Ihr Gesang geht unter die Haut

GUTWEILER. Gesangvereine - ob reine Männergesangvereine oder gemischte Chöre - gibt es viele. Reine Gospelchöre sind selten. Einer von ihnen besteht in Gutweiler unter dem Namen "Effata". Für die 39 Sängerinnen und Sänger ist ein "Happy Day" immer dann, wenn gesungen wird.

Klangvolle Bass- und Tenorstimmen wechseln sich ab mit klaren Alt- und Sopranstimmen. In dem Gotteshaus ist es mucksmäuschenstill. Dann braust ein mehrstimmiger Gesamtchor los. Es ist nicht allein die englische Sprache, die eine besondere Atmosphäre in dem Kirchenraum schafft.Zuweilen wird das Publikum einbezogen

Längst stehen die Sängerinnen und Sänger nicht mehr still da, sondern bewegen, wenn auch dezent, den Oberkörper und schnipsen im Takt mit ihren Fingern. Gleichwohl - so intensiv, so aus sich herausgehend und temperamentvoll wie bei Farbigen, kommen die Lieder nicht herüber. "Das wollen und können wir auch nicht", relativiert Chorsprecherin Rosi Rommelfanger. Dennoch gehen die Lieder unter die Haut. "Oh happy day", gehört dazu, "Amen" und auch "Go tell it on the Mountain". Nicht selten springt der Funke über auf das Publikum, das einbezogen wird in den Gesang.Seit 1997 besteht der Gospelchor "Effata". Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Öffne dich". Für den Chor sind Name und Programm eins. Weitergeben wolle man nicht nur die Musik fremder Länder, betont Rosi Rommelfanger, sondern man wolle mit dem Gesang auch die unterschiedlichen Sitten und Gebräuche der Völker vermitteln. Ihre Lieder singen die Frauen und Männer nicht nur in englischer Sprache, sondern auch hebräisch, spanisch, portugiesisch oder in afrikanischen Buschsprachen, eine nicht immer einfache Textaufgabe. Nicht ganz verbannt aus seinem Repertoire hat der Chor deutsche Lieder.Idee des Organisten Karl Müller

"Als ich von dem Gospelchor hörte, war ich gleich hellauf begeistert", weiß Rosi Rommelfanger. Sie war nicht die Einzige. Auch anderen Sängerinnen und Sängern sei es so ergangen. Am Anfang waren es acht Frauen und Männer, die der Idee des Organisten Karl Müller aus Gutweiler folgten. Heute leitet Matthias Balzer die A-capella-Formation.Die ersten musikalischen Gehversuche wurden in privaten Wohnzimmern gemacht. Als das Chorprojekt schließlich mehr und mehr Schule machte und sich weitere Frauen und Männer dafür begeisterten, wurde der Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und zum gemeinsamen Proben ins Pfarrheim in Gutweiler gewechselt."Unsere Begeisterung für Gospels und Spirituals hält an." Der Chor bildete sich mit der Zeit so weit fort, dass mittlerweile überwiegend auswendig gesungen wird. "Wir sind auch nicht mehr so angespannt bei unseren Auftritten, sondern viel lockerer", so Rosi Rommelfanger: "Uns macht es großen Spaß, und ich glaube, die Leute merken das auch bei unseren Auftritten."Der Gospelchor gestaltet nicht nur Messfeiern und Konzerte in Gotteshäusern, sondern tritt auch bei Pfarrfesten, auf Weihnachtsmärkten oder Hochzeiten auf - kurz bei allen möglichen kulturellen Anlässen: "Wenn man unsere Gesänge mag, kann man uns auch buchen." Zumindest bei Konzerten werde ein Eintritt nicht erhoben.Rosi Rommelfanger: "Wir finanzieren uns durch Mitgliedsbeiträge und Spenden." Der erste offizielle Auftritt war bei einer Hochzeit. Die Eltern der Brautleute hatten um die musikalische Mitgestaltung gebeten.Da es hierzulande nur ganz wenige Gospelchöre gibt, ist das Einzugsgebiet recht groß. Und auch die unterschiedlichsten Berufe sind unter den Chormitgliedern vertreten. Rosi Rommelfanger lobt "auch sonst die tolle Gemeinschaft untereinander".Keine Sorgen zu machen braucht sich der Gospelchor um den Nachwuchs, denn in dem eigenen Jugendchor wirken derzeit 43 Mädchen und Jungen mit. Auch da zeichnet Chorleiter Matthias Balzer verantwortlich.Nur die Männerstimmen bilden ein kleines Manko bei dem Chor. Daher: "Männer sind bei uns gefragt und gesucht", wirbt Rosi Rommelfanger schmunzelnd. Interessierte (nicht nur Männer) können zu einer unverbindlichen Schnupperprobe (jeweils donnerstags, 19 Uhr) ins Pfarrheim nach Gutweiler kommen oder sich bei den Chormitgliedern informieren. Probe ist einmal in der Woche, wenn nichts Besonderes angesagt ist. Seit einem Jahr tritt der Chor in einheitlicher, schwarz-blauer Kleidung auf, dank einer Spende der Sparkasse. Rommelfanger: "Darüber sind wir sehr froh. Auch dadurch zeigen wir Gemeinschaft."

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