Irre unterhaltsam

Wenn man an verückte Spielideen denkt, huschen einem gleich die Japaner vors geistige Auge – was in den meisten Fällen auch stimmen mag. Bei der folgenden Spielauswahl haben sich aber auch andere Nationalitäten mit irren, aber dennoch unterhaltsamen Konzepten ins Rampenlicht bugsiert.

Headlander
Coole Mischung, irrwitziges Konzept: Fast könnte man meinen, die bunten 70er-Jahre wäre wieder aktuell. Denn "Headlander" ist eine Hommage an diese Zeit: Schrill, überdreht und herrlich unschuldig. Das Spielprinzip: Als womöglich letztes atmendes Wesen im Universum gilt es die Menschheit zu retten. Ganz so viel ist von euch selbst allerdings nicht mehr übrig. Um genau zu sein, besteht ihr nur aus einem Kopf, der in einen Astronautenhelm gepackt wurde. Aber zum Glück besitzt ihr tolle Fähigkeiten: In Windeseile könnt ihr euch nämlich auf jeden beliebigen Roboterkörper schrauben - sofern ihr vorher den alten Kopf abmontiert bzw. zerstört habt. Vom normalen Bewohner über Soldaten oder sogar Staubsauger darf alles angedockt werden. Das Coole: Mit der feindlichen Übernahme erhaltet ihr zudem auch alle Fähigkeiten des gekaperten Körpers. Dass dadurch jede Menge witzige Situationen entstehen und innovative Rätsel zustande kommen, verdanken wir Double Fine Productions, die für ihre ansprechenden Konzepte bekannt sind. In klassischer Sidescrolling-Manier geht es dann durch die abwechslungsreichen Level, die immer wieder das bis dahin bekannte Spielprinzip durch neue Mechaniken auf den Kopf stellen - sorry für das Wortspiel. Zusätzliche Upgrades, die durch Erfahrungspunkte freigeschaltet werden, verfeinern das Konzept und lassen keine Langeweile aufkommen. Mit "Headlander" steht wohl eines der verrücktesten Abenteuer dieses Jahres in den digitalen Stores.
Erhältlich für: PS 4, Xbox One, PC

Small Radios Big Televisions
Mit Kassetten auf Entdeckungstour: Dieser kleine Leckerbissen für Zwischendurch nimmt euch mit auf eine interessante Reise. Als eine Art Adventure getarnt geht es in der Ich-Perspektive darum, Kassetten aufsammeln, die euch in fremde Welten transportieren. Dort wird es knifflig - nun ja, nicht ganz. Denn die präsentierten Rätsel sind dann doch eine Spur zu leicht zu bewältigen - irgendwie schade. Denn das innovative Setting und die, wenn auch sehr kurze, Story hätten da mehr verdient. Apropos Story: Diese wird durch kleine Zwischensequenzen und gefundene Notizen erzählt. Nett, aber nicht weltbewegend. Dennoch spiele ich dieses Kleinod immer wieder gerne, weil die Art der Präsentation wirklich gelungen ist. Meine Empfehlung: Trailer anschauen und selbst antesten.
Erhältlich für: PS 4, PC

Lastfight
Kennt jemand die französischen Comics namens "Last Man"? Nein?! Ich hatte bis vor kurzem auch nie was davon gehört. Für diesen Comic-Prügler ist das aber auch nicht unbedingt nötig. Denn "Lastfight" baut nur lose auf den Comics auf. Vielleicht gut zu wissen: In den Comics führt eine mysteriöse Substanz dazu, dass sich normale Bürger in mutierte Killermaschinen verwandeln, die übermenschliche Kräfte haben - genau das richtige Material also, um einen amüsanten Brawler aus dem Boden zu stampfen. Das dachten sich auch die französischen Entwickler von Piranaking. Mit "Lastfight" ist ihnen ein unterhaltsamer, teils chaotischer und charmant eigensinniger Titel gelungen. Mit insgesamt zehn unterschiedlichen Charakteren geht es in der Story durch acht verschiedene Arenen. Die Mischung aus Prügeln und dem Manövrieren durch diese Areale bedarf einer kurzen Eingewöhnungsphase, bis ihr wisst, wie der Hase läuft. Denn neben einfachen Kloppeinlagen können auch Gegenstände geworfen, Upgrades gesammelt oder Superkräfte entfacht werden. All das führt zu kurzweiligen, wenn auch fordernden Kämpfen. In den anderen Spielmodi (insgesamt fünf verschiedene) darf sich mit bis zu vier Freunden gleichzeitig geprügelt werden - ob im Team oder jeder gegen jeden kann ausgewählt werden. Insgesamt eine durch ihre übertriebene Präsentation und das griffige Gameplay lohnenswerte Erfahrung. Ein kleiner, feiner digitaler Leckerbissen also.
Erhältlich für: PS 4, Xbox One, PC

