Interview: Mikel (Flying Steps)

Derzeit tourt Michael Rosemann aka Mikel, einer der Urgesteine der Berliner Dance-Crew, mit "Red Bull Flying Bach" um den Globus. Wir sprachen mit ihm über seine Karriere.

 Mikel aka Michael Rosemann von den Flying Steps.

Mikel aka Michael Rosemann von den Flying Steps.

Foto: Red Bull

Die wichtigste Frage: Wie werde ich Teil der Flying Steps?
Mikel: Unsere Company besteht inzwischen aus 30 Tänzern. Die haben sich nicht gefunden, weil sie die weltbesten Tänzer sind - auch wenn sie es sind. Viel wichtiger ist, dass die Chemie innerhalb der Gruppe stimmt. Man muss sich gut verstehen, ein herzensguter Mensch sein und dasselbe Ziel verfolgen. So lernt man sich dann in der Szene kennen. Man probiert ein paar Projekte aus und wenn die Chemie stimmt, dann wird man ein Flying Step.

Wie entscheidet ihr über eine Aufnahme eines neuen Tänzers? Gibt's dann eine große Sitzung?
Mikel: Supercool, das müssten wir eigentlich mal einführen. (lacht) Ich glaube in Zukunft können wir das wirklich mal als Gag machen. Aber eigentlich läuft das anders: Da setzen sich einige von uns zusammen und reden darüber, was man von dem Tänzer hält, wie er arbeitet und ob man sich wohlfühlt. Das macht man in einer ganz lockeren Runde. Wenn dann alles stimmt, dann ist er oder sie ab diesem Moment für das Projekt engagiert oder Teil der Company.

Ihr betreibt in Berlin die Flying Steps Academy: Steigt derzeit die Nachfrage nach Breakdance und Hip-Hop-Dance?
Mikel: Auf jeden Fall. Wir haben die Academy im Jahr 2007 gegründet - mit dem Hintergrund, dass wir einfach einen festen Punkt in Berlin haben wollten. Schon damals sind wir viel durch die Welt gereist und die Leute haben immer gefragt: Wenn ich nach Berlin komme, wo kann ich euch treffen? Die Nachfrage steigt ohne Ende, das kriegen wir mit. Wir setzen teilweise doppelte Kurse an, weil sonst unsere Räumlichkeiten aus allen Nähten platzen würden. Die Szene boomt im Hip- Hop-Bereich.

Was fasziniert die Leute daran?
Mikel: Beim Breakdance ist es unter anderem die Kombination aus Tanz und Akrobatik. Die Basics sind aus dem Hip-Hop-Bereich, aber die Tänzer können sich zusätzlich akrobatisch austoben. Da merkt man ganz schnell, wie man körperlich an seine Grenzen stößt. Das motiviert natürlich, um an wirklich schweren Moves zu arbeiten. Es ist wirklich nicht leicht, einen Powermove, etwa einen Kopfdreher, zu lernen. Da muss man schon einige Monate investieren.

Für dich bedeutet Breakdance "Freiheit". Was meinst du damit?
Mikel: Ich kann mich in meinem Tanz so frei entfalten, wie ich es möchte. In vielen anderen Tanzstilen gibt es klare Richtlinien und bestimmte Abfolgen, etwa im Ballett. Wenn man die nicht macht, wird man gleich von der Seite angeguckt. Klar, wir haben auch unsere Basics, aber darüber hinaus musst du deine Kreativität und Persönlichkeit einbringen, damit du einen starken Charakter entwickelst und dich damit von anderen Tänzern abhebst.

Du hast mit 12 Jahren angefangen. Ging es da um den Wunsch nach Freiheit? Oder darum, die Mädels zu beeindrucken?
Mikel: Beides! (lacht) Ich habe damit angefangen, weil bei meinen großen Geschwistern zuhause immer Hip-Hop lief. Dann habe ich an einem Breakdance-Workshop teilgenommen. Ich fand's sofort cool. Wirklich Liebe auf den ersten Schritt. Als ich dann in der Kinderdisco war, habe ich natürlich versucht, die Mädels zu begeistern, das hat jeder gemacht. Aber eigentlich stand wirklich der Spaß im Vordergrund. Natürlich hat mich das Ganze auch davor bewahrt, andere Dummheiten zu machen.

Bisher haben mehr als 200.000 Zuschauer eure Show "Red Bull Flying Bach" gesehen. Hat euch der Erfolg überrascht?
Mikel: Ja, extrem. Wir haben nur daran geglaubt, dass wir ne coole Show bauen. Als sich dann der Erfolg einstellte und die ersten Anfragen von Klassikfes-tivals kamen, waren wir voll überrascht. Anschließend gab's auch noch den ECHO-Klassik, da waren wir komplett fertig. Dann hieß es zunächst Deutschlandtour. Später gab's Anfragen aus ganz Europa und jetzt geht's auf Welttour.

Erst Breakdance und Klassik, jetzt Breakdance und Magie. Was kommt danach?
Mikel: Auf jeden Fall etwas, was die Leute nicht erwarten werden. Auf der Tour kam natürlich oft die Frage: Was macht ihr in der nächsten Show? Werdet ihr zu Mozart tanzen? Da haben wir gesagt: Nein, das machen wir nicht, denn genau das erwartet jeder von uns. Warum sollten wir etwas machen, bei dem die Zuschauer einen Vergleich ziehen können? Wir würden uns selbst ins Knie schießen. So kamen wir zu "Red Bull Flying Illusion". Auch für die neue Liveshow haben wir schon weitere Ideen, aber die verraten wir noch nicht.

Du hast eine Tochter und einen Sohn. Sollen die mal in deine Fußstapfen treten?
Mikel: Ich würde ihnen davon abraten, zumindest körperlich. (lacht) Es ist wirklich anstrengend. Meine Tochter Tijana war schon drei Mal in der Show und sie liebt es. Von daher: Wenn sie es möchten, dann werde ich ihnen keine Steine in den Weg legen, aber ich dränge sie auch nicht hin.

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