Kienle bei Ironman-EM ohne Frodeno Favorit

Frankfurt/Main (dpa) · In Abwesenheit von Welt- und Europameister Jan Frodeno ist Sebastian Kienle am Sonntag bei der Ironman-EM der Star. Er sieht das Fehlen seines Freundes mit gemischten Gefühlen.

 Sebastian Kienle ist der Favorit auf den EM-Titel. Foto: Arne Dedert

Sebastian Kienle ist der Favorit auf den EM-Titel. Foto: Arne Dedert

Gerne hätte Sebastian Kienle seinen Kumpel und Konkurrenten Jan Frodeno nach der Ironman-EM eingeladen. Doch das Ritual der beiden besten Triathleten der vergangenen beiden Jahre, nach dem der Sieger eines Rennens dem Unterlegenen ein Essen ausgibt, fällt diesmal aus.

„Natürlich wäre es schön gewesen, ihn hier zu schlagen“, meint Kienle. „Ich hätte mich auf ein Rematch gefreut.“ Vorjahressieger Frodeno lässt die EM in Frankfurt aus. Nachdem er 2015 alles an Titeln gewonnen hat, was es zu gewinnen gab, jagt er in zwei Wochen bei der Challenge Roth nach der Weltbestzeit über die Langdistanz.

Kienle sieht Frodenos Fehlen mit gemischten Gefühlen. Es sei wie eine Fußball-Europameisterschaft ohne Weltmeister Deutschland, meint der Mann aus Mühlacker. „Jan ist mein Wunsch- und Angstgegner zugleich. Es wäre immer ein Rennen bis zum Allerletzten. Allein der Gedanke an Jan erzeugt Kraft und kostet mich Kraft.“

Kienle weiß, dass nun am Sonntag die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist. Er ist der große Favorit. Trotzdem ist er überzeugt: „In Frankfurt gibt es noch immer genug starke Athleten, um das eine würdige Europameisterschaft werden zu lassen.“ Sollte er siegen, „werde ich sicher nicht das Gefühl haben, den Titel geschenkt bekommen zu haben.“

Ob mit oder ohne Frodeno - mit einem Erfolg bei der EM würde Kienle ein deutliches Zeichen setzen. Das gelang ihm schon 2014. Damals wurde er in Frankfurt bei seinem ersten Sieg in einem Rennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen gleich auch Europameister.

Drei Monate später holte er sich beim Klassiker auf Hawaii auch den WM-Titel. Welt- und Europameister bei den Eisenmännern in einem Jahr - das war vor ihm noch niemandem gelungen. Ein Jahr später toppte Frodeno alles: Er wurde Ironman-Europameister, Weltmeister über die halb so lange 70.3-Strecke und triumphierte als erster Olympiasieger auch auf Hawaii.

Kienle, der zwei Tage nach der EM 32 Jahre alt wird, wurde 2015 zweimal Zweiter. Doch der Klassiker auf Hawaii endete mit einem enttäuschenden achten Platz. Das Rennen beschäftigte ihn lange. „Das tut einfach extrem weh, weil du weißt, dass du alles im Training gemacht hast, was nötig war. Und du hast sozusagen versagt, das abzurufen oder halt entsprechend umzusetzen.“

2015 hatte er - auch als Folge seiner Siege ein Jahr zuvor - viele Termine zu absolvieren. Dazu kamen Achillessehnenprobleme, die ihn plagten. Jetzt ist er wieder fit. Er hat - wie Frodeno - einen Physiotherapeuten verpflichtet. Vor der EM strahlt Kienle, der seit Ende 2015 verheiratet ist, Zuversicht aus. Er hat Vertrauen in die eigene Stärke und seinen Körper. „Ich bin sehr gut durch das Frühjahr gekommen. Die Vorbereitung lief bisher nahezu perfekt.“

Nun also Frankfurt. Ein Selbstläufer wird das Rennen für ihn nicht. Der Freiburger Andreas Böcherer, mit dem er bei Coach Lubos Bilek trainiert, ist in diesem Jahr ungeschlagen. Auch der Amerikaner Tim O'Donnell oder der Niederländer Bas Diederen werden gehandelt: „Es gibt einige Leute, die da auf jeden Fall mitspielen können.“

Die Revanche gegen Frodeno muss aber warten. Zum Duell kommt es erst am 4. September bei der 70.3-WM in Australien und im Oktober auf Hawaii. „Das wird nur noch interessanter, wenn ich da dann erst gegen ihn antrete“, sagt Kienle. Liebend gern würde er dann seinen Freund einladen.

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