In der Gruppe ist Helfen leichter

TRIER/TRIER-SAARBURG. Dass das alte ehemalige Kloster in Olewig im Dornröschenschlaf liegt und nicht mehr genutzt wird, ist ein Gerücht. Denn in der dritten Etage hat sich im Jahre 1980 der Kreuzbund etabliert. Die Mitglieder zählen jedes Mal 84 Stufen, um in "ihr Reich" zu gelangen.

Der Kreuzbund Regionalverband Trier und der Diözesanverband arbeiten gemeinsam unter einem Dach. Als sie in das Kloster einzogen, war noch mehr Betrieb im Haus. Heute ist der Kreuzbund allein. Regelmäßig treffen sich im Regionalverband Trier in 15 Gruppen wöchentlich an verschiedenen Tagen mehr als 150 Mitglieder. Der Kreuzbund ist eine Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Alkohol- und Medikamentenabhängige. "Wenn ein Abhängiger die 84 Stufen hochgestiegen ist, hat er einen wichtigen Schritt in seinem Leben getan", erläutert der stellvertretende Bundesvorsitzende und Diözesangeschäftsführer Siegfried Kinzig. Die Ehrenamtlichen des Vereins nehmen sich dann des Hilfesuchenden an, der zunächst seine Persönlichkeit nicht preisgeben muss. Nach einem auflockernden Gespräch in einer Informationsgruppe offenbaren sich dann die Abhängigen wie von selbst. Der Regionalvorsitzende Karl-Heinz Berens: "In der festen Gruppe gehen wir dann auf die individuellen Probleme der Einzelnen ein." In die Gruppe kommen suchtkranke Menschen und deren Angehörige. Menschen, die Probleme mit Alkohol oder Medikamenten haben. Es sind teilweise Leute, die eine ambulante oder stationäre Therapie hinter sich haben, aber auch Menschen ohne derartige Erfahrungen. Diözesanvorsitzender Helmut Müller: "Häufig sind es die Angehörigen, die zuerst die Gruppe besuchen. Auch sie sind in das Suchtproblem verstrickt und verhalten sich häufig in einer Weise, die als co-abhängig bezeichnet wird." Nach einer geraumen Zeit in der Gruppe ist für viele der Alkohol kein Problem mehr. Die "festen Gruppen" sind ein großer Bestandteil der Kreuzbundarbeit. Sie treffen sich an allen Wochentagen abends in den Gruppenräumen im Kloster. Dort haben sich diejenigen zusammengefunden, die sich entschlossen haben, etwas für sich und ihre Abhängigkeit zu tun und auch dazu stehen. Das Prinzip der Selbsthilfegruppe ist Hilfe zur Selbsthilfe durch das offene Gespräch und die Begegnung. Das Gruppengeheimnis ist die Voraussetzung dafür, dass sich jeder ohne Angst in der Gruppe äußern kann. Kein Dritter erfährt, was in der Gruppe gesprochen wird. Jeder entscheidet selbst, ob und wie lange er in der Gruppe bleiben will. Viele "Weggefährten" haben dort Verständnis und Geborgenheit gefunden, und das verlorene Vertrauen zu den Menschen ist wieder gewachsen. Kinzig: "Der Kreuzbund stellt hohe Anforderungen an die Helfertätigkeit und verpflichtet sich, durch ständige Helfer- und Gruppenleiterschulungen diesem Auftrag gerecht zu werden." Zu diesem Zweck wird die Hilfe des Psychosozialen Beratungsstellen der Caritasverbände in Anspruch genommen. In Zukunft wird sich der Kreuzbund verstärkt einer neuen Zielgruppe, den "Jungen Erwachsenen" widmen. "Beim Einstieg der Jugendlichen in den Alkoholkonsum tragen gewiss auch die allen bekannten ‚Alcopops‘ mit bei", sagt Kinzig. Zum 25-jährigen Bestehen lädt der Regionalverband Trier für den 25. September ab 11 Uhr zu einem Tag der offenen Tür mit vielen Informationen ins alte Kloster ein.

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