ein sogenanntes Ehefähigkeitszeugnis ihres Heimatlands vorlegen müssen. Dieses bescheinigt, dass dem Bündnis nichts entgegensteht, der angehende Bräutigam in seiner Heimat also nicht etwa schon eine Ehefrau mit drei Kindern hat.

Da die USA im Gegensatz zu anderen Ländern ein solches Ehefähigkeitszeugnis nicht ausstellen, werden die Antragsunterlagen zur Überprüfung zum Oberlandesgericht in Koblenz geschickt. Im Großen und Ganzen seien die Voraussetzungen ähnlich wie bei deutschen Staatsangehörigen, erklärt Sarah Illigen vom Standesamt Speicher. "Als Personenstandsurkunde muss bei ledigen Amerikanern die Geburtsurkunde vorgelegt werden, bei geschiedenen Amerikanern zusätzlich noch die Heiratsurkunde sowie das Scheidungsurteil", sagt Illigen.

Darüber hinaus müsse eine eidesstattliche Erklärung über den Familienstand vorgelegt werden, die das Legal Office der Airbase Spangdahlem ausstelle. All das werde dann in Koblenz auf seine Vollständigkeit überprüft, erklärt die Standesbeamtin, und im Anschluss daran werde schließlich die Ehefähigkeit durch eine vom Oberlandesgericht ausgestellte "Befreiungsurkunde" attestiert.

Geheiratet werde überwiegend in ziviler Kleidung und nur selten in der Ausgehdienstkleidung der US-Soldaten, erklärt die Standesbeamtin. Und weil die Trauzeremonie in deutscher Sprache stattfinde, stünden dem Standesamt bei Bedarf auch zwei Übersetzerinnen zur Verfügung.

Standesamt ohne Außenstellen

Was in Speicher allerdings zum vollkommenen Glück der verliebten Amerikaner noch fehlt, sind Standesamt-Außenstellen wie in Bitburg-Land. Dort können sich die Paare auch in historischer Umgebung das Jawort geben, also entweder auf den Burgen Rittersdorf und Dudeldorf oder aber auf Schloss Hamm heiraten.

EXTRA (Deutsch-) Amerikanische Hochzeiten in der Region
Im Vergleich zur VG Speicher ist der Anteil der Amerikaner mit Heiratsabsichten in den benachbarten Verbandsgemeinden minimal. Unter den 262 Männern und Frauen, die sich im vergangenen Jahr im benachbarten Bitburg-Land vermählt haben, waren lediglich 14 US-Amerikaner. Und auch in der Stadt Bitburg waren unter den 100 Heiratswilligen gerade mal fünf aus den Staaten. Beim Standesamt in Kyllburg werden ebenfalls nach Auskunft der dortigen Verwaltung in der Regel nur ein oder zwei amerikanische Paare pro Jahr getraut.

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