Interview: Laing

Die Band Laing landete mit dem Electropop-Song "Morgens immer müde" einen Hit. Im Herbst tourten die Mädels durch die Clubs der Republik, am 07.11. machten sie Station in der Garage in Saarbrücken – und beantworteten uns im Vorfeld einige Fragen.

Im neuen Video zu "Mit Zucker" tanzt ihr mit männlichen Gummi-Sexpuppen - wo habt ihr die denn her?
Nicola: Während der Internet-Recherche habe ich die Gummipuppen durch Zufall entdeckt, allerdings gab es keine Fotos davon und ich war neugierig, wie so ein Gummi-Mann wohl aussehen mag. Also bin ich hier in Berlin zum Beate-Uhse-Flagship-Store gegangen und dort gab es eine Kiste, wo die Plastik-Jungs drin waren. Wie sie genau aussehen, seht Ihr in unserem Making-of zum Video. (Anm. der Red.: zu sehen bei YouTube)

Das Video ist symptomatisch für Laing, weil ihr wirklich alles selbst macht: Sound, Videos, Kostüme - wird das mit steigendem Rummel nicht immer schwieriger?
Nicola: Natürlich muss ich anfangen auszulagern. Zum Glück kann ich mich dabei auf die tatkräftige Unterstützung unseres Teams verlassen. Allerdings versuche ich schon, so weit wie möglich die Kontrolle zu behalten - schließlich prägen wir unser Bild in der Öffentlichkeit nicht nur mit unserer Musik, sondern auch mit den Videos, Fotos und Kostümen. Das so von uns selbst entworfene Bild der Band ist eine wichtige Ebene unserer Kunst, und vielleicht auch ein Teil unseres Erfolges.

Apropos Erfolg: Euer erstes Album "Paradis naiv" war sehr erfolgreich (Platz 13 der deutschen Charts) - wird das die Arbeit an eurem zweiten Album erleichtern oder erschweren?
Nicola: Unsere zweite Platte wird auf jeden Fall von einem viel größeren Publikum erwartet als das Debüt. Jetzt ist wenigstens überhaupt eine Erwartungshaltung da, die gab es vorher ja gar nicht. Die Songs auf dem ersten Album sind über einen sehr großen Zeitraum hinweg entstanden, so viel Zeit wird uns für das zweite Album nicht zur Verfügung stehen. Ich habe schon mit dem Schreiben der Songs angefangen, für viele Inspirationen muss ich aber auch auf einen Moment des Zufalls vertrauen. Deshalb bin ich auch selbst noch gespannt, wie die Songs und der Sound auf dem zweiten Album klingen werden.

Euer Sound ist auf jeden Fall eine neuartige Mischung aus Elektro und mehrstimmigem Chorgesang - gibt es dafür Vorbilder?
Nicola: Es steckte kein genaues Konzept und auch kein Plan dahinter, auch kann ich kein bestimmtes Vorbild rauspicken. Der Laing-Sound hat sich eher aus einer Vielzahl von Inspirationen zusammengesetzt, die prägenden Künstler arbeiten wie wir mit mehrstimmigem Gesang und/oder Elektrobeats, zum Beispiel Sergio Mendes, Bobby McFerrin, The Neptunes oder Metro Area.

Das sind alles Männer. Ihr hingegen seid vier Mädels, das klingt nach viel Zickenterror-Potential - hättest du lieber drei Männer im Boot?
Nicola: Nee, um Gottes Willen! Zickenterror ist so ein beschissenes Wort, das klingt nach unbegründetem Rumgestänker und wird als Generalverdacht so ziemlich allen Frauen unterstellt. Quatsch! Wir Laing-Mädels machen schon so lange zusammen Musik und haben damit bewiesen, dass auch Frauen miteinander umgehen können. Wir pflegen einen offenen Umgang mit Konflikten und haben viel Sinn für Humor - vor allem der härteren Gangart …

Zum Beispiel?
Nicola: Unsere Kreativität kennt bei Fäkal- und Genital-Humor keine Grenzen. Das kommt etwa bei den Spitznamen für den männlichen Teil unserer Crew zum Ausdruck, die wir uns so ausdenken. Du verstehst sicher, warum ich keine Namen nenne …

Auch eure Musik umschreibst du als bewusste Mischung zwischen "Trash und Glamour", was genau meinst du damit?
Nicola: Damit meinte ich nicht die Musik, sondern eher unsere Auftritte und die Art, wie wir die Songs in den Videos und bei den Konzerten verkörpern. Dabei versuchen wir eigentlich immer mit viel Selbstironie, den Ernst und die Dramatik zu brechen, die mitunter in den Texten zum Ausdruck kommen.

Ein gutes Beispiel für Dramatik ist der Song "Pleite", der gerade durch den Chorgesang eine unglaubliche Dynamik entfaltet. Wie lange habt Ihr daran gefeilt?
Nicola: Ich bastele die Chöre zunächst im Studio am Rechner zusammen, sonst könnten wir beim Singen nicht zu dritt so präzise auf den Punkt kommen. Erst dann treffen wir uns und arbeiten an der Umsetzung. Natürlich können die anderen Drei dann noch Ideen beisteuern, das gilt auch für die Texte.

Deine Texte sind einfach und raffiniert zugleich, oft auch doppelbödig. Wo findest du dafür Inspiration?
Nicola: Die Texte sind mir genauso wichtig wie die Musik. Ich mag Lyrik von Klassikern wie Erich Kästner oder Kurt Tucholsky, die sind bis heute unübertroffen. Deren präzise Texte, die reizvolle Gedanken in einfacher und klarer Sprache transportieren, sind bis heute unübertroffen. Natürlich gibt es auch tolle Liedtexte deutscher Bands, von Ideal zum Beispiel.

Ideal wäre doch auch, wenn die männlichen Sexpuppen bei euren Konzerten zum Einsatz kämen. Was würdest du als Produktionsdesigner an der männlichen Sexpuppe verbessern?
Nicola: Zunächst müsste die Außennaht verschwinden, da fügt man sich ja Verletzungen zu. Und der beißende PVC-Geruch macht auch nicht gerade Lust auf mehr. Und dann die Schwanzlänge, meine Güte, bis zu 30 Zentimeter, das ist ja ein Unterarm … (lacht)

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