Interview: Patrick Salmen

Trier · Bühnenliterat, Dichter oder einfach nur Autor? Patrick Salmen sprach kurz vor seinem Auftritt im Mergener Hof mit Lifestyle-Volontär Stefan Himmer über seine Zunft, Kaffeetrinken in Trier und den Hype um seine Kollegin Julia Engelmann.

Bühnenliterat oder Poetry Slammer - wie würdest du dich selbst bezeichnen?
Patrick Salmen: Vorwiegend als Autor. Ich schreibe gerne, weil ich auch unglaublich gerne vorlese und mich auf der Bühne wohlfühle. Deswegen würde ich mich fast schon als eine Art Live-Literat bezeichnen, der viel auftritt und viele Shows macht. Aber Autor fasst es ganz gut zusammen.

Geht das dann nicht schon in Richtung Spoken-Word-Artist?
Patrick Salmen: Teilweise auch. Ich mache ein paar Sachen mit DJ Nachtfalke zusammen, die dann eher so ein bisschen rhythmisch sind und in die lyrische Richtung gehen. Oder auch humoristische Prosa. Eigentlich alles bunt gemischt. Ich versuche, mich in vielen Dingen auszuprobieren.

Deine Tourdaten sind relativ stramm gezurrt. Wie schaltest du ab?
Patrick Salmen: Dat sieht immer so viel aus, wenn man auf der Seite ist. Aber letztendlich sind das so um die 14 bis 15 Auftritte im Monat. Das klingt viel, aber mein Beruf macht mir unglaublichen Spaß. Wenn du einen "normalen" Job hast, gehst du ja auch etwa 20 Tage im Monat arbeiten.

Wie hältst du dich fit?
Patrick Salmen: Ich mache viel Sport zwischendurch, gehe spazieren oder in die Sauna - alles mögliche.

Oder mal einen Stadtrundgang, zum Beispiel in Trier?
Patrick Salmen: Ja, auch! Heute hatten wir Zeit dafür. Wir waren gestern in Koblenz und waren schon um 12 Uhr in Trier. Da haben wir uns mal die ganze Stadt angeschaut. Na ja, ganz ist vielleicht übertrieben, aber das Wichtigste. (lacht)

Wie gefällt dir Trier?
Patrick Salmen: Schön! Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Kaffeetrinken, zehn Meter gehen, wieder Kaffeetrinken, das war schon schön.
Gerrit Nicolas Rüter (DJ Nachtfalke): Das Ding ist aber auch, zumindest wenn ich aus Dortmund komme, dass es nicht schwierig ist, als Stadt schöner zu sein als Dortmund. Es sei denn man heißt Hagen. (lacht)
Patrick Salmen: Ja, das kommt dann noch dazu.
DJ Nachtfalke: Ruhrpottkinder sind da relativ leicht zufriedenzustellen.

Im Ruhrpott soll ja auch viel Grün sein.
Patrick Salmen: Ja, zwischen den vielen Städten findet man auch noch mega viele grüne Idyllen.
DJ Nachtfalke: Aber du erkennst den Ruhrpottler daran, dass wenn die Sonne hinter einem Bergwerk oder einem rauchenden Schlot untergeht, er sich mit seinen Kumpanen gegenseitig anstößt und sagt: "Aah, ist das nicht schön?"

Sind euch die Leute hier auch zu freundlich? Zumindest sagen das die Ruhrpottler, die ich hier kenne.
Patrick Salmen: (lacht) Ja, da darauf muss man erstmal klarkommen. Aber so schlimm sind wir auch nicht. Wir haben so eine innere Freundlichkeit, die können wir nur nicht so zeigen. An den schroffen Ton muss man sich etwas gewöhnen.

Wie hältst du eigentlich deine Stimme fit?
Patrick Salmen: (lacht) Viel rauchen. Nee, ich lese mir manchmal meine eigenen Geschichten durch. Ansonsten mach ich gar nicht viel. Eigentlich bin ich ein sehr schweigsamer Mensch, deswegen strapaziere ich die Stimme tagsüber nicht so. Das klappt alles ganz gut.

Und deine Ideen, wie entstehen sie?
Patrick Salmen: Ich gehe einfach mit offenen Augen durchs Leben und filtere mir dann gewisse Dinge heraus. Dann entspringen daraus eben meine Geschichten - ich weiß auch nicht. (lacht)

Wie sicherst du die Geistesblitze?
Patrick Salmen: Meistens mit meinem Laptop. Ein Notizbuch habe ich auch immer dabei und schreibe mir die Grundideen auf, wenn mir irgendetwas einfällt. Die reine Textarbeit mache ich dann am Laptop im Zug oder eben zu Hause.

Wie oft sollst du im privaten Kreis vorlesen?
Patrick Salmen: Früher sehr oft! Aber das habe ich jetzt eingedämmt und gesagt, dass ich das nicht mehr mache. Privat ist privat. Klar kommen immer mal wieder Kumpels und sagen: "Hey, ich habe Geburtstag, lies doch mal was vor!" Da sage ich: "Nee, ich komm' nur so."

Wie sieht es mit weiteren Büchern aus - ist da etwas geplant?
Patrick Salmen: Ja. Demnächst kommt Teil 2 meines Rätselbuchs. Im April erscheint mein Buch mit den humoristischen Geschichten. "Ich habe eine Axt" wird das heißen. Nächstes Jahr, irgendwann Anfang 2015, wird dann mein erster Roman erscheinen. Der ist etwa zur Hälfte fertig.

Ich habe mir heute mal deinen Twitter-Account angeschaut. Acht magere Tweets habe ich gefunden. Was ist da los?
Patrick Salmen: Ach, ich babe mich irgendwann mal überreden lassen und mich da angemeldet. Eigentlich poste ich die meisten Sachen bei Facebook. Aber öfter als alle drei Wochen schaue ich bei Twitter gar nicht rein, wenn ich ehrlich bin. Ich weiß auch gar nicht, ob ich da überhaupt jemandem Folge. Twitter hat sich auch nicht so richtig durchgesetzt. Ich brauch es irgendwie nicht.

Wie beurteilst du den wachsenden Erfolg von Poetry oder Comedy Slams? Ist das eher ein Fluch oder ein Segen?
Patrick Salmen: Es gibt immer mal wieder kleine Wellen zwischendrin, wo es dann wieder mehr Medienaufmerksamkeit gibt. Beispielsweise jetzt gerade mit Julia Engelmann. Bisher hat sich das immer sehr gut selbstreguliert. Die Qualität ist immer relativ stabil geblieben und viele junge Leute rücken nach. Deswegen hatte ich nie das Gefühl, dass der Markt übersättigt ist. Ein Slam ist sehr vielfältig: wenn acht Leute auftreten, ist für jeden etwas dabei. Das kannst du nicht todhypen. Solange wir uns nicht an RTL verkaufen und groß eine Samstagabend-Show mit Günter Jauch machen ... Aber bisher ist das alles stabil geblieben.

Was sagst du zum Hype um Julia Engelmann ?
Patrick Salmen: Das ist krass, weil ich Julia sehr gut kenne und megalustig, weil der Auftritt fast schon ein Jahr her ist. Sie selbst kann da ja nix für. Erst wird etwas gehypt, dann kommen wieder die ganzen Nörgler und sind wieder gegen den Hype und der Auftritt wird zerrissen. Beispielsweise im Feuilleton, wo ich mir denke: warum schreibt das Feuilleton überhaupt über so etwas?! Nur weil es ein YouTube-Hype ist?! Sie schreiben ja auch nicht über niesende Katzenbabys. Aber ich habe mich für Julia mega gefreut, weil sie einfach ein super sympathisches Mädchen ist und dadurch wahrgenommen wird. Sie geht damit auch sehr gut um und hat sich erstmal zurückgezogen und gar nichts dazu gesagt. Aber es ist lustig zu beobachten, wie so ein Ball ins Rollen kommt.

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