Karjakin möchte „Krone des Schachs“ heim nach Russland holen

New York (dpa) · Für seinen Traum vom WM-Titel siedelte der frühere ukrainische Staatsbürger Sergej Karjakin einst nach Russland über. Beim Titelkampf in New York überzeugt er gegen den Norweger Magnus Carlsen mit seiner hartnäckigen Verteidigung.

Dass die Schachkrone für den Kreml einen großen Wert hat, ist das Glück von Sergej Karjakin. Er wuchs auf der Krim auf, tauschte dann vor sieben Jahren auch aus strategischen Gründen aber seine ukrainische Staatsbürgerschaft gegen einen russischen Pass ein.

In der neuen Heimat versprach sich der talentierte Nachwuchsmann größere Aufstiegschancen, und tatsächlich: Er bekam eine Wohnung in Moskau, ein Stipendium und erstklassige Trainer. Derzeit kämpft er als Herausforderer mit dem norwegischen Titelverteidiger Magnus Carlsen um den WM-Titel. „Seit meiner Kindheit träume ich davon, Weltmeister zu werden. Hier habe ich die Chance dazu“, sagt Karjakin.

Ein Drittel des Zwölf-Partien-Wettkampfs ist in New York inzwischen absolviert. Nach vier Remis gab es beim Stand von 2:2 am Mittwoch einen Ruhetag. Immer wieder scheiterte Champion Carlsen an Karjakins hartnäckiger Verteidigung. Am Dienstag (Ortszeit) bemühte sich Carlsen mehrere Stunden vergeblich, seinen 26 Jahre alten Gegner zu bezwingen und gab erst im 94. Zug seine Gewinnbemühungen auf. Es war die bisher längste Partie im Duell um die Schachkrone. Nach sechseinhalb Stunden Spielzeit wurde das Unentschieden vereinbart.

Wichtig sind angesichts der stundenlangen Episoden vor allem Fitness und mentale Stärke, der Wettkampf verlangt Körper und Geist extrem viel ab. Entscheidend wird auch sein, wie Karjakin dem Weltmeister in ruhigen Stellungen, die Carlsen so wunderbar spielt, weiter Paroli bieten kann. Dass die Ziele groß sind, ist kein Geheimnis. „Ich bin hergekommen, um die Krone des Schachs zurück nach Russland zu holen. Da gehört sie ja hin“, machte Karjakin klar.

Schon im ersten Matchdrittel konnte man sehen, dass der Russe hoch motiviert und selbstbewusst im Wettkampf seines Lebens auftritt. Bisher meisterte er selbst schwierigste Situationen. Von der russischen Föderation erhält er auch bei der WM jede Unterstützung, in New York helfen Karjakin unter anderem die Großmeister Wladimir Potkin und Alexander Motyljow. Carlsen stützt sich vor Ort in erster Linie auf Großmeister Peter Heine Nielsen, mit dem er schon seit Jahren zusammenarbeitet.

Die Notation der 4. Partie:

Weiß: Sergej Karjakin (Russland)

Schwarz: Magnus Carlsen (Norwegen)

Spanische Partie

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3 Lb7 9.d3 d6 10.a3 Dd7 11.Sbd2 Tfe8 12.c3 Lf8 13.Sf1 h6 14.S3h2 d5 15.Df3 Sa5 16.La2 dxe4 17.dxe4 Sc4 18.Lxh6 Dc6 19.Lxc4 bxc4 20.Le3 Sxe4 21.Sg3 Sd6 22.Tad1 Tab8 23.Lc1 f6 24.Dxc6 Lxc6 25.Sg4 Tb5 26.f3 f5 27.Sf2 Le7 28.f4 Lh4 29.fxe5 Lxg3 30.exd6 Txe1+ 31.Txe1 cxd6 32.Td1 Kf7 33.Td4 Te5 34.Kf1 Td5 35.Txd5 Lxd5 36.Lg5 Kg6 37.h4 Kh5 38.Sh3 Lf7 39.Le7 Lxh4 40.Lxd6 Ld8 41.Kf2 g5 42.Sf2 Kg6 43.g4 Lb6 44.Le5 a5 45.Sd1 f4 46.Ld4 Lc7 47.Sf2 Le6 48.Kf3 Ld5+ 49.Ke2 Lg2 50.Kd2 Kf7 51.Kc2 Ld5 52.Kd2 Ld8 53.Kc2 Ke6 54.Kd2 Kd7 55.Kc2 Kd6 56.Kd2 Kb5 57.Kc1 Ka4 58.Kc2 Lf7 59.Kc1 Lg6 60.Kd2 Kb3 61.Kc1 Ld3 62.Sh3 Ka2 63.Lc5 Le2 64.Sf2 Lf3 65.Kc2 Lc6 66.Ld4 Ld7 67.Lc5 Lc7 68.Ld4 Le6 69.Lc5 f3 70.Le3 Ld7 71.Kc1 Lc8 72.Kc2 Ld7 73.Kc1 Lf4 74.Lxf4 gxf4 75.Kc2 Le6 76.Kc1 Lc8 77.Kc2 Le6 78.Kc1 Kb3 79.Kb1 Ka4 80.Kc2 Kb5 81.Kd2 Kc6 82.Ke1 Kd5 83.Kf1 Ke5 84.Kg1 Kf6 85.Se4+ Kg6 86.Kf2 Lxg4 87.Sd2 Le6 88.Kxf3 Kf5 89.a4 Ld5+ 90.Kf2 Kg4 91.Sf1 Kg5 92.Sd2 Kf5 93.Ke2 Kg4 94.Kf2 Remis.

Stand: 2:2

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