Karibikgefühl auf der Party

Fruchtige Bowlen und leichte Cocktails gehören zum Sommer wie Sonne, Sand und Meer. Schon wenige Zutaten ergeben raffinierte und erfrischende Drinks für die Gartenparty oder den entspannten Nachmittag auf der Terrasse. Mit nur ein oder zwei Sorten Alkohol lassen sich die Feinheiten der verwendeten Spirituose herausholen — und ein zu hoher Alkoholgehalt vermeiden, sagt Franz Brandl. "Wählen Sie immer etwas aus, bei dem Sie alle Zutaten mögen", rät der erste Barchef von "Harry's New York Bar" in München außerdem. Champagner-Cocktails zum Beispiel garantieren einen prickelnd-fruchtigen Geschmack. "Champagner verträgt sich mit ziemlich allem", sagt Brandl und nennt zwei klassische Vertreter: Für den "Kir Royal" wird "Crème de Cassis" und für den "Bellini" Püree vom weißen Pfirsich mit dem kalten französischen Perlwein aufgegossen. Mit einem Spritzer Zitronensaft und einem Schuss Apricot-Brandy oder Pfirsich-Likör wird der Bellini noch aromatischer. "Ein perfekter Drink für die Sommerzeit", urteilt Brandl. Die Früchte tanzen lassen

 Tropische Stimmung: Eis und Zitrusfrüchte machen den Cocktail zum Erfrischungsgetränk. Foto: dpa

Tropische Stimmung: Eis und Zitrusfrüchte machen den Cocktail zum Erfrischungsgetränk. Foto: dpa



Ähnlich einfach sind Getränke mit dem inzwischen auch hierzulande gefragten Aperol. Der fruchtig-bittere Likör aus Italien besteht vor allem aus Rhabarber, Enzian, Chinarinden- und Bitterorangen-Extrakt. Er hat 15 Volumenprozent Alkohol und wird mit kaltem Prosecco zum "Aperol Spritz" aufgegossen. Brandl veredelt den Mix zum "Twisting Aperol", indem er einige Kumquats von allen Seiten mit einem Cocktailspieß mehrfach einsticht und mit dem Likör ins Glas gibt. Kommt der Schaumwein hinzu, tanzen die Früchte kräftig — sie twisten.

"Bei Wärme will jeder etwas Frisches", sagt Uwe Neuhaus, Vizepräsident der Deutschen Barkeeper-Union und Barbesitzer aus Dresden.

Seit zwei oder drei Jahren gewinne der "Cuisine-Style" Einfluss bei den Sommercocktails: "Was in der Küche möglich ist, will man auch in die Getränke reinbringen". So finden sich Basilikum, Rosmarin, Gurke oder Sellerie immer öfter unter den Zutaten: Sie spiegeln dem Experten zufolge im Cocktail den Geruch eines leichten Sommersalates wider.

Der Weinautor André Dominé spricht in diesem Zusammenhang von "Spicy Drinks". Cocktail-typische Spirituosen und Früchte treffen dabei auf aromatische Gewürze. Für den "Green Cucumber" etwa werden etwas Gurke und Chili mit dem Stößel zerkleinert und dann mit Gin, Melonenlikör, Limettensaft und Zuckerrohrsaft im Cocktailbecher geschüttelt. Dominé zählt diese und andere Spicy Drinks "zum Interessantesten, was die Barkultur in diesem Jahrtausend hervorgebracht hat".

Doch auch klassische Longdrinks wie der "Cuba Libre" haben nach wie vor ihre Freunde. Einfach Eiswürfel, ein Spritzer Limettensaft und ein Stück Limette mit Cola und Rum in ein Glas — fertig ist das Sommerfeeling. "Alles, was im Rum-Bereich mit Hawaii und Karibik zu tun hat, eignet sich", erläutert Neuhaus. Rum habe man meistens da, ergänzt Brandl. "Caipirinha" oder "Mojito" gehen seiner Einschätzung nach immer. Und der "Caipi" aus Limette, Cachaça und Rohrzucker habe als einziger Cocktail außerdem den Vorteil, dass er "ohne weiteres zu reparieren" ist, wenn er zu sauer oder zu süß geraten ist. "Das kann man bei anderen Drinks nicht machen."

Einen ähnlich erfrischenden Effekt haben die Fizzes, am bekanntesten wohl der "Gin Fizz".

Auf Eis geschüttelter Gin, Zitronensaft und Zuckersirup werden mit sprudelndem Soda aufgefüllt. "Ein Fizz geht auch tagsüber als Erfrischungsgetränk durch", kommentiert Dominé. Als Varianten nennt er den "Jack Collins" mit Calvados statt mit Gin oder den "Green Fizz" mit einem zusätzlichen Schuss Crème de Menthe zum Gin.

Beerenfrüchte dürfen bei sommerlichen Getränken auch nicht fehlen. Hier sind Cobblers eine gute Wahl — auch wenn böse Zungen laut Dominé sagen, diese seien "wie Obstsalat, nur mit etwas Alkohol und zum Trinken". Franz Brandl empfiehlt zum Beispiel den "Port Cobbler": "Der ist wunderbar aromatisch und alkoholisch nicht so stark — ein guter Nachmittagsdrink." Dazu verrührt er in einem Becherglas grob zerschlagenes Eis mit Cognac, Tawny Port und Maraschino. Oben drauf kommen Früchte der Saison — Himbeeren, Brombeeren und Walderdbeeren etwa — und ein Hauch Puderzucker.

Vom Cobbler ist der Schritt nicht mehr weit zur Bowle: Sie sind sich Dominé zufolge durchaus ähnlich, wobei die Bowle typisch für die deutsche Trinkkultur ist — auch wenn ihr Name im 18. Jahrhundert dem englischen Wort "bowl" für Schale oder Schüssel entlehnt wurde. Dafür werden die Früchte am Vortag in Weißwein eingelegt und kurz vor dem Genuss in einer großen Glasschüssel mit gut gekühltem Sekt aufgegossen.

Eine Waldfruchtbowle enthält zum Beispiel Brom-, Him- und Blaubeeren, Johannisbeeren, Walderdbeeren und klein geschnittene, enthäutete weiße Pfirsiche. Der Klassiker aber ist laut Uwe Neuhaus die Erdbeerbowle. Allerdings wollen diese Getränke rasch getrunken werden, längeres Stehen bekomme ihnen nicht. Daher sind sie auch nur selten in Bars zu finden.

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