Im Rausch der Farben

Der bekannte Künstler R.O. Schabbach arbeitet und lebt in Hundheim

Anthony Quinn und Madonna gehören genauso zu seinen Kunden wie Milliardär Donald Trump."Düssel-Art erobert amerikanische Millionäre" titelte die größte deutsche Boulevard-Zeitung als R.O. Schabbachs farbenfrohe Werke an die Weltstars über den großen Teich gingen. Allerdings: nicht nur in der Neuen Welt wird die Arbeit des in Hundheim arbeitenden Düsseldorfers geschätzt.

Auch Johannes Rau, Uwe Ochsenknecht und das Land Rheinland-Pfalz haben einen Schabbach in ihren Sammlungen. Bedeutende Kunst am Bau hat er in der näheren und ferneren Region gestaltet. Dazu gehören der Morbacher Kreisel, Wandarbeiten für die konvertierten Kasernen des Trierer Petrisbergs sowie Arbeiten für den Campus und das Foyer der Fachhochschule Pirmasens. Derzeit ist ein Wandgemälde für das neue Rathaus in Morbach in Arbeit.

Rolf Olaf Schabbach, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, hat der Erfolg nicht hochmütig gemacht. R.O. bleibt auf dem Boden, so wie seine Vorfahren aus dem Hunsrück, wo auch er heute die meiste Zeit im Jahr lebt und arbeitet.

"Natürlich bin ich auf meine Hunsrücker Familie stolz", sagt der Künstler und weist darauf hin, dass ein paar Häuser weiter ein anderer berühmter Landsmann aufgewachsen ist, der Filmemacher Edgar Reitz.

Ein bisschen schwer ist das spitzgiebelige Haus in Hundheim zu finden, grünes Efeu ist über die Hausnummer gewachsen. Bei Licht ist die Sache einfacher. Denn dann leuchten die typischen farbenfrohen "Schabbachs" durch die gardinenlosen Fenster. Gleich im Erdgeschoss wird klar: Hier arbeitet ein Maler. Überall an den Wänden hängen Schabbachs großformatige Arbeiten auf Plexiglas, am Boden stehen Farbflaschen. Der Geruch von Terpentin durchzieht den Raum.

Plötzlich gab es nur noch Pinsel und Farbe

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mein Geld mit Malen verdiene", lacht der blonde Mann mit der blau getönten Brille "für die Ferne". Ehefrau Sherri bietet oben im gemütlichen Wohnzimmer Kaffee an. Zwar sei sein Vater - ein Techniker und ehemaliger Pilot - durchaus kunstbegeistert gewesen, aber eben nur in der Freizeit. Künstlerisch professioneller betätigte sich da schon die Mutter, eine Konditorin: "Wenn sie kunstvoll ihre komplizierten Torten verzierte, war ich fasziniert", schwärmt "Mama-Kind" Schabbach noch immer.

Kunstprofi war auch sein Lieblingsonkel Toni, der sozusagen den Kunststein ins Rollen brachte. Dem achtjährigen Jungen schenkte der Porträtmaler einen Farbkasten. Der kleine Rolf Olaf kam sofort zur Sache und machte auf dem heimischen Sofa im sonntäglichen Wohnzimmer seine ersten Malversuche. Als Modell diente ihm seine angeknabberte Birne. "Das war sehr anstrengend", erinnert sich der 43-jährige Maler noch heute. Aber der Funke war übergesprungen und ein Frühwerk geschaffen. Bis zum professionellen Maler waren es aber immer noch viele Schritte, alle allerdings in Richtung Kunst und Formgebung.

Zunächst schloss Schabbach in der Rheinmetropole eine Lehre als Goldschmied ab, später leitete er ein Atelier für Grafik und Design. Zufälle seien es immer gewesen, die sein Leben umgekrempelt und in eine neue Richtung gelenkt hätten, glaubt der Künstler, auch damals, als er sich endgültig entschloss, hauptberuflicher Maler zu werden.

