Im Interview: F.R.E.I.

Die fünfköpfige Band F.R.E.I., die bereits als Support-Act beim diesjährigen Auftritt von PUR in Losheim am Start war, legte am 10.11. einen Tourstopp im Exhaus in Trier ein. Wir sprachen im Vorfeld mit Leadsänger Daniel Wagner.

Im Interview: F.R.E.I.
Foto: Presse/PR

F.R.E.I. wurde 2011 gegründet. Wie kam es dazu?
Daniel: In den letzten Jahren sind wir uns alle irgendwie und irgendwo schon mal über den Weg gelaufen. Die musikalische Familie in Deutschland ist eigentlich nicht so groß. Letztendlich trifft man bestimmte, umtriebige Leute immer wieder. Von daher kannten sich zum Beispiel unser Bassist Paras und unser Keyboarder Benny schon seit Jahren und haben schon in diversen Bands und Projekten zusammen gespielt. Unser Gitarrist Olli lernte bereits vor einiger Zeit Kuschi, unseren Drummer, kennen. Auch die beiden spielen mittlerweile seit Jahren in diversen Konstellationen zusammen. Ich als Sänger habe Kuschi dann während meiner Arbeit mit unserem Produzenten Christoph Siemons im Studio kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt schrieben wir gerade an den ersten Songs für das Album. Wir waren uns gleich sympathisch, und Kuschi brachte sich auch gleich musikalisch auf der Platte ein. Ein paar Tage später stand dann auch Benny auf der Matte, der über eine andere Band auch Kuschi und Christoph schon kannte. Wir schrieben und produzierten auch mit Benny sofort einige Songs. Mir war von Anfang an klar, dass das der Anfang von F.R.E.I. ist. Wenige Wochen später hatten wir mit Olli und Paras ein Treffen im Studio. Und als wir dann zum ersten Mal probten, hat es sich direkt gut angefühlt - musikalisch wie menschlich. So etwas findet man nicht so oft. Von dem Moment an war klar: Wir Fünf sind F.R.E.I.!

Vorher habt ihr alle in unterschiedlichen Bands performt, warum dann das neue Projekt?
Daniel: Wir alle wollten einfach mal etwas machen, was wir in unserer musikalischen Laufbahn bisher noch nicht ausprobiert haben. Irgendwann wird es einfach mal Zeit, neue Wege zu gehen. Denn nur so hast du als Musiker immer frische Inspiration für neue Songs. Und so entstanden die ersten Songs für F.R.E.I. Als wir dann bei der Studio-Produktion dieser Songs merkten, wie viel Spaß uns das Ganze vor allem auch in dieser Band-Konstellation macht, war uns allen klar, dass wir das Ganze auch genau so auf die Bühne bringen wollen. "Grenzenlos" war vor allem für mich als Sänger und Texter eine echte Herausforderung. Ich hatte immer nur Songs auf Englisch geschrieben und gesungen. Die deutsche Sprache ist echt gnadenlos, denn wir als Muttersprachler legen jedes Wort auf die Goldwaage. Im Englischen wird die Sprache eher als ein zusätzliches Instrument gesehen. Im Deutschen hingegen neigt man dazu, je nach Wortwahl Texte recht schnell in die ein oder andere Schublade zu stecken. Da wirst du mit mit Zeilen wie "Ich liebe dich" oder "Ich hab geträumt von dir" ganz schnell zum Schlagersänger. Aber ich merke jetzt, wie toll es sein kann, sich seiner Muttersprache zu bedienen. Man kann Dinge so viel anders sagen als sonst. Es war die richtige Entscheidung, in Deutsch zu singen.

Ihr seid keine Teenager, die sich alles vorschreiben lassen. Wie schwer ist es, die eigenen Ideen und die Wünsche der Plattenfirma unter einen Hut zu bekommen?
Daniel: Grundsätzlich denke ich, dass genau das sehr schwer für beide Seiten ist. Musiker fühlen sich häufig unverstanden und als Künstler nicht ernst genommen, wenn einem die "Platten-Futzis" was von Marketing und Verwertbarkeit ihrer Musik erzählen. Andersrum können Musiker für Label-Manager auch manchmal eine ganz schöne Plage sein, wenn es darum geht, zielorientiert und diszipliniert zu arbeiten. Um es auf den Punkt zu bringen: Musiker wollen Spaß haben, Plattenfirmen müssen Geld verdienen. Mit F.R.E.I. haben wir allerdings den Luxus, dass wir in Liberatio Music ein Label haben, das selbst zum großen Teil aus Musikern besteht, die beide Seiten kennen und verstehen. Von daher ziehen wir da schon weitestgehend an einem Strang ...

Euer Stil lässt sich im Bereich Rock/Pop verorten. Kommt ihr auch alle aus dieser Richtung?
Daniel: Nein! Tatsächlich kommen wir ursprünglich alle eher aus der härteren Gangart wie Rock oder sogar Metal. Von daher hat F.R.E.I. als ein Experiment begonnen, was uns aber von Anfang an verdammt viel Spaß gemacht hat und uns jetzt sehr stark inspiriert.

Euer Debütalbum "Grenzenlos" ist im Frühjahr erschienen. War das ein wichtiger Schritt für euch?
Daniel: Ja, ein sehr Wichtiger, denn schließlich ist dieses Album das Ergebnis von langer und harter Arbeit. Ein Album schreibt sich ja nicht zwischen einer Schachtel Zigaretten und einer Kiste Bier. Und insofern war es uns natürlich schon sehr wichtig, wie dieses Album ankommt und welchen Weg es uns als Band bereiten würde.

