Benefizprojekt Nestwärme-Kinderhospiz Innovativ und nachhaltig – Alles zum Bauprojekt Kinderhospiz
Trier · Die Pläne sind fertig. Mit der Baugenehmigung wird im November gerechnet. Dann kann es bald mit dem Neubau losgehen, in dem auch das Kinderhospiz untergebracht wird. Die Details sind beeindruckend.
Die Visualisierung lässt auf den ersten Blick erahnen, dass hier etwas Besonders entsteht. Auf einem 6000 Quadratmeter großen Hanggrundstück nahe dem Funkturm auf dem Petrisberg, das zum Wald abfällt, wird in den kommenden Monaten eines der interessantesten Bauprojekte in der Region Trier realisiert.
DAS PROJEKT Hier entsteht „Das Nest“, der neue Standort des Vereins Nestwärme. Wesentliches Element ist das stationäre und teilstationäre Kinderhospiz, in dem Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen und ihre Familien einen Platz zum Ausruhen und Kraftschöpfen finden werden. Anders als bei einem Erwachsenenhospiz geht es nicht in erste Linie darum, den letzten Lebensabschnitt schmerzfrei und möglichst harmonisch zu gestalten. „Im Kinder- und Jugendhospiz können sich die Familien auf die schönen Augenblicke konzentrieren, um die verbleibende Zeit so fröhlich und intensiv wie möglich zu erleben“, beschreibt Petra Moske, Vorsitzende des Vereins Nestwärme, das Ziel.
Die Betreuung der betroffenen Kinder und Jugendlichen – meist nur für einen begrenzten Zeitraum, bevor es wieder nach Hause geht – soll hier mit bester medizinischer und pflegerischer Ausstattung in einem erholsamen Ambiente erfolgen. Die Familien werden die Möglichkeit erhalten, in dem nahen Studentenwohnheim für einige Zeit einzuziehen. Dieses Gebäude hat die Stiftung Rehkids bereits vor drei Jahren gekauft. Nun stellen Nick und Nicole Reh 12 bis 14 Millionen Euro zur Verfügung, um ein Gebäude mit insgesamt 3500 Quadratmeter Nutzfläche zu bauen und das umgebende Grundstück als Park anzulegen.
Kinderhospiz, Nestwärme-Büros und ein Begegnungscafé
2000 Quadratmeter stellt die Stiftung dem Verein Nestwärme zur Verfügung, um das Kinderhospiz, Büroräume und ein Begegnungscafé unterzubringen. 1500 Quadratmeter werden sich auf 16 Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von 70 Quadratmetern verteilen, die von der Stiftung auf dem freien Markt vermietet werden.
DIE PLANUNG Die Bauvoranfrage für das Bauprojekt ist von der Stadt Trier bereits genehmigt. „Wir haben im Sommer auch die detaillierte Planung inklusive Fachgutachten eingereicht“, sagt Monty Klepzig. Der renommierte Architekt des international agierenden Büros Pasucha–Klepzig hat mit seinem Team das Nestwärme-Konzept für das Kinderhospiz in einen komplexen Entwurf umgesetzt, von dem auch die Verantwortlichen des Vereins begeistert sind. Es gebe Signale, dass die Baugenehmigung nicht mehr lange auf sich warten lasse.
Beim Grundriss stechen die organische Formen der Baukörper und die runden Ecken der Gebäude ins Auge. „Wir greifen damit auch die Form des Grundstücks auf“, sagt Klepzig. Das Gelände sei bei den Vorbereitungen für die Landesgartenschau vor 20 Jahren aufgeschüttet worden. „Diese Auffüllung bauen wir wieder zurück, sodass wir nur noch einen Meter tief unter das ursprüngliche Geländeniveau graben müssen.“ Das genügt für den Bau einer Tiefgarage unter dem Gebäude, das dreigegliedert sein wird. Das große Souterrain-Geschoss wird das eigentliche Nest. Das Kinderhospiz wird dort unterkommen, wo sich die Räume mit großen Glasflächen zum Wald hin öffnen.
An der abgerundeten Ecke, die in Richtung Haupteingang liegt, ist ein Begegnungscafé geplant. Nestwärme-Mitbegründerin Elisabeth Schuh: „Als Ort der Begegnung wird dieses Angebot sehr wichtig für die Familien, aber auch für alle, die sich unserem Thema nähern wollen.“ Es soll ein nicht kommerzieller Ort der Begegnung und Beratung auch für alle Menschen im Quartier werden.
Kinderhospiz Trier: Große Fensterfront zum Wald und ein großer Lichthof
Ein großer Lichthof ist Teil des Konzepts. Auf beiden Seiten davon werden sich auf dem begrünten Dach des Kinderhospiz-Komplexes ein zweigeschossiger Büroturm für die Nestwärme-Geschäfts- und Beratungsstelle sowie in Richtung Stadt ein viergeschossiges Gebäude mit Wohnungen erheben. Alle Gebäudeteile werden mit einer Holzfassade versehen. „Wir haben bewusst beide Bereiche komplett voneinander getrennt“, sagt Monty Klepzig. „Im Bereich der Wohnungen befinden sich ein eigener Eingang und die Zufahrt zur Tiefgarage. Zudem wird es insgesamt weitere 20 Stellplätze im Außengelände zur Straße geben.
NACHHALTIGKEIT Nicht nur an der Fassade, sondern auch bei den Fenstern und in den Gebäuden werde Holz eine große Rolle spielen, betont der Architekt. „Wir fühlen uns dem Gedanken der Nachhaltigkeit verpflichtet. Beheizt und auch gekühlt wird der Komplex mit Standard KfW 55 über eine Erdwärme-Solepumpe. Dafür muss rund 100 Meter in die Tiefe gebohrt werden. Deckenkühlung, Fußbodenheizung und mehrere Belüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind Elemente des Konzepts. Eine Solaranlage auch dem Dach des Wohnbereich wird Strom für den Betrieb der Kühlung und für die Speicher zum Laden von Elektroautos liefern.
Klepzig: „Das funktioniert nur, wenn alles zusammenspielt. Deshalb plant ein Ingenieurbüro die komplexe Steuerung.“ Zudem werde das Regenwasser auf dem Grundstück versickert. Im Bereich des Cafés sei unter anderem dafür ein kleiner Teich geplant.
SO GEHT ES WEITER Für die Realisierung des Projekts wird es keinen Generalunternehmer geben. Stifter Nick Reh: „Wir werden die Gewerke einzeln an die besten Anbieter aus der Region vergeben.“ Ziel sei es, Anfang April 2024 mit den Bauarbeiten zu starten. Davor stehen umfangreiche Erdbewegungen an. Auf den letzten Metern wird die Landesarchäologie dabei sein. Denn in diesem Bereich des Petrisbergs werden Reste eines römischen Heerlagers vermutet. Reh: „Wir werden eine Vereinbarung mit der Landesarchäologie treffen, um die Grabungszeit zu verkürzen.“ Der Bereich Kinderhospiz hat Priorität und soll im Juli 2025 fertig sein. Die Wohnungen folgen ein Jahr später.