JUGEND-FUSSBALL: Zwischen Waschraum und Strafraum

DEUDESFELD. Kochen in der Jugend-WG, die Gegner abkochen in der Jugend-Bundesliga: Der 17-jährige Andreas Hesslein aus Deudesfeld hat sich in der U 19 des 1. FC Kaiserslautern einen Stammplatz erarbeitet.

Er hofft auf eine "Drei". Polynom-Divisionen und Nullstellen-Bestimmungen sind nicht gerade die Lieblingsbeschäftigung von Andreas Hesslein. Doch Schule muss sein, Mathe auch. Darum hofft der 17-jährige, dass bei seiner jüngsten Mathearbeit an der Hohen Berufsschule für Wirtschaft in Kaiserslautern eine Durchschnitts-Note herausspringt. Mehr als Durchschnitt will der Deudesfelder, der das Fachabitur anstrebt, auf anderem Terrain verkörpern. Auf dem Fußballplatz, beim 1. FC Kaiserslautern. Seit einem halben Jahr spielt er dort in der Junioren-Bundesliga (Staffel Süd/Südwest). Mit Erfolg. Eine lediglich kurze Umstellungsphase seit seinem Wechsel vom FSV Salmrohr im Sommer 2004 schuf die Basis, um Stammspieler in der Innenverteidigung der FCK-A-Jugend zu werden. Hesslein begann als Fünfjähriger in Meerfeld mit dem Fußballspielen. Als C-Jugendlicher kickte er in Wallenborn, als B-Jugendlicher wechselte er zum FSV Salmrohr, wo er im zweiten Jahr bereits A-Jugend-Regionalliga spielte. Zum Wohlgefallen der FCK-Verantwortlichen. Ein Bekannter stellte den Kontakt zu FCK-Jugendtrainer Michael Dusek her. "Vier Mal bin ich zum Probetraining nach Kaiserslautern gefahren. Dann sagte der Trainer: Ich wechsele", erinnert sich Hesslein. Ein Wechsel in eine neue Fußball-Welt. Hesslein: "In der Junioren-Bundesliga wird im Vergleich zur A-Jugend-Regionalliga viel schneller gespielt, viel aggressiver. Meine Gegenspieler sind häufig Jugend-Nationalspieler. Fehler, die man macht, werden sofort bestraft." Nicht nur in Meisterschaftsspielen, sondern auch beim Training im Sportpark "Rote Teufel", Heimat des FCK-Nachwuchsleistungszentrums. Fünf Mal Training pro Woche, jeweils eineinhalb bis zwei Stunden lang: Hessleins Körper musste sich an die neue Belastung gewöhnen. Lediglich sein rechtes Knie sträubte sich ein wenig. In der Vorbereitung auf die Saison setzte ihn eine Patella-Verletzung außer Gefecht. Doch Hesslein, der nach eigener Auskunft in der Schnelligkeit und im Pass-Spiel zulegen muss, kam schnell zurück: Erster Einsatz als Einwechselspieler im zweiten Saisonspiel beim Karlsruher SC, erster Einsatz von Beginn an in der vierten Partie beim SSV Ulm. Mit einem direkt verwandelten Freistoß in der 65. Minute untermauerte der Innenverteidiger bei den "Spatzen", warum ihn der FCK unter anderem geholt hat. Schon beim FSV Salmrohr fiel der 1,88 große, zweikampfstarke Nachwuchsspieler durch Torgefahr auf. Die kann er derzeit noch nicht wieder unter Beweis stellen. Der Wintereinbruch verhinderte bislang den Rückrundenstart, die Spiele bei Bayern München und am Wochenende zu Hause gegen den KSC fielen aus. Die Zwangspause kommt dem mehrfachen Rheinland- und Südwest-Auswahlspieler, der darauf hinarbeitet, im Sommer 2006 einen Vertrag bei den Lauterer Amateuren zu bekommen, nicht ungelegen. Bayern-Fan mit Liebe für Meisburg

Ein Bruch des rechten Mittelfußes eine Woche vor Weihnachten hat ihn einen Großteil der Winter-Vorbereitung gekostet. "Ich merke noch, dass ich konditionellen Rückstand habe", sagt Hesslein, dem der Trainer offenbart hat, in der Rückrunde ins defensive Mittelfeld vorzurücken. Hätte die Saison schon begonnen, wäre er wohl auf der Ersatzbank gelandet. Ein Ort, der für seine Vorbilder John Terry vom FC Chelsea London und Lucio vom FC Bayern München unbekannt ist. Bezeichnend, dass Hesslein weder Ingo Hertzsch noch Timo Wenzel vom FCK auf seiner Liste nennt. Hesslein ist Bayern-Fan, und steht dazu. Immerhin: "Inzwischen bin ich auch Lautern-Fan geworden." Doch eine Liebe lässt man so schnell nicht fallen. Auch die nicht zu seiner Freundin Barbara, die in Meisburg wohnt und ihn an den Wochenenden besuchen kommt. In Hessleins Wohngemeinschaft. Gemeinsam mit Mitspieler Sebastian Lauermann (18, aus Adenau) führt Hesslein eine Männer-WG. Mit allem, was dazu gehört: Waschen, putzen, kochen. Hesslein ist "ein bisschen stolz", auch diese Umstellung gemeistert zu haben. "Ab und zu habe ich Heimweh, aber mit Schule und Training ist jeden Tag volles Programm, da bleibt wenig Zeit dafür.” Hessleins Eltern Gabi und Joachim sind die größten Fans ihres Sohns. "Mein Vater sammelt alles, ich telefoniere fast jeden Tag mit meinen Eltern. Er baut mich auf, wenn es im Training nicht so lief." Bei fast jedem Heimspiel und manchmal auch auswärts drücken die Eltern am Spielfeld die Daumen. Am Wochenende in Unterhaching werden sie wohl nicht da sein. Dennoch hofft Hesslein dann erneut auf eine "Drei". Einen Dreier, sprich einen Sieg.

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