Nach einem anstrengenden Messe- Wochenende hatte er todmüde und frustriert seine Wohnung samt Bett von Freunden belegt vorgefunden. Zum Trost stürzte er sich auf die Farben, die noch von einer Verschönerungsaktion herumstanden: "Plötzlich gab es nur noch Pinsel und Farbe, 20 Bilder entstanden in kürzester Zeit wie in einem Rausch." Hinfort stand für Schabbach fest: "Malen, das musste es sein."

Der Farbrausch ist noch immer nicht verflogen

Wer sich heute im Werk des Künstlers umsieht, dem ist auf der Stelle klar: Der Farbrausch ist noch immer nicht verflogen. Ein Vollblutkünstler mit Temperament und Sinnenfreude ist hier am Werk. Als erstes fallen in den meist großen Formaten die leuchtenden kraftvollen Farben auf, die mit Pinseln oder per Sprühdose - ähnlich wie Unterglasmalerei - von hinten auf die Plexiglasscheiben aufgetragen werden.

Pop Art, Surrealismus und klassische Moderne, das sind die Schlagworte, an denen sich sogleich das kunstgeschichtliche Gedächtnis festmacht. "Ja, ich liebe Pop, Picasso, Niki St. Phalle, Miró", bestätigt der Maler. Und doch ist hier ein Werk zu besichtigen, in dem die ganz eigene Vorstellungs- und Gefühlswelt des Künstlers ihre angemessene Form findet. Schabbachs Gemälde sind bunte geheimnisvolle Fantasiewelten voller Sinnlichkeit und Poesie. In ihren paradiesischen Farbgärten spielen Frauen mit ihren geschmeidigen Gliedern, ihren Augen und den sanften Wellen ihrer Körper die Hauptrolle. "Frauen sind für mich ganz wichtig", bestätigt Schabbach. "Die Welt bräuchte viel mehr an weiblichen Tugenden."

Da macht sogar Töchterchen Princessin Shiva zufrieden ihre kleinen sechs Wochen alten Augen zu. Freilich ist Schabbachs Paradiesgarten kein Irrgarten, kein unkontrolliert wucherndes Dickicht der Gefühle. Schabbachs ausdrucksstarke malerische Sinnenfreude wird von einem planvollen Geist gesteuert, der in eine klar geordnete Komposition fasst, was an Seelenleben nach außen dringt.

Schabbachs Formen sind bei aller Fantasie abstrakt und in der Kontur und der Form streng, sein Farbauftrag meist minimalistisch. Das ermöglicht den Arbeiten Distanz um ihrer selbst und der Betrachter willen. Planmäßig geht es auch bei seinen vielteiligen Plexiglas-Plastiken zu, die als Grenzgänger zwischen Bildhauerei und Malerei daherkommen.

Weit ist Schabbach mittlerweile in der Welt herumgekommen. International in Ost und West werden seine Arbeiten gezeigt. In Tiflis hat er an der Kunstakademie studiert. Mehrere Monate im Jahr verbringt er in Florida. Von dort stammt auch seine zweite Frau, die Pop- und Rock-Sängerin Sherri.

Dem Kunstrausch - aber auch das mit Plan - überlässt sich Schabbach, wenn er in seinen großartigen Performances auftritt. Dann wird der Maler selbst Teil seines Kunstwerks.

Schabbachs Arbeiten finden sich in so berühmten Sammlungen wie der Hirschhorn-Kollektion in Washington oder der Sammlung Guggenheim in New York. In Düsseldorf und Florida hat er weitere Adressen.

Und doch gibt es zum Leben und Arbeiten kaum etwas Schöneres als das großzügige Grundstück in der herrlichen Hunsrücklandschaft, sagt der bekennende Hunsrücker Schabbach. "Vielleicht außer im harten Winter", räumt der Künstler ein.

Übrigens: Zurzeit arbeitet Schabbach in bewährter Größe: "Kaiser" Franz Beckenbauer hat sein Porträt in Auftrag gegeben. ca/jöl Eva-Maria Reuther

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