Woher stammten die Ideen und die Texte für das Album?
Daniel: Wir wollten mit "Grenzenlos” ein Album machen, das richtig Spaß macht. Wir haben nicht lange überlegt, was der deutsche Musikmarkt gerade unbedingt braucht. Wir wollten auch die Musik nicht neu erfinden. Wir haben einfach mal drauf los geschrieben. Dabei sind eine Menge Ohrwürmer, Radionummern und Gute-Laune-Macher entstanden. Es war uns aber auch wichtig, Songs zu schreiben, die man öfter hören muss, um sie verstehen und lieben zu lernen. Ich glaube "Grenzenlos” ist ein Album, das jedem gefallen kann. Innerhalb der Songtexte beschäftigt uns Menschen natürlich ein Thema irgendwie immer am meisten: Beziehungskisten - und das auf immer andere Art und Weise. Mal traurig, mal glücklich, mal melancholisch und manchmal wütend. Da kann man noch so sehr auf Rocker machen, das lässt einen nicht los. Aber natürlich wollen wir nicht einseitig sein. Ich habe auch Texte über meine Ängste, meine Probleme mit mir selber, über meinen verstorbenen Großvater aber auch Songs mit Texten, die einfach gute Laune machen sollen, auf das Album gebracht.

Bald geht's auf Tour: Freut ihr euch schon auf die Clubshows?
Daniel: Und wie! Während unserer Tour mit Unheilig und Pur haben wir viele sehr große Arenen und Open-Airs vor insgesamt einer Viertelmillion Menschen gerockt. Das war wirklich sehr beeindruckend. Aber jetzt - bei dieser Clubtour - sind wir selbst die Hauptband. Wir haben bereits ein Headliner-Konzert im Sommer in Kempten gespielt. Und da war ich völlig geflasht davon, wie es ist, wenn ein ganzer Club in jedem Song der Show jede einzelne Zeile mitsingt. Auf diesen Adrenalin-Kick freue ich mich am meisten ...

Auch in Trier werdet ihr zu Gast sein: Was fällt euch zur Stadt ein?
Daniel: Die Porta Nigra, wunderschöne Weinberge, ein Wahnsinnsabend mit Unheilig und 7.000 Fans in der Arena und die Vorfreude auf das Exhaus ...

Ihr habt bereits als Vorband von Unheilig und PUR gespielt. Wie war das für euch?
Daniel: Wir Fünf hatten unser Leben lang den großen Traum davon, mal eine Tour zu spielen, bei der wir jeden Abend vor vielen Menschen spielen können. Für diesen Traum haben wir alle seit Jahren sehr hart gearbeitet. Und uns ist bewusst, dass wir während dieser Tour etwas erleben dürfen, was nicht viele Menschen in ihrem Leben erfahren. Als Anfang des Jahres die Nachricht kam, dass wir mit Unheilig und PUR auf Tour gehen dürfen, hat uns das echt getroffen wie der Blitz. Wahnsinn! Seit Beginn der Tour hat sich echt viel verändert. Wir haben einen wirklich erfreulich großen Zulauf an neuen Fans, die Erfahrungen bei den Konzerten vor diesen tollen Kulissen und der Fankontakt während der Autogrammstunden bedeutet uns sehr viel. Und auch das Interesse der Medien an uns ist nun deutlich größer. Einen besseren Anfang kann man sich als Band kaum Wünschen.

Sind das die Bands, die euch inspirieren? Oder habt ihr andere Vorbilder?
Daniel: Ich denke, jeder von uns hat andere Vorbilder. Mein Vorbild ist meine Großtante Christa Williams. Sie war die Schwester meines Großvaters und vor allem in den Fünfzigerjahren sehr erfolgreich im Schlager unterwegs. Sie hat sogar 1954 den 4. Platz für Deutschland beim Eurovision Song Contest in Bern gemacht. Natürlich ist das ein ganz anderer Musikstil. Aber nachdem sie mir im Alter von neun Jahren meine erste Gitarre geschenkt hat, habe ich immer zu ihr aufgeschaut, weil sie 70 Jahre lang ihren musikalischen Traum gelebt hat.

Was steht nach der Tour an?
Daniel: Wir stecken schon jetzt voll in den Vorbereitungen für unser neues Album, das wir im nächsten Jahr veröffentlichen werden. Wir haben schon sehr viele geile neue Songs geschrieben und sind gerade dabei, diese zusammen mit unserem Produzenten Christoph Siemons aufzunehmen. Passend zur Veröffentlichung dieses Albums werden wir dann im Sommer auch möglichst viele Konzerte spielen. Weiter denken wir erstmal noch nicht.

Zum Schluss noch eine Frage: Du trägst auf jedem Foto Kopfhörer um den Hals. Wieso?
Daniel: Am Anfang trug ich live den Kopfhörer, den ich im Studio beim Einsingen der Songs auf unserem Album "Grenzenlos" immer benutzt habe. Irgendwie hab ich mich mit dem Ding wohl gefühlt. Und da ich ein recht abergläubischer Mensch bin, habe ich ihn dann live immer als Glücksbringer getragen. Mittlerweile hab ich das Ding bei einem Sprung von der Bühne gehimmelt und trage deswegen andere Kopfhörer. KISS schminken sich, der Graf trägt seinen Frack, Hartmut Engler hatte seine blonde Strähne, Rammstein sprengt alles in die Luft, und ich trage eben diesen Kopfhörer ...

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