Kinderschutz-Pilotprojekt startet: Krankenhäuser schauen genau hin

Trier · Bei Neugeborenen schauen inzwischen 20 rheinland-pfälzische Krankenhäuser genau hin: Gibt es Anlass zu Sorge um das Wohl der Babys, läuft ein Hilfsprogramm an. Im Trierer Mutterhaus gilt dies nun landesweit erstmals für Kinder jeden Alters.

 Baby.

Baby.

Foto: Jörg Lange

Der kleine Cordale aus Spangdahlem starb, weil sein Vater ihn zu Tode schüttelte. Ein anderes Baby aus der Eifel verhungerte, weil seine Eltern sich nicht genug kümmerten. Traurige Geschichten wie diese gibt es viele.

325 Fälle von Kindesmisshandlung verzeichnete die rheinland-pfälzische Polizei 2010 und 853 Fälle von Kindesmissbrauch.

Der rheinland-pfälzischen Familienministerin Irene Alt zufolge werden fünf Prozent aller unter Sechsjährigen misshandelt oder vernachlässigt. Ursache sei oft die Überforderung der Eltern - und die steigt Experten zufolge stetig. Immer mehr Familien sind auf Hilfe angewiesen. Das zeigen auch die Zahlen der Jugendämter, deren Kosten explodieren: In Trier stiegen die Ausgaben für Erziehungshilfe seit 2007 um fast 40 Prozent.

Um es nicht so weit kommen zu lassen, dass überforderte Eltern ihre Kinder quälen, investiert Rheinland-Pfalz 2012 rund 1,4 Millionen Euro in Vorbeugung. Seit Jahresanfang beteiligen sich 20 Geburtskliniken an dem Projekt "Guter Start ins Kinderleben": Fällt Hebammen, Ärzten oder Krankenschwestern auf, dass Eltern überfordert sind, bieten sie in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und anderen Partnern Hilfe an.

Neben drei Trierer Kliniken ist nun auch das Wittlicher Krankenhaus dabei, gegen das nach dem Tod Cordales und der Misshandlung eines weiteren Babys schwere Vorwürfe erhoben worden waren: Trotz Hinweisen auf Misshandlungen soll der zuständige Arzt nicht reagiert haben.

Alts Ziel ist es, das Angebot flächendeckend auszubauen. Die erste Klinik des Landes, die diese Hilfe nun nicht nur für Neugeborene, sondern für Kinder jeden Alters anbietet, ist das Trierer Mutterhaus, gefördert vom Land mit 15.000 Euro. Erfahrungen aus der Testphase zeigen den Bedarf: 2011 nutzten 45 Familien das Angebot, Tendenz steigend.

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