Keno: "Kritik sollte möglichst einfach verpackt werden"

Gesellschaftskritik und Rap: Das passt für den Münchner Rapper Keno wie die Faust aufs Auge. Im Interview mit spot on news erzählte er, wie seine nachdenklichen Texte beim Publikum ankommen und verriet außerdem mehr über das neue Album von Moop Mama.

Keno: "Kritik sollte möglichst einfach verpackt werden"
Foto: Spot-ON-News

Von München nach Athen und von Istanbul nach München - um sich eine Auszeit zu nehmen, hat Moop-Mama-Frontmann Keno seinen Rucksack gepackt und ist losgezogen. Entstanden ist auf dieser Reise ein Album namens "Paradajz Lost". Wie dieser Titel auf seiner Reise zu ihm gefunden hat und wann das neue Album seiner Band Moop Mama veröffentlicht wird, hat der Münchner Rapper im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verraten.

Bevor Sie Ihr Album "Paradajz Lost" aufgenommen haben, sind Sie auf Reisen gegangen. Hatte das einen bestimmten Zweck?

Keno: Ich habe diese beiden Reisen nicht wirklich für das Album gemacht. Der erste Trip führte mich von München nach Athen und der zweite von Istanbul nach München - über Land und durch Osteuropa. Das hatte aber keinen bestimmten Zweck. Ich schreibe generell immer viele Sachen auf und während dieser Zeit sind viele Ideen entstanden, die "Paradajz Lost" jetzt ausmachen.

Sind Sie generell ein Mensch, der Fernweh hat?

Keno: Schon sehr. Ich weiß nicht genau, wieso. Vielleicht gibt es einfach Leute, die so sind. Ich bin gerne rastlos und gerne auch unzufrieden mit dem Ort, an dem ich gerade bin.

Wie kam es zu diesem - doch eher ungewöhnlichen - Albumtitel?

Keno: Den habe ich tatsächlich unterwegs gefunden. Ich war in einem kroatischen Café, das "Paradajz Lost" heißt. Auf dem Logo war eine Tomate abgebildet. Mir wurde dann erklärt, dass "Paradajz" das kroatische Wort für Tomate ist. Am Ende habe ich gemerkt, dass sowohl das Paradies als auch die Tomate mehrmals auf dem Album vorkommen. Der Titel beschreibt also diese Themenwelt ganz gut, in der das alles stattfindet.

Gab es denn von Ihrer Seite schon länger den Plan ein Solo-Album zu veröffentlichen?

Keno: Nicht wirklich. Ich habe parallel zu Moop Mama immer auch andere Dinge oder Features gemacht. Streng genommen ist "Paradajz Lost" auch kein klassisches Solo-Album, bei dem ich alles selber gemacht habe, weil ich dafür mit dem Produzenten Flying Pussyfoot zusammengearbeitet habe. Es geht mir eigentlich auch nicht so sehr darum, Dinge alleine zu machen, sondern ich möchte, dass Abwechslung drin ist.

Die erste Tour mit dem Album haben Sie bereits hinter sich: Was ist Ihr Fazit?

Keno: Es hat richtig Spaß gemacht. Wir hatten am Anfang ein bisschen Sorge, dass die Musik, die Roger&Schu machen, und unsere zu unterschiedlich sein könnten, um es an einem Abend unterzubringen, aber das Gegenteil war der Fall. Dass es so abwechslungsreich gewesen ist, war total cool. Die Tracks von Flying Pussyfoot und mir sind eher nachdenklicher, man muss etwas mehr folgen, während Roger&Schu am Ende für den Abriss gesorgt haben. Viele finden mein Album ein bisschen anstrengend, aber ich bin eben ein Fan von Sachen, die durchdacht sind. "Paradajz Lost" ist relativ konzeptionell und man entdeckt viele Details, wenn man sich wirklich darauf einlässt.

Wie kommen gesellschaftskritische Texte generell beim Publikum an?

Keno: Ich denke, dass Gesellschaftskritik durchaus gut ankommen kann. Meiner Erfahrung nach nehmen es die Leute allerdings besser auf, wenn man die Kritik möglichst einfach verpackt. Viele Tracks auf "Paradajz Lost" sind so konzipiert, dass man von A bis Z zuhören muss, wenn man die ganze Geschichte mitkriegen will. Leider hat man bessere Chancen, die Leute von Anfang an zu begeistern, wenn man etwas macht, das simpler gestrickt ist. Irgendwie kann ich das aber verstehen - wenn ich auf eine Party gehe, will ich mir auch nicht unbedingt die Probleme dieser Welt reinziehen.

Sehen Sie sich als Weltverbesserer?

Keno: Ich hab meine Meinungen und meine Ansätze und versuche auch, mich daran zu halten. Aber ich bin kein Moralapostel, sondern eher jemand, der gerne beobachtet und die Dinge beim Namen nennt. Ich wurde in letzter Zeit in Bezug auf das Album oft als politisch bezeichnet, aber das sehe ich eigentlich gar nicht so. Ich glaube eher, dass das den Leuten so stark auffällt, weil es so viel Musik gibt, bei der die ganze Zeit einfach nur leeres Zeug gesagt wird. Ich finde, dass sich Rap eigentlich sehr gut dazu eignet, ungewöhnliche Themen anzusprechen.

Haben Sie das Gefühl, mit Ihrer Musik Dinge zu bewegen?

Keno: Musik ist Musik und als solches etwas sehr Geistiges. Um wirklich etwas zu ändern, braucht es sehr viele Taten, sehr viel Zeit und sehr viel Energie von Menschen, die die Dinge in Angriff nehmen. Da kann Musik bloß ein Soundtrack sein. Eine Hilfe und Unterstützung. Eine Demo macht tendenziell mehr Spaß, wenn auch eine gute Band spielt.

Apropos gute Band: Wann dürfen wir uns auf das neue Album von Moop Mama freuen?

Keno: Das kommt schon sehr bald. Wir stecken mitten in der Arbeit und wir planen die Veröffentlichung noch vor der Festivalsaison 2016.

Was darf man erwarten?

Keno: Ich hoffe, es wird ein richtig geiles Album. Wir basteln gerade ziemlich viel, haben gute Songs geschrieben und mit unserer Besetzung ziemlich ungewöhnliche Sachen ausprobiert. Auf dem neuen Moop-Mama-Album wird es Songs geben, die man von einer Brass-Band vielleicht so nicht erwartet.

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