Kirchenaustritt per Mausklick: 3600 Luxemburger nutzen Angebot bisher

Luxemburg · 3600 Katholiken in Luxemburg haben sich in den vergangenen drei Jahren über eine von Kirchenkritikern gegründete Internetseite von der Kirche abgemeldet. Beim dortigen Bistum sieht man das aber gelassen. Man hat sogar ein eigenes Austrittsformular ins Internet gestellt.

"Bei uns in Luxemburg ist alles ganz anders", heißt es im Ländchen gerne, wenn es um die Besonderheiten und die Mentalität im Nachbarland geht. "Ganz anders" geht es in Luxemburg auch zu, wenn man aus der Kirche austreten will. Während es hierzulande ein offizieller Akt ist, geht das "drüben" ganz einfach - per Internet.

Vor drei Jahren haben Kirchenkritiker und Atheisten die Internetplattform www.fraiheet.lu gegründet. Dort können Austrittswillige ein Formular ausfüllen, die Initiatoren der Seite schicken es dann an die Bistumsverwaltung.

Hintergrund seien die zunehmenden Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gewesen, durch diese hätte die Zahl der Austrittswilligen ein Ausmaß angenommen, das "strukturelle Verbesserungen" erforderte, sagt Jerome Faber von der Luxemburger Allianz der Humanisten, Atheisten und Agnostiker (Aha), die zuständig ist für die Seite.

Einen finanziellen Vorteil bringt der Austritt in Luxemburg, anders als in Deutschland, übrigens nicht. In Luxemburg ist die Kirchensteuer in die normale Steuer integriert, und die muss auch zahlen, wer ausgetreten ist. Die Seite richte sich keinesfalls gegen Religion an sich oder gegen Gläubige, sondern an "Menschen, die beschlossen haben, die katholische Kirche Luxemburg aus persönlichen Gründen zu verlassen", heißt es auf der Startseite des Angebots. 3600 Austrittsgesuche habe man bereits an das Bistum weitergeleitet, sagt Faber. Rund 380.000 Katholiken gibt es in Luxemburg, was gut 86 Prozent der Bevölkerung entspricht.

Bistumssprecher Theo Peporte bestätigt, dass das Generalvikariat in den vergangenen drei Jahren "mehr als 3000 Austrittsgesuche" erreicht hätten, verweist jedoch gleichzeitig darauf, dass es im gleichen Zeitraum "etwas mehr als 7600 Taufen" gegeben habe. "Alle paar Wochen" treffe ein Umschlag mit Austrittsgesuchen ein, so der Bistumssprecher.

Nun könnte man meinen, dass die katholische Kirche im Nachbarland sauer ist auf die Initiative ihrer Kritiker. Doch offenbar sieht man es eher mit dem im Großherzogtum verbreiteten Pragmatismus. Es sei "vorteilhaft", dass fraiheet.lu der Kirchenverwaltung einen Teil der Arbeit abnimmt, "nämlich das Sammeln der Anträge jener, die eigentlich längst der Kirche den Rücken zugewandt haben und das nun auch offiziell bekunden", sagt Bistumssprecher Peporte. Es gebe aber auch einen Nachteil der Internetseite: "Viele Anträge sind unvollständig ausgefüllt, was zur Folge hat, dass wir aufwendige Recherchen in den Pfarrregistern machen müssen, um den Austrittswilligen zu ihrem Recht zu verhelfen."

Genau das wird von den Initiatoren der Plattform aber als Schikane empfunden. Das Bistum erschwere Austrittswilligen durch "fragwürdige Methoden den Weg in die Freiheit", kritisiert der Verband. So werde nun etwa eine Kopie des Personalausweises, der Wohnort der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt oder das genaue Datum der Taufe verlangt.

Bistumssprecher Peporte wehrt sich gegen den Vorwurf. Es gehe um die eindeutige Klärung der Identität des Antragstellers und um das Feststellen des Taufdatums oder den Taufort. Da diese Angaben oft fehlten oder unvollständig seien, habe sich das Bistum entschlossen, auf seiner Internetseite www.cathol.lu ein eigenes Austrittsformular zur Verfügung zu stellen. Dadurch, so Peporte, könne man "dem Wunsch nach Austritt auch schneller gerecht werden".

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