Jan Delay

Der einstige Hip-Hop- und Soul-Chefstyler Jan Delay macht bei "Hammer & Michel" erstmals in Sachen Rock. Ob das eine gute Idee ist? Die Ansichten sind geteilt …

In seiner Heimatstadt Hamburg sorgte Jan Delay schon vor Veröffentlichung von "Hammer & Michel" für reichlich Kontroversen. Große Tageszeitungen ätzten, dass er sich mit Songs wie "Scorpions-Ballade" lächerlich mache, Singles wie "Liebe" und "St. Pauli" bestenfalls Radioschlager seien und überhaupt, dieser Jan Delay nichts mehr mit der Coolness vergangener Beginner-Tage zu tun habe.

Andere sprangen ihm bei und lobten seinen Mut, nach den Bergen und Soul jetzt auch den Achttausender Rock zu besteigen. Dieser Mut sei unbestritten, allein die Stimme des Anzugträgers ist nach wie vor besser geeignet für Zungenküsse mit schleppenden und knackigen Beats als mit saftigen Rockgitarren. Zu offensichtlich ist der Versuch, der Wiedergänger seines großen Vorbilds Udo Lindenberg zu werden. Was Delay vergisst: Musik wie bei "Scorpions-Ballade" hätte wunderbar auf Panikorchester-Platten von Udo gepasst. Nur eben 1978, nicht 2014.

Delay bemüht sich um Kontraste ("Wacken"), lässt die Puppen tanzen ("St. Pauli"), inszeniert sich als "Ballade auf zwei Beinen" ("Hertz 4"). Zusammen mit der gewaltigen Medienoffensive zum Release macht das "Hammer & Michel" zu einem viel diskutierten Album, dem aber die Spannung in sich fehlt. Denn was schlichtweg nicht vorhanden ist: eine erwähnenswerte Anzahl großer Songs. Nur zu "St. Pauli" mit dem Popo wackeln ist für den vermeintlich coolsten deutschen Popstar einfach zu wenig.

Jan Delay // Hammer & Michel

Anspieltipps:
"St. Pauli" und "Liebe"
Fazit: Bitte wieder Hip-Hop und Soul.

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