KOLUMNE: Fehlende Beweise

"Auf Sportplätzen darf seit dieser Saison keinerlei Schmuck mehr getragen werden." Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Genau - vor wenigen Wochen haben wir an dieser Stelle schon auf die Regeländerungen zur neuen Saison hingewiesen.

Doch was vielleicht noch nicht allen ganz klar war: Die Regel gilt für jeden Fußballer. Und zwar für restlos jeden. Ob er in der Bundesliga aufläuft oder in der Kreisliga D kickt. Ob in der A-Jugend oder in der F-Jugend. Auch die Frauen sind von der Regel nicht ausgenommen. Apropos Regel - da es sich wie gesagt um eine eindeutige Regel handelt, kann eine Mannschaft nun Protest einlegen, wenn sich der Gegner nicht an die Regel hält. So geschehen in der Kreisliga D, im Spiel Arzfeld III gegen Bleialf II. Am ersten Spieltag standen sich beide Mannschaften gegenüber, Bleialf siegte mit 4:2. Wie man munkelt, hätte der Bleialfer Stürmer, der die entscheidenden Tore erzielte, ein Piercing getragen. Das jedenfalls behaupteten die unterlegenen Arzfelder und legten vor der Kreisspruchkammer Protest gegen die Spielwertung ein. Vorgestern Abend wurde der Fall verhandelt. Doch um es direkt vorweg zu nehmen: Als der Protest führende Verein merkte, "wo die Reise hingeht", zog er den Protest noch vor einer Urteilsverkündung zurück. Zur Ursachenforschung: Wie kam es zu dem Rückzieher? "Unser Spieler hatte das Piercing abgenommen und die offene Stelle einfach nur mit einem Heftpflaster abgeklebt", beteuert Achim Bender, Vorsitzender des SC Bleialf. "Unter dem Pflaster befand sich also kein Schmuck mehr." Und weil niemand dem Bleialfer Spieler das Gegenteil beweisen konnte (es war auch kein Volksfreund-Fotograf vor Ort), hätte ihm auch niemand den Regelverstoß nachweisen können. "Das ist sowieso lächerlich, dass man sich wegen solch eines Falles vor der Spruchkammer verteidigen muss", ist Bender empört. "Wo kommen wir denn da hin? Demnächst müssen wir dann vor dem Spiel auch noch die Bälle nachwiegen, um zu prüfen, ob sie das vorgeschriebene Gewicht haben." Doch zurück zum Schmuck: Um solche Proteste in Zukunft zu vermeiden, sind nicht nur die Schiedsrichter daran gehalten, die Fußballer vor dem Spiel auf Schmuck zu überprüfen. Vielmehr sollten auch die eigenen Mitspieler, Trainer oder Verantwortlichen der Vereine ein Auge darauf werfen, dass sämtliche Ohrringe und Piercings ausgezogen sind. Denn: Die Anstrengungen für einen Sieg können noch so sinnlos sein, wenn der nächste Gegner die Fotokamera eingepackt hat und den Regelverstoß nachweisen kann.

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