Jemanden ins Bockshorn jagen!

TV-Geistesblitze: Deutsche Sprache. Von Glück, Wettkämpfen und Kartenspielen. TV-Leserin Petra Pander aus Trier wollte wissen, was es mit der Redewendung "jemanden ins Bockshorn jagen" auf sich hat.

Damit sticht sie in ein Wespennest, denn über die Herkunft dieser Formulierung wurde in der Wissenschaft so viel diskutiert wie über kaum eine andere. Wir gebrauchen "ins Bocks horn jagen" heute umgangssprachlich in der Bedeutung ,jemanden einschüchtern, in die Enge treiben'. Die Herkunft des Ausdrucks ist aber nach wie vor nicht geklärt. Jagt man etwa jemanden ins Feld, wo Bockshornklee wächst - eine Pflanze, deren Hülsenfrüchte einen starken Geruch verbreiten? Oder hat Bocks horn etwas mit dem Gelehrten Markus Zuerius Boxhorn zu tun, über den man sich erzählt, er habe seine Schüler mit unglaublich breitem Wissen überfordert?

Die Forschung ist sich nicht einig, da der Ausdruck von seinen ersten Belegen an (Ende 15. Jahrhundert) unterschiedlich verwendet wurde. Vornehmlich in satirischen Werken, aber auch in den Schriften Martin Luthers finden sich die Varianten "jemanden ins Bockshorn stoßen" oder "in ein Bock(s)horn treiben". In all diesen Fällen bedeutet die Wendung, dass man jemandem große Angst macht und ihn dadurch verunsichert. Bockshorn könnte hier wörtlich verstanden werden: als Horn des Bockes, das als Sinnbild des Teufels erschrickt. Man versetzt jemanden so in Schrecken, dass er vor Angst etwas völlig Absurdes macht, zum Beispiel auf das Horn des Bocks (des Teufels) zuläuft oder auch in ein (Trink-) Horn hinein, das zum Ende hin schmaler wird und ein Entkommen unmöglich macht.

Zeitgleich existieren auch Belege zu "jemanden in ein Bockshorn zwingen". Die Kontexte machen deutlich, dass man hier jemanden durch Bestrafung in die Enge treibt. Diese Verwendungen können in Zusammenhang mit dem alten bayerischen Brauch des "Haberfeldtreibens" gebracht werden. Dabei bestrafte ein Rüge-Gericht einen Übeltäter, indem er mit einem Ziegen- oder Bocksfell bedeckt umhergetrieben wurde. "Haberfeldtreiben" ist wahrscheinlich eine Umdeutung aus "Haberfelltreiben". "Haber" stammt vom lateinischen "caper" und bedeutet ,Ziegenbock'. Der Begriff "Haberfell" könnte im Zuge der überregionalen Ausbreitung dieser Redewendung unter Einfluss verschiedenster Faktoren durch "Bockshorn" ersetzt worden sein.

Natalia Filatkina, Universität Trier, Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Mainz-Trier

In der neuen Wochenend-Journal-Kategorie "TV-Geistesblitze" erklären Wissenschaftler der Region die deutsche Sprache.

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