Knappen, Junker und feuriges Burgvolk

WELSCHBILLIG. An Hexennacht (30. April, gegen 20 Uhr) wird in Welschbillig etwas ganz Besonderes geboten. Der Verein "Ritterorden von Welschpilliche" veranstaltet an der Burg ein "Ritter-Schauspiel".

"Man müsste einfach mal was Neues, total Anderes machen", hatte sich Franz-Josef Hammes vor einigen Jahren vorgenommen. Seine "Eingebung" blieb nicht ohne Folgen, denn Hammes setzte sie schon wenig später in die Tat um: Am 10. Oktober 2001 trafen sich 13 "Gefolgsleute", um einen Verein der nichtalltäglichen Art zu gründen - die Geburtsstunde des "Ritterordens von Pilliche". Seitdem orientieren sich die Vereinsaktivitäten am 12. Jahrhundert, womit der Verein den Bezug zur Welschbilliger Burg schuf. Man wolle mit den Aktivitäten auch die Dorfgeschichte aufleben lassen, sagt der Vorsitzende Martin Schneider. Etwa nach dem Motto: "Wie war'ns, die alten Rittersleit", ohne den Anspruch auf eine historisch fundierte Wiedergabe der Geschehnisse zu erheben. Klar, dass die Vereinsmitglieder bei ihren Auftritten in Gewändern der damaligen Zeit erscheinen. Unter "Ihresgleichen" im Verein hört jeder auf einen speziellen Namen: Schneider nennt sich "Martin vom Spital". Alle 18 "Getreuen" haben einen "Vereinsnamen". Rechnet man "Kind und Kegel" dazu, kommt der Ritterverein locker auf 35 Mitglieder. Auch Ritter müssen sich erst hochdienen

Der Stand des Ritters aber fällt dem Bewerber nicht gleich in den Schoß: "Hochdienen" muss sich jedes neue Vereinsmitglied. Zum Ritter geschlagen wird der Bewerber erst, nachdem er seine Bewährungsprobe bestanden hat. Die Rangfolge ist genau festgelegt: Den Titel "Pilger" trägt der Ritter-Bewerber mit dem Eintritt. Es folgen: Knappe, Junker und schließlich Ritter. Bis dahin vergeht mindestens ein Jahr, denn nur zu den jährlich stattfindenden Turnier-Gelagen werden neue Ritter "geschlagen". Um den Schutzbefohlenen kümmert sich ein "Protektor". Dessen Aufgabe ist es, den Bewerber in der "Jagd und im Fischfang" auszubilden und ihm auch den Minnegesang beizubringen. Und wie ist es mit der Wegelagerei? Dazu schweigen sich Martin Schneider und der Trierer Nick Herzer, alias "Nikolaus von Kur Trier" dann doch lieber aus. Letzterer hat ein "Freies Schauspiel" zu Papier gebracht, das an Hexennacht am Petersplatz vor der Burg uraufgeführt wird - mit Gräfin Loretta von Sponheim (gespielt von Nancy Sellmann) und Erzherzog Balduin von Luxemburg (Guy Weber) als Hauptdarsteller. Historisch belegt ist die Handlung nicht, sondern das Publikum soll Spaß haben, erklärt Regisseur Nick Herzer. Es werde ernsthaft und fleißig geprobt, aber oft gehe es auch humorvoll zu, verrät Nancy Sellmann. Das Drehbuch sei verständlich geschrieben, daher falle es leicht, die Rollen zu lernen. Karin Haase steht der Gräfin als Hofdame zur Seite. Angespornt durch die große Nachfrage nach der "Hexenverbrennung" im vorigen Jahr, hatte sich der Ritterverein zu einer erneuten Aufführung entschlossen. Wie immer bei seinen Aktivitäten, soll auch diesmal der Erlös einem guten Zweck zufließen. Bisher engagierte sich der noch junge Verein in sozialen Dingen, beim Kindergarten und in der Jugendpflege.

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