Besonders junge Menschen sind angesprochen Hospiztag Trier – „Wir können auch über Gefühle sprechen“
Trier · Der 25. Trierer Hospiztag richtet sich in diesem Jahr besonders an junge Menschen. Es ist ein Gesprächs- und Hilfeangebot für alle, die selbst betroffen sind, in ihrer Familie oder im Freundeskreis mit schwerkranken oder sterbenden Menschen konfrontiert sind.
Es gibt Sätze, die verändern das Leben mit einem Schlag. „Ihr Kind ist unheilbar krank.“ Wenn Eltern diese Mitteilung bekommen, bricht für sie und auch die Geschwister in der Familie die Welt zusammen. „Von diesem Zeitpunkt an schwebt ein Damoklesschwert über jedem Tag“, sagt Elisabeth Schuh, Mitbegründerin des Vereins Nestwärme. „Unser Anliegen ist es, die Familien zu stützen, zumal ein solches Thema von anderen Menschen vermieden wird und die Betroffenen oft ausgegrenzt werden.“
Hospiztag Trier will sich Tabuthema nähern
Für die direkte Hilfe entsteht in Trier das Kinderhospiz. Dort werden nicht nur lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche medizinisch und pflegerisch betreut. Ein wichtiges Ziel ist es auch, mit einem umfassenden Beratungs- und Therapieangebot den betroffenen Familien zu helfen. Das innovative „Nest“ auf dem Petrisberg soll auch ein Begegnungszentrum sein, das für alle Menschen offensteht, die sich für dieses nicht leichte Thema interessieren.
Bis es so weit ist und das Gebäude in Betrieb genommen werden kann, werden allerdings noch mindestens 1,5 Jahre vergehen. Schuh: „Wir sind deshalb sehr froh, dass wir uns als Verein am Hospiztag beteiligen können. Im Angela-Merici-Gymnasium wird am 25. November ein niedrigschwelliges Angebot gemacht, um sich zu informieren und Fragen zu stellen.“
„Du gehst – ich bleibe noch“, ist das Motto für den 25. Trierer Hospiztag, an dem mehr als 25 Organisationen und Einrichtungen beteiligt sind. Monika Lutz gehört zu den Wegbereiterinnen der Hospizarbeit in Trier. „Anders als bei den bisherigen Hospiztagen im Robert-Schumann-Haus wollen wir bei dieser Veranstaltung besonders junge Menschen ansprechen“, berichtet die Fachberaterin für Traumatherapie über das Ergebnis der Vorüberlegungen und Diskussionen für ein neues Veranstaltungsformat. „Es geht bei allem auch darum, das Lebenswerte am Ende des Lebens zu entdecken.“
So entstand die Idee, an diesem Tag ein zwangloses und für alle Menschen offenes Angebot zu schaffen. „Wir gehen dorthin, wo die jungen Menschen sind.“ Das Angela-Merici-Gymnasium (Neustraße 35 in Trier) wird zu einem Markt der Möglichkeiten. Vereine und Einrichtungen des Hospiz- und Palliativnetzwerks informieren und beraten dort von 10.30 bis 16 Uhr. An den fünf Informationsinseln wird auch das Thema Ehrenamt eine Rolle spielen. In einer Lounge-Ecke besteht die Möglichkeit zu persönlichem Austausch und zu Begegnungen. Es gibt Glühwein, Kaffee, Softdrinks und Suppe. „Wir haben noch nie an einem Hospiztag Waffeln gebacken. Aber dieses Mal machen wir das.“
Wesentliche Elemente an diesem Tag werden vier interaktive Workshops sein (siehe Info), die jeweils am Vormittag und am Nachmittag ohne Anmeldung besucht werden können. Darjana Frömberg, Ambulanter Hospiz- und Palliativbertungsdienst der Malteser, verspricht: „Wir werden darauf achten, was die Menschen brauchen, die an diesem Tag kommen. Wir sind selbst gespannt darauf und für alle Themen offen.“ Die Workshops werden professionell geleitet. Auch darauf legen die Veranstalter wert.
Doch wie wird das schwierige Thema bei den jungen Menschen ankommen? Anna Scholtes (29) berichtet von Ängsten, die sie erlebt habe. „Ich war selbst betroffen und mit der Situation überfordert. Ich wusste nicht, ob ich die Erkrankung ansprechen sollte und was von mir erwartet wurde.“ Von der Veranstaltung erhoffe sie genau bei solchen Themen Hilfestellung. „Wir freuen uns, wenn wir an die Hand genommen werden, denn in der Schule ist das in der Regel kein Thema. Und hier können wir uns auch über Gefühle unterhalten.“
Hospiztag Trier: So kommt das Thema Hospizarbeit bei jungen Menschen an
Ausnahmen von der Regel gibt es allerdings, wie Waltraud Stahl berichtet. Seit 25 Jahren engagiert sie sich im Hospizverein Trier. Im Rahmen des Bundesprojekts „Hospiz macht Schule“ war die engagierte Seniorin im vergangenen Jahr in Schulen in Pfalzel und Gusterath. „Wir haben uns dabei an fünf Tagen mit Kindern über das Thema gesprochen.“
Doch diese Offenheit auch von Eltern, ihren Kindern zu erlauben, sich dem Thema Krankheit und Tod zu nähern, sei oft nicht vorhanden, bedauern die Initiatorinnen des Hospiztags. Deshalb werden ab sofort Postkarten und Flyer, die für die Veranstaltung werben, auch an Schulen verteilt. Fünf große Banner im Stadtgebiet weisen auf den besonderen Samstag hin, an dem der Weihnachtsmarkt in Trier viele Besucher in die Innenstadt ziehen wird. Er wird am 24. November eröffnet.
Auch Elisabeth Schuh hofft, dass der erwartete Besucherstrom auch Menschen in die Neustraße bringt. „Unser Angebot hier im AMG ist wirklich niedrigschwellig. Wir hoffen, damit die Hemmschwelle der Menschen zu überwinden. Denn das Thema interessiert im Grunde jeden.“
Wie wird der Tag? Klar wird das am 25. November erst gegen 15.30 Uhr sein. Dann wird das Improvisationstheater „SponTat“ aufgreifen, was an diesem Tag passiert ist.