Carbon Warfare
Unterwegs die Welt zerstören? Für dieses kleine Spielchen kein Problem. Denn bei "Carbon Warfare" liegt es ganz allein am Spieler, für Chaos zu sorgen. In der Rolle eines bösen Magnaten müsst ihr Geld in die richtigen Forschungsfelder investieren. "Richtig" heißt in dem Fall: Alles, was für Umweltverschmutzung sorgt, wirft auch Kohle ab. Doch Vorsicht: Heimlichkeit ist Trumpf. Denn wenn die Bevölkerung misstrauisch wird, ist das Spiel schnell vorbei. Die Kreativität Böses zu tun, kennt dabei kaum Grenzen: Lieber den Klimawandel fördern? Oder doch ein paar andere Naturkatastrophen beschwören? Oder den ein oder anderen Krieg anzetteln? Ein wirklich spaßiger, wenn auch nachdenklich stimmender, Titel für unterwegs. Bei dem kleinen Preis eine absolute Kaufempfehlung für alle Gelegenheitszocker.
Erhältlich für: iOS, Android

Sword Art Online: Hollow Realization
Interessante Thematik, ungewöhnliche Präsentation und ein ordentlicher Schuss Retro-Charme vereinen sich hier: Zum Glück muss man für "Hollow Realization" keinen der Vorgänger gespielt und auch - wie ich - keine Ahnung von den Anime-Vorbildern haben. In einem fiktiven Rollenspiel dreht sich hier alles um eine neue VR-Technik, die aus dem Ruder läuft. Natürlich liegt es an euch herauszufinden, was hier nicht stimmt. So laufen die Hauptakteuere in einem Betatest-Programm herum und prügeln sich, wie so typisch für dieses Genre, mit haushohen Monstern herum. Auch wenn das Ganze etwas altbacken aussieht, spielt es sich dennoch locker von der Hand - fast wie in einem echten MMO-Rollenspiel, jedoch ohne die nervigen Elememte wie Gruppenzwang und gemeinsame Raids. Also von der Warte aus echt gelungen. Weniger gelungen hingegen ist der Charaktereditor, der zwar ein netter Zusatz sein soll, sich aber negativ auf die Spielerfahrung auswirken kann: So kam es vor, dass mein weiblicher Charakter viel zu oft als Mann angesprochen wurde - irgendwie merkwürdig. Daher lieber die Voreinstellungen lassen und den verrückt-japanschen Trip genießen. Nicht nur für Fans der Vorlage geeignet, sondern auch für Abenteurer, die mal wieder ein wenig Lust auf seichte Rollenspielkost gepaart mit klasse Anime-Sequenzen haben.
Erhältlich für: PS 4, PS Vita

Criminal Girls 2
Frech, durchtrieben und äußerst schlagkräftig: So stellten sich die eingekerkerten Mädels aus dem ersten Teil bereits dar. Teil zwei des etwas anderen Rollenspiels hält im Grunde eine ähnliche Story parat: Als Gefängniswärter in der Hölle gebt ihr den Verbrecherinnen eine Chance, sich rein von ihren Sünden zu waschen. Dazu zieht ihr mitsamt den Damen aus, um fiese Dämonen zu besiegen. Immer bessere Fähigkeiten sorgen bei den rundenbasierten Kämpfen für Abwechslung. Auf dem deutschen Index landete das Spielchen allerdings für das zu offenherzige Aufleveln: Wollt ihr eure Mädels verbessern, müsst ihr sie in kleinen Mini-Spielchen "bestrafen", wie es heißt. Sieht man von diesem pikanten Detail ab, verbirgt sich hinter dem Titel dennoch ein kurzweiliges Taktik-Spektakel.
Erhältlich für: PS Vita

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