Im Wirrwarr der Sterne: Welche Siegel wirklich „Bio“ sind

München (dpa/tmn) · Immer mehr junge Leute kaufen einer Studie zufolge Bio-Lebensmittel. Supermarktkunden sehen sich aber einer verwirrenden Vielfalt von Bio-Siegeln gegenüber. Ob Mindeststandards eingehalten werden, lässt sich leicht erkennen - wenn man weiß, woran.

 Durchblick bei Öko-Ware: Das grün-weiße EU-Bio-Logo steht für die Einhaltung von Mindeststandards. Foto: Andrea Warnecke

Durchblick bei Öko-Ware: Das grün-weiße EU-Bio-Logo steht für die Einhaltung von Mindeststandards. Foto: Andrea Warnecke

Viele Supermärkte und Discounter haben Bio-Lebensmittel im Sortiment - mit einer verwirrenden Vielfalt von Siegeln auf den Verpackungen. Eindeutig erkennen Verbraucher Bio-Ware an dem EU-Bio-Logo, einem stilisierten Blatt aus zwölf weißen Sternen auf grünem Grund, erklärt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Viele Produkte führen gleichzeitig auch das deutsche Bio-Siegel, ein weiß-grünes Sechseck mit der Aufschrift Bio. „Diese Siegel sind der Mindeststandard für Bio-Lebensmittel.“

Noch strengere Richtlinien etwa zum Tierschutz oder zur Verarbeitung haben die anerkannten Anbauverbände Biokreis, Bioland, Biopark, Ecoland, Ecovin, Demeter, GÄA, Naturland und Verbund Ökohöfe. Deren Siegel sind dann ebenfalls auf der Packung zu finden. „In der EG-Bio-Verordnung sind zum Beispiel deutlich mehr Zusatzstoffe erlaubt als etwa bei Bioland und Demeter“, sagt Krehl.

Deutlich zeigen sich die Unterschiede auch bei der Tierhaltung: Halter von Masthühnern zum Beispiel dürften der EG-Bio-Verordnung zufolge höchstens 580 Tiere pro Hektar und Jahr halten. Bei Bioland und Demeter seien es nur 280 Tiere auf der gleichen Fläche und im gleichen Zeitraum. „Das macht sich im Preis deutlich bemerkbar“, sagt Krehl. Bio-Ware im Discounter sei deutlich günstiger, weil sie nur die Mindeststandards erfüllt. Produkte mit dem Kennzeichen der Anbauverbände kosteten entsprechend mehr.

Viele Supermärkte und Discounter bieten auch eigene Bio-Handelsmarken mit dem EU-Logo an, zum Beispiel Edeka die Marke „Biowertkost“, Lidl „Bioness“ und Rossmann „enerBio“. Manche Konzerne gehen über die Mindeststandards hinaus und lassen ihre Ware nach den Richtlinien der Anbauverbände erzeugen. Das ist Krehl zufolge etwa bei der Marke „Rewe Bio“ von Rewe der Fall, die daher auch das Logo von Naturland trage. „Man muss immer genau hinschauen, welche Kriterien dem Produkt zugrunde liegen“, rät sie.

Nicht blenden lassen sollten Verbraucher sich von Begriffen, die Bio-Ware suggerieren, ohne dass die Produkte wirklich bio sind. Das kann zum Beispiel der Fall sein bei Hinweisen wie „alternativ“, „naturgedüngt“, „kontrollierter Anbau“ oder „naturnahe Verfahren beim Umweltschutz“. Zuverlässig auf ökologischen Ursprung lässt sich Krehl zufolge nur bei den durch die EG-Öko-Verordnung geschützten Begriffen wie „Öko“, „ökologisch“, „Bio“, „biologisch“, „aus kontrolliert ökologischem/biologischem Anbau“ oder „organic“ schließen.

Bio-Lebensmittel werden bei jungen Leuten zusehends beliebter. Inzwischen kaufen 23 Prozent der unter 30-Jährigen häufig Produkte aus ökologischem Anbau, wie eine Studie im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums ergab. Das sind neun Prozentpunkte mehr als bei einer Befragung im vergangenen Jahr. Bei älteren Verbrauchern gab es dagegen einen Rückgang. Unter Verbrauchern zwischen 50 und 59 Jahren greifen nun 19 Prozent oft oder ausschließlich zu Bio-Waren - nach zuvor 26 Prozent. Wichtigster Grund für Bio-Käufe ist demnach die regionale Herkunft von Produkten. Befragt wurden im Mai 1002 Bundesbürger ab 14 Jahren.

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