Hintergrund: Tarifforderungen in zweistelliger Höhe

Hamburg (dpa) · Hohe Tarifforderungen wie im aktuellen Konflikt zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Auch in anderen Branchen wurden schon mehrfach Einkommenserhöhungen in zweistelliger Höhe gefordert und manchmal auch durchgesetzt.

Jüngstes Beispiel war der monatelange Tarifstreit der Ärzte an städtischen Kliniken und Krankenhäusern. Nachdem die Gewerkschaft Marburger Bund im September 2005 aus der Verhandlungs-Kooperation mit ver.di ausgeschert war, forderte sie für die rund 70 000 Mediziner einen eigenen Tarif und 30 Prozent höhere Gehälter. Nach zähen Verhandlungen und einem fast achtwöchigen Streik bekamen die Ärzte im Sommer 2006 einen eigenen Tarifvertrag. Die Gehälter stiegen um bis zu 13 Prozent. Zudem gab es Verbesserungen bei den Arbeitszeiten.

Gehaltserhöhungen von durchschnittlich mehr als 30 Prozent forderte Anfang 2001 die Pilotenvereinigung Cockpit von der Lufthansa. Nach einem monatelangen Streit und einigen Arbeitsniederlegungen setzten beide Seiten Ex-Außenminister Hans- Dietrich Genscher (FDP) als Schlichter ein. Im Juni akzeptierten sie den Schlichterspruch, der für 2001 Einkommensverbesserungen im Gesamtvolumen von 28 Prozent vorsah.

Mit einer Forderung von 10,5 Prozent mehr Lohn ging die IG Metall im Herbst 1991 in die Tarifgespräche der Stahlindustrie in Nordwestdeutschland. Überraschend einigten sich die Tarifpartner im Februar des folgenden Jahres auf eine Erhöhung der Bezüge für die rund 135 000 Beschäftigten um ein Gesamtvolumen von 6,34 Prozent.

Im öffentlichen Dienst sorgten Ende 1973 verschiedene Gewerkschaften - darunter die damalige Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) - für Aufsehen, als sie 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt forderten. Die damalige Bundesregierung unter Willy Brandt (SPD) bestand darauf, im öffentlichen Dienst keine zweistelligen Erhöhungen zu bewilligen. ÖTV-Chef Heinz Kluncker nahm darauf aber keine Rücksicht, es kam zum Streik. Im Februar 1974 einigten sich die Parteien auf Einkommensverbesserungen von durchschnittlich elf Prozent.

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