Kampf gegen Informationsflut im Internet

Ludwigsburg/Berlin (dpa/gms) - Im Internet wird es immer schwerer, der Informationsflut Herr zu werden. Dabei wollen viele Internetnutzer immer aktueller und personalisierter dinformiert werden. RSS könnte Informationshungrige vor dem „Ertrinken“ retten.

RSS steht für „Really Simple Syndication“. Mit RSS und einem so genannten RSS-Reader, einer Software zur Nutzung von RSS, kann man sich schnell einen Überblick über die neuesten Nachrichten und Änderungen auf vielen Webseiten verschaffen, ohne die Seiten mit dem Browser besuchen zu müssen.

„RSS eignet sich für die Leute, die schnell Informationen haben wollen“, sagt der Berliner Jörg Kantel. Er betreibt das Blog „Schockwellenreiter“ ( www.schockwellenreiter.de) und hat nach eigenen Angaben 500 RSS-Angebote abonniert, die er regelmäßig liest. Wenn er diese Seiten regelmäßig besuchen müsste, um zu sehen, ob es neue Nachrichten gibt, hätte er viel zu tun. „Blogs haben sehr zur Verbreitung von RSS beigetragen“, meint Kantel. Ein Blog ist eine Webseite, die immer neue persönliche Einträge enthält. Da die Blog-Leserschaft schnell auf dem Laufenden bleiben will, welcher Blog einen neuen Eintrag hat, hat sich RSS dort schnell durchgesetzt.

Thomas Gigold, der das RSS-Verzeichnis ( www.rss-verzeichnis.de) ins Leben gerufen hat, sagt: „Man muss nicht auf Dutzende Seiten gehen, sondern bekommt im RSS-Reader mit, ob sich etwas getan hat.“ Es sei viel Zeit raubender und komplizierter, sich die Seiten alle nach und nach anzusehen.

Dabei ist die Nutzung von RSS denkbar einfach: Jo Barger, Redakteur der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift „c't“, empfiehlt Einsteigern, sich einen RSS-Reader der eigenen Wahl zu installieren und einfach loszulegen. „Der Browser Firefox zeigt automatisch an, wenn ein RSS-Link vorhanden ist.“ Ein einfacher RSS-Reader ist bei Firefox ebenfalls dabei.

Hinter einem RSS-Link verbirgt sich keine Webseite, sondern ein spezielles Dokument, das dem Reader sagt, welche Meldungen aktuell sind. Die Inhalte des RSS-Angebots werden Feed genannt. Der Reader ruft die einzelnen Meldungen ab und listet sie auf. Einige dieser Programme melden automatisch durch ein kleines, sich aufklappendes Fenster, wenn es neue Nachrichten gibt. Eine Liste mit verfügbaren RSS-Programmen bietet das RSS-Verzeichnis an.

Barger empfiehlt für Windows-Nutzer den Sharp Reader ( www.sharpreader.net). Andere setzen auf den Feedreader ( www.feedreader.com). Laut Thomas Gigold vom RSS-Verzeichnis sind die meisten der Reader E-Mail-Programmen sehr ähnlich. Der dreigeteilte Aufbau vieler Anwendungen erinnere an das Mail-Programm Outlook und erleichtere so die intuitive Bedienung der Programme.

Wer öfter an einem anderen Computer sitzt oder an seinem Arbeitsplatz keine Software installieren darf, aber dennoch auf dem Laufenden bleiben will, kann auf webbasierte Reader zurückgreifen: Bei Bloglines ( www.bloglines.com/?Lang=german) kann man sich ein Profil einrichten und im Internet die abonnierten Feeds lesen.

Ob die besuchte Seite RSS anbietet, erkennen Besucher einer Internetseite an einem kleinen orangefarbenen Rechteck. Meist steht „XML“ oder „RSS“ auf dem kleinen Kästchen. Dahinter verbirgt sich ein Link zu dem jeweiligen Feed. Der Browser Firefox zeigt mit einem kleinen orangefarbenen Quadrat an, wenn sich ein Link zu einem RSS-Angebot auf der Seite befindet. Angebote wie das RSS-Verzeichnis bieten zudem einen Überblick über verfügbare Feeds. 12 000 Feeds sind derzeit nach Angaben von Thomas Gigold allein im RSS-Verzeichnis gelistet, 4000 davon nach Kategorien sortiert.

Auch Internetangebote wie „Spiegel Online“ ( www.spiegel.de), die „Netzeitung“ ( www.netzeitung.de) oder Heise ( www.heise.de) setzen längst auf RSS. Selbst die Bundesregierung ( www.bundesregierung.de) und die Tagesschau ( www.tagesschau.de) informieren Bürger mit diesem Verfahren.

„In Zukunft kann man damit mehr oder weniger vollautomatisch personalisierte Nachrichtenseiten bekommen“, sagt Jörg Kantel von „Schockwellenreiter“. Das sei mit einer Zeitung vergleichbar, die nur die eignen Interessen abdeckt. Thomas Gigold nennt einen weiteren Vorteil: „Ich als Nutzer kann bestimmen, wann Informationen zu mir kommen.“ Das sei der große Vorteil gegenüber einem Newsletter. „Der müllt mir nur das Postfach zu.“ RSS-Nutzer könnten so gezielt die Informationen abfragen, die sie gerne lesen möchten - zu einem Zeitpunkt, den sie selbst bestimmen.

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