Hinter den Kulissen eines Theaterstücks

Pluwig · Unsere Lucky-Reporterin hat sich bei den Karl-May-Freunden in Pluwig umgehört, was eigentlich so alles hinter den Kulissen eines Theaterstücks passiert.

Um das zu verstehen, müsst ihr zunächst wissen, was sich hinter dem Begriff "Kulisse" verbirgt. Eine Kulisse, was ist das überhaupt? Als Kulisse bezeichnet man das Bühnenbild, also all das, womit eine Theaterbühne dekoriert und geschmückt wird.

Wenn ihr die Karl-May-Festspiele in Pluwig schon einmal besucht habt, sind euch bestimmt die Häuschen aufgefallen, die links von der eigentlichen Spielfläche stehen. Diese kleinen Häuser kann man nicht bewohnen. Hinter den Fenstern und Türen verbergen sich nämlich nicht etwa Küche, Wohn- und Schlafzimmer der Schauspieler, sondern einfach nur eine leere Fläche. Die Häuschen sind also in Wirklichkeit gar keine richtigen Bauwerke, sondern nur mit Farbe bemalte, und mit Eisen umspannte Holzwände.

Diese Wände sind allerdings sehr wichtig für die Schauspieler. Dahinter verbirgt sich nämlich der sogenannte "Backstage-Bereich" (sprich: Bäckstädsch). Das ist der Bereich, in dem sich die Schauspieler aufhalten, wenn sie gerade nicht auf der Bühne stehen. Die Kulissen erfüllen also gleich mehrere Zwecke auf einmal. Sie sind Dekoration, und sie grenzen die Bühne nach hinten ab. Wie ein zweiter Vorhang sorgen die Kulissen dafür, dass die Zuschauer nicht sehen können, was sich "backstage", hinter der Bühne, abspielt. Wenn ihr als Zuschauer zum Beispiel die Darsteller auf dem Balkon eines dieser Häuschens entdeckt, müsst ihr wissen, dass sie zuvor nicht etwa über ein normales Treppenhaus, sondern über eine lange Leiter dorthin gelangt sind.

Hinter den Kulissen eines Theaterstücks passiert aber noch viel mehr. Der Pluwiger Backstagebereich dient unter anderem als Sammelpunkt für all die Menschen, die dazu beitragen, dass das Theaterstück zu einem echten Erlebnis wird. Dafür sind nämlich nicht alleine die Schauspieler verantwortlich. Damit das Stück gelingt, gibt es einiges zu beachten. Bei den Karl-May-Freunden sind fast 30 Personen "hinter den Kulissen" tätig. Etwa eine Stunde vor Beginn der Aufführungen treffen sie sich hier mit den Schauspielern zu einer letzten Besprechung. Jetzt muss alles passen. Die Darsteller müssen kostümiert, geschminkt und mit Mikrofonen verkabelt werden. Wer will, kann seinen Text nochmal durchlesen oder eine Kleinigkeit essen und trinken.

Spätestens jetzt muss klar sein, wer welches Pferd festhält, wenn es gerade nicht auf der Bühne steht. Die Techniker besprechen ein letztes Mal, wann sie welche Musik abspielen, und wann sie welches Licht für die Bühnenbeleuchtung einsetzen. Ganz wichtig ist auch die Belehrung aller Mitwirkenden, was die Explosionen betrifft. Um Unfälle zu vermeiden, muss schließlich jeder Schauspieler ganz genau wissen, wann und wo genau die explosiven Feuerbälle später im Stück hoch gehen.

Etwa zehn Minuten vor Beginn der Aufführung geht dann jeder an seinen Ausgangspunkt und wartet auf das Zeichen der Regie. Das eigentliche Schauspiel beginnt erst mit der Einleitungsmusik. Besonders während des Theaterstücks muss hinter den Kulissen alles sehr leise ablaufen. Die Zuschauer sollen ja von all dem nichts mitbekommen.

Der Bau der Kulissen

Alle zwei Jahre führen die Karl-May-Freunde eine neue Geschichte im Pluwiger Steinbruch auf. Klar, dass dann auch jedes Mal die Bühne neu dekoriert werden muss. Einzige Ausnahme sind die Häuschen, die links von der Spielfläche stehen. Diese stellen eine kleine Stadt dar. Und da das Stadtleben in jeder neuen Geschichte eine Rolle spielt, lässt der Verein diese Kulissenwände kurzerhand das ganze Jahr über dort stehen. Zu Beginn einer neuen Spielsaison werden die Häuschen dann mit frischer Farbe aufgepäppelt, da sie im Freien schnell verblassen.

War die Witterung besonders schlecht, bessern die Schreiner und Zimmerleute des Vereins die Holzwände auch schon mal selbst aus. Doch das alles ist nichts im Vergleich zu dem Aufwand, der betrieben werden müsste, gäben die Häuschen zu jeder neuen Spielsaison auf- und abgebaut. Das würde nicht nur viel Zeit, sondern auch sehr viel Geld kosten. Schließlich sind die mit Eisenträgern umspannten Wände ja nicht mal eben schnell von einer Person aufgestellt. Dazu bedarf es vieler Helfer und einem teuren Kran.

Geld kosten würde auch das Lagern der Kulissenwände zwischen den Spielzeiten. Die Karl-May-Freunde müssten dazu extra eine Lagerhalle suchen und das ganze Jahr über dafür Miete zahlen.

Da aber alle zwei Jahre ein neues Theaterstück aufgeführt wird, müssen manche Teile der Bühnendekoration auch jedes Mal neu hergestellt werden. Die neuen Kulissen schreinern die Vereinsmitglieder selbst zusammen, egal ob gerade ein Goldmine oder ein Vulkan als Bühnendekoration benötigt wird. Auch die Tribüne, also der Platz, an dem die Zuschauer während des Theaterstücks sitzen, ist in gewisser Hinsicht eine Kulisse.

Hinter den Stuhlreihen befinden sich nämlich die Weiden, auf denen die Pferde grasen und manchmal sogar bis zum nächsten Auftritt übernachten. Außerdem sind oberhalb der Sitzfläche das Regiehäuschen, der Ton- und der Lichttechnikraum platziert. Die Stuhlkulisse wird für jede Spielzeit neu aufgebaut. Die Tribüne ist gemietet und lagert das Jahr über in einer großen Halle beim Eigentümer in Heilbronn. Um den Auf- und Abbau der Zuschauertribüne kümmern sich der Eigentümer und sein Richtmeister. Dabei helfen ihnen die Karl-May-Freunde